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Die denkenden Wäler

Die denkenden Wäler

Titel: Die denkenden Wäler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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was den Menschen ge-schieht, nachdem sie gestorben sind«, murmelte er schließlich. »Ich kann dir das Langeher nicht beschreiben. Das wirst du ja heute abend sehen.«
    Eigentlich hatte Born sich bemerkenswert schnell erholt, stellte Cohoma fest. Er wich einem Buckel im Tungtankel aus, den er im Licht der Fackeln nicht gesehen hatte. Der Stamm strebte über einen gewundenen Pfad durch den finsteren Wald. Nun, von Leuten, die in einer so unwirtlichen Umgebung wie Born lebten, mußte man eigentlich solche Kraft erwarten. Nur daß es so schnell ging, wollte er nicht einsehen. Er machte zu Logan eine Bemerkung darüber. »So primitiv sind diese Leute einfach nicht«, sagte er und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Männer und Frauen vor ihnen. »Sie sind die Nachkommen der Leute eines vor langer Zeit gescheiterten Auswandererschiffes. Physisch sind sie mit Ausnahme ihrer Greifzehen etwa ebenso weit entwickelt wie wir. Ich begreife einfach nicht, wie sich ihre Körperproportionen in ein paar hundert Jahren so stark verändern konnten.« Er stieg über eine winzige dunkle Blume hinweg, die im Tungtankel wuchs. Sie enthielt einen giftigen Explosivdorn. »In weniger als nun höchstens zehn Generationen haben sie ein Sechstel ihrer Größe eingebüßt, diese Zehen entwickelt, eine enorme Veränderung in der Arm und Brustmuskulatur durchgemacht und eine gleichförmige Färbung von Haut, Augen und Haar erreicht. Die Evolution vollzieht sich einfach nicht so schnell!« Logan lächelte nur sanft und deutete nach vorne. »Schön, Jan, ich bin ganz deiner Meinung. Und wie willst du das erklären?«
    »Andererseits halte ich es für unmöglich, daß dies eine Parallelentwicklung ist. Die Unterschiede sind zu klein.« »Wie wäre es dann mit einer Mutation?« fragte Logan. »Ausgelöst vom Verzehr hiesiger Chemikalien in der Nahrung?« Sie deutete auf eine Dolde kugelförmiger dottergelber Früchte, die von lavendelfarberien Blütenblättern umsäumt waren.
    »Möglich«, räumte Cohoma schließlich ein. »Aber der Maßstab und das Tempo . . .«
    »Ja, schon«, unterbrach ihn Logan, »aber eine solche Mutation, verbunden mit der Notwendigkeit, sich schnell anzupassen oder zu sterben, könnte außergewöhnliche physiologische Aktivitäten auslösen. Wenn das Überleben auf dem Spiel steht, ist der Körper zu erstaunlichen Veränderungen fähig. Obwohl ich zugeben muß, daß dies der radikalste Fall wäre, der je entdeckt wurde. Trotzdem . . .« sie deutete in den Wald »wenn du die Berichte aus den Labors Tsingahns gesehen hättest. . .« Sie schüttelte staunend den Kopf. »Dieser Planet ist eine wahre Fundgrube neuer Lebensformen, ungewöhnlicher Molekülverbindungen und Pro-teinkombinationen. Es gibt Strukturen von Aminosäuren, die sich konventionell einfach nicht einordnen lassen. Dabei haben wir erst die Oberfläche dieses Waldes angekratzt, kaum die oberen Etagen erforscht. Wir haben nicht die leiseste Vorstellung, wie es dort unten aussieht. Aber wenn wir tiefer graben, werden wir ganz bestimmt. . .« Cohoma brachte sie zum Schweigen. »Ich glaube, jetzt soll etwas passieren.«
    Sie näherten sich einer braunen Wand, einem monolithischen Stamm, der so ungeheuer groß war, daß man sich kaum vorstellen konnte, einen natürlichen Organismus vor sich zu haben. Es war einfach unmöglich, daß etwas so Riesenhaftes wuchs, es mußte das Produkt menschlicher Hände sein. Die Gruppe begann an einem der größeren Äste entlang auszuschwärmen. Der Schein ihrer Fackeln spiegelte sich in der meterdicken Rinde.
    »Der Stamm muß an dieser Stelle gute dreißig Meter dick sein«, flüsterte Loganbeeindruckt. »Ich möchte wissen, wie dick er ganz unten ist.« Sie hob die Stimme. »Born!« Der Jäger blieb stehen, drehte sich um und wartete höflich auf sie, bis sie ihn eingeholt hatten.
    »Wie nennst du den da?« Sie wies auf den mächtigen Stamm. »Seine wahre Bezeichnung ist im Laufe der Generationen verlorengegangen, Kimilogan. Wir nennen sie die Bewahrer, weil sie die Seelen der Gestorbenen bei sich behalten und sie schützen.«
    »Jetzt begreife ich«, erklärte sie. »Ich habe mich gefragt, wie ihr eure Toten bestattet, da ihr ja nie zur Oberfläche hinuntersteigt. Und ich glaubte sicher zu sein, daß ihr sie nicht verbrennt.« Born sah sie verwirrt an. »Verbrennt?«
    »Ja, die Leichen verbrennt.«
    Ein jeder von Borns älteren Begleitern, Leser, zum Beispiel oder Sand, wären von dieser Vorstellung schockiert gewesen. Aber

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