Die denkenden Wäler
»Schweberärger kommt langsam, dauert lange.« Ob nun die andauernden Stiche der Laser oder der Lärm der winzigen Gestalten in der Station sie dazu reizte, würde man wohl nie erfahren—jedenfalls begannen die Schweber zu reagieren. Ihre kürzeren, fast quarzähnlichen Fasern bewegten sich, bildeten komplizierte Muster. Instinktive Verteidigungsanordnungen, während das rote Licht von unten weiter nach ihnen stach. Die Sonne stand hoch am Himmel und war heiß. Aber in dem neu angeordneten Komplex kurzer Fäden konzentrierte sich das Sonnenlicht, wurde verstärkt und wieder verstärkt, durch ein Gewirr organischer Linsen hin und hergeworfen, die so kompliziert waren, daß selbst ein menschliches Auge, verglichen mit ihnen, eher primitiv wirkte.
Von den nächsten Schwebern schössen Strahlen ungeheuer konzentrierten Sonnenlichts auf die Station hernieder. Die Wände der Station waren hauptsächlich aus
Aluminiumwaben gefertigt, nicht aus Duralum. Und wo sie das Licht traf, schmolzen sie einfach weg und verbrannten, was hinter ihnen lag.
Hansen floh aus der Kuppel. Cohoma, Logan und der größte Teil des Personals taten es ihm gleich. Cargo blieb mit seiner Mannschaft und verfluchte ihr Ungeschick. Er kam nicht auf die Idee, daß die Gassäcke der Schweber aus Segmenten bestehen könnten. Er erkannte nicht, wie schnell sie sich ersetzten, wie schnell frisches Gas in den neuen Zellen entstand. Er begriff einfach nicht, wie hilflos die
Lasergewehre, mit denen man immerhin ein Shuttle oder ein Flugzeug abschießen konnte, gegen dieses Ding waren, begriff es immer noch nicht, als das verstärkte Licht des dritten Schwebers die Kuppel traf, das zähe Polyplexalum verschmorte, die Lasergewehre schmolzen, Stühle, Konsolen, Boden und Instrumente in Flammen aufgingen. Erst als er und die letzte Gewehrmannschaft zu Asche verbrannten, wurde klar, wie nutzlos sein Handeln gewesen war. Die verärgerten Schweber blieben noch eine halbe Stunde und trieben träge über der Station hin und her. Immer wieder jagten sie ihre konzentrierten Lichtstrahlen in die Ruinen, lange noch, nachdem die letzten verzweifelten roten Lichtstrahlen aus dem rauchenden Wrack nach oben gestochen waren.
Schließlich wurden sie müde, als das, was bei ihnen als Verstand diente, befriedigt war. Sie ließen die Station, mit Löchern und Pockennarben übersät, zurück und trieben träge wieder gen Süden, woher sie gekommen waren, während im Inneren der Ruine Dutzende kleiner Feuer flackerten. »Jetzt sollten wir Schluß machen«, polterte Losting. »Vielleicht sind noch einige übrig«, meinte Born. »Laßt uns warten, bis die Flammen ihr Werk beendet haben und die Sonne untergegangen ist.«
Wie es gelegentlich geschah, begann der Nachtregen an
jenem Tage schon bei Sonnenuntergang. Es war noch hell genug, um sehen zu können, als sie die Stationsruine betraten. Tropfen zischten, wenn sie das heiße Metall trafen. An einigen Stellen waren die Korridorwände unter dem Angriff der Schweber wie Butter zerschmolzen.
Die Jäger betraten den Außenkorridor mit schußbereiten Bläsern, wenn auch keiner damit rechnete, in der rauchenden Ruine noch etwas Lebendes zu finden.
»Selbst notwendiger Tod ist unangenehm«, meinte Born ernst und sog prüfend den Gestank verkohlten Fleisches ein. »Dies ist kein Ort, an dem man sich lange aufhalten soll.« Losting nickte und deutete auf den Weg, der die Station umgab. »Ich nehme diese Hälfte und treffe dich auf der anderen Seite. Je schneller wir hier ein Ende machen und den Heimweg antreten, desto besser fühle ich mich.« Born nickte zustimmend und entfernte sich in entgegengesetzter Richtung.
Der große Jäger wartete, bis sein Begleiter verschwunden war, ehe er Geeliwan folgte. Er fand nicht viele Leichen, die meisten waren unter Schutt und Schlacke begraben oder bis zur Unkenntlichkeit verkohlt.
Losting dachte über das Vernichtungswerk nach, das die Schweber getan hatten. Einmal hatte er zugesehen, wie ein neugieriger Photoide einen schlafenden Jäger mit einem baumstammdicken Tentakel sanft betastete und den Träumer dann in Frieden ließ und freundlich weiterschwebte. Er hatte auch einmal gesehen, wie ein erschreckter Wagetaucher einem der sonst sanft-mütigen Schweber einen Tentakel abgebissen hatte. Der Schweber hatte vor Wut und Schmerz den Baum des Fleischfressers in Stücke gerissen und seine obere Hälfte zersplittert, ehe er den Angreifer geröstet hatte. Er wünschte, es hätte eine andere
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