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Die denkenden Wäler

Die denkenden Wäler

Titel: Die denkenden Wäler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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sich die ungeheure Spannung des Blitzes in der erstaunlichen Innenstruktur des Baumes gleichmäßig verteilte. Einen kurzen Augenblick lang verstärkte sich die schwache Verteilung der Spannung, die der Baum gewöhnlich aufgebaut hatte, millionenfach. Unter normalen Umständen hätte das komplizierte Wurzelsystem des Sturmtreters die ganze Ladung in den Boden abgeleitet, damit Stickstoffoxide erzeugt und so den Boden der Umgebung angereichert. Aber diesmal zog etwas anderes die ganze Kraft der Entladung ab, lenkte sie durch den Abwehrschirm, den die langen tödlichen Blätter des Baumes bildeten.
    Der verblüffte Ingenieur erfuhr nie, daß seine Skalen und Geräte völlig richtig angezeigt hatten, erkannte nie die Ursache jener ersten rätselhaften Stromschwankungen. Born wußte nicht, was er erwarten sollte. Er hatte, wie er Losting erklärte, gehofft, das Schutzgewebe zu überfüttern, welches den Unterleib der Station bewachte. Statt dessen explodierten die drei Netze in dem Bruchteil der Sekunde, welche der Entladung folgte. Ein paar Sekunden lang flammten sie auf wie brennendes Magnesium, ehe sie zu schwarzer Schlacke zusammenschmolzen. Ferne Explosionen hallten über die dunkle Panta, in der Station flammten Lichter auf, blinkten hinüber zu den paar verblüfften Beobachtern, die sich am Waldrand hinter ein paar Blättern zusammengekauert hatten. Modulatoren blitzten und explodierten, waren außerstande, die ungeheure Überladung zu regulieren. Die Akkumulatoren schmolzen wie Butter in der Sonne und raubten der Station ihre Reserveenergie.
    Dreißig Millionen Volt bei hunderttausend Ampere ergossen sich in das Generatorsystem der Station und schmolzen jedes Kabel, das sie nicht kurzschlossen, jede Steckdose, jede Birne, jede Röhre und jedes Gerät. Eine einzige alles übertönende Eruption hallte durch die Station, als der Zentraltransformator und die Sonnenenergieanlage durch die Wand gerissen wurden.
    Der gleichmäßig trommelnde nächtliche Regen wurde von den Schreien der Verwirrten, der Verblüfften und der Verbrannten übertönt. Aber es gab keine Schreie langsam Sterbender. Alle, die den Tod gefunden hatten, waren wie der Ingenieur im Bruchteil von Sekunden elektrokutiert worden. Losting wollte losrennen. »Führen wir es zu Ende.« Born mußte ihn festhalten. »Vielleicht haben sie noch das rote Licht, das tötet, ehe ein Bläser geladen werden kann, Jäger.« Losting wies auf die zerdrückten, rauchenden
    Geschütztürme. Man konnte die Laserkanonen zwar reparieren, aber im Augenblick waren sie unbrauchbar. Die Drehmechanismen waren ausgebrannt.
    »Die nicht«, erklärte Born. »Aber vielleicht funktionieren die kleinen noch, die die Riesen wie Äxte tragen.« Er lehnte sich auf dem feuchten Ast zurück und blickte zum Himmel. »Was werden diese wilden ungewöhnlichen Geräusche am Morgen bringen, Jä-ger? Überlege! Was können Männer, die gleichzeitig schreien, herbeirufen?«
    Losting dachte nach, bis seine Augen sich weiteten. »Schweber, nicht Bunas . . . Photoiden.«
    Born nickte. »Sicherlich regen sie sich bereits.« »Aber diese Riesen haben doch sicher schon Photoidenschweber gesehen?«
    »Vielleicht auch nicht«, wandte sein Gefährte ein. »Ihre Skimmer sind leise, und die Photoiden selten. Nur Beute, die für einen Photoiden groß genug ist, macht auch genug Lärm, um welche anzuziehen. Daran habe ich nicht gedacht.« Losting lehnte sich zurück und legte die Hände auf die Knie. »Was macht es schon? Die Schweber werden keine Beute sehen und wieder wegfliegen.« »Das kann sein, Losting. Aber denk daran, wie die Riesen reagieren, wie Logan und Cohoma zuerst auf mich reagierten, wie sie in der Welt reagierten. Sie haben Angst, ohne den Versuch zu machen, zu verstehen, Losting. Und inzwischen haben sie sicher schreckliche Angst. Wir werden sehen, wie sie auf die Schweber reagieren.«
    Hansen trat nach den immer noch rauchenden Fragmenten aus Metall und Polyplexalum, die den ausgebeulten Boden bedeckten, und betrachtete das gähnende Loch, wo einmal die Kraftanlage der Station angebracht gewesen war. Pfützen verhärteter Schlacke waren alles, was von der komplizierten teuren Anlage übriggeblieben war. Sie war nicht zerbrochen, sie war einfach nicht mehr da.
    Ein sehr müder Blanchfort erschien. Wie alle anderen hatte auch er seit vielen Stunden nicht mehr geschlafen. »Berichten Sie«, seufzte Hansen.
    »Alles, was Energie aufnahm, ist entweder verbrannt oder zerschmolzen, Sir«,

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