Die denkenden Wäler
Cohoma und der staunenden Logan hin und her. »Eigene Pelziger?« wiederholte Logan. »Warum sollten wir?«
»Nun«, rezitierte Born, ohne nachzudenken, »jeder Mensch hat seinen Pelziger, und jeder Pelziger seinen Menschen, so wie jeder Blitzer seine Blüte, jeder Kabbl seinen Ankerbaum und jeder Pfeffermall seinen Resonator hat. Das ist das Gleichgewicht der Welt.«
»Ja, aber das erklärt immer noch nicht, wie ihr ihn gezähmt habt«, beharrte Cohoma und starrte dem inzwischen verschwundenen Fleischfresser nach.
»Zähmen«, wiederholte Born zweifelnd und runzelte die Stirn. »Das ist keine Frage der Zähmung. Pelziger mögen Menschen, und wir mögen Pelziger.« Er zuckte die Achseln. »Das ist natürlich. So war es immer.«
»Es hat gesprochen«, sinierte Logan. »Ich habe ganz deutlich gehört, wie er >Menschen< sagte.«
»Sehr intelligent sind die Pelziger nicht«, räumte Born ein, »aber sie können gut genug reden, um sich verständlich zu machen.« Er lächelte. »Es gibt Menschen, die weniger reden.«
Aus irgendeinem Grunde brachte dies die beiden Riesen dazu, eine lange Diskussion zu beginnen, die von komplizierten Ausdrücken wimmelte, die Born nicht verstand. Das beunruhigte ihn. Außerdem war es Zeit, den Nachhauseweg anzutreten, Zeit für die Bewunderung, die ihm gebührte.
»Wir müssen jetzt gehen, aber ich stelle eine Bedingung.« Diese halbversteckte Drohung reichte aus, um die Riesen aus ihrer Diskussion zu reißen. Beide starrten ihn an. »Was für eine Bedingung?« fragte Logan.
Born starrte Cohoma an. »Daß er mich nicht mehr >Kleiner< nennt, sonst nenne ich ihn jedesmal, wenn er ausgleitet, einen Tölpel.«
Cohoma lächelte säuerlich, aber Logan lachte laut. »Da hat er recht, Jan.« Letzterer brummte bloß, daß es Zeit wäre, sich auf den Weg zu machen, und kletterte dann hinter Born an der Wurzel hinauf. »Keine Zeit zu vergeuden«, fügte er mürrisch hinzu.
Während sie nach oben kletterten, dachte Born über
Cohomas letzte Bemerkung nach. Die Vorstellung »Zeit zu vergeuden« interessierte ihn persönlich, da man im Heim gewöhnlich nur ihn damit konfrontiert hatte. War es möglich, daß es noch andere gab, die ähnlich wie er über die Art und Weise nachdachten, wie man die Zeit verbrachte? Wenn ja, so war dies ein weiterer Grund, diese Riesen besser kennenzulernen. Und einige andere Gründe waren ihm bereits bewußt.
5
Ein breiter Streifen Waldes war rings um die gepanzerte Station mit ihrer Kuppel niedergebrannt worden, die in der größten Lichtung besser gesagt, der einzigen freien Stelle in der Waldwelt stand, eine silbergraue Blase, die sich aus einem grünen Meer erhob, als hätte sie ein kolossaler Taucher ausgeatmet, der weit unter der Oberfläche schwamm.
Das kreisförmige, von einer Kuppel bedeckte Bauwerk ruhte auf den abgesägten Stämmen von drei Säulenbäumen, deren glatt zurechtgestutzte Äste ein System von Streben und Stützen bildeten, das ebenso stark war wie jedes künstliche Tragegebilde, das man hätte konstruieren können. Irgendwann einmal würden die abgeschnittenen
Riesenbäume sterben und niederstürzen, aber bis dahin würde man die Station nicht mehr brauchen. Viel größere dauerhafte Bauwerke an anderer Stelle würden sie ersetzen, wie es der große Plan vorsah.
Die freigebrannte Zone rings um die Station sollte weitere Todesfälle verhindern, wie sie durch Angriffe der vielen Räuber des Waldes vor der Einrichtung der verschiedenen Verteidigungsanlagen an der Tagesordnung gewesen waren. Als die Ingenieure erkannt hatten, daß kein
Dschungelgeschöpf es wagte, eine frei unter dem Himmel liegende und damit auch fliegenden Raubtieren zugängliche Fläche zu überqueren, hatten sie den Dschungel mit Lasern viele Meter weit niedergebrannt, nicht nur in waagerechter Richtung, sondern auch einige Meter in die Tiefe. Zwei Bewohner der Station waren von fliegenden Raubtieren weggeschleppt worden, während sie sich auf der Promenade rings um die Station ergingen. Wieder wurden die Verteidigungseinrichtungen verstärkt, bis die Station einer kleinen Festung ähnelte. Eigentlich paßten die Laser und sonstigen Kanonen nur schlecht zu einem Bauwerk, das in erster Linie der Forschung diente. Die weniger tödlichen Anlagen befanden sich im Inneren des grauen Gebäudes. Und jenen Knoten von inneren Laboratorien sollte die waffenstarrende Außenmauer schützen.
Forschungstrupps zogen in bewaffneten Gleitern aus, um den endlosen Wald nach
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