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Die denkenden Wäler

Die denkenden Wäler

Titel: Die denkenden Wäler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Flüstern, und schließlich übertönte es der Regen. Born trat neben sie, als die Gruppe sich wieder in Bewegung setzte.
    »Was war das?« fragte Cohoma leise. »Wir haben es nur ganz undeutlich gesehen, als es an uns vorbeistürzte.« Zu seinem Schrecken stellte er fest, daß seine Hände zitterten. »Das ist wieder eine Spezies, die uns neu ist.« Die Feststellung, daß nicht all die Feuchtigkeit auf Logans Stirn vom Himmel gefallen war, tat ihm gut.
    »Einer der großen Nachtfresser«, teilte Born ihm mit, und sein Blick schweifte über die kohlschwarzen Wände, die sie umschlossen. »Ein Wagetaucher. Die wagen sich nicht an das Heim heran, wegen der Pollensäcke, aber wenn einem solchen Tier ein oder zwei Männer im Wald begegnen, dann kehren sie nicht zurück. Er war dabei, unseren Weg zu kreuzen, und hatte Hunger. Sonst hätte er nie angegriffen. Sie sind sehr kräftig, aber langsam einer Gruppe Jägern mit Pelzigem in keiner Weise gewachsen.« Letzteres murmelte er mit Befriedigung.
    »Hätten wir nicht warten können, bis es vorbei war?« erkundigte sich Logan. Born schien schockiert. »Das ist ein Begräbnismarsch. Nichts darf einen Begräbnismarsch aufhalten.«
    »Nicht einmal ein Akadinest?« murmelte Cohoma. Born sah ihn scharf an und seine Augen blitzten im Licht der Fackeln. »Warum sagst du das?«
    »Ich versuche mir, ein Bild von euren Maßstäben zu machen«, erklärte der Kundschafter, wohl wissend, daß Born ihn nicht verstehen würde, weshalb er ihm erklärte, daß es Dinge gab, die selbst ein großer Jäger nicht begreifen konnte. Logan ärgerte sich insgeheim über den Mangel an Takt, den ihr Partner an den Tag legte, und fragte deshalb schnell: »Ich habe mir jetzt schon ein paarmal überlegt, wie all diese Geschöpfe zu ihren Namen kamen. Haben deine Ahnen sie alle klassifiziert?«
    Born lächelte. Jetzt bewegte er sich wieder auf vertrautem Boden. »Wenn man jung ist, fragt man. Die Erwachsenen zeigen dann auf etwas und sagen, das ist ein Wagetaucher, das ist ein Okayfer und das ist die Frucht der Malpeseblume, die man nicht essen kann.«
    »Nach den Berichten der ersten hier gestrandeten Kolonisten«, murmelte Cohoma zu Logan gewandt, »die überhaupt nicht in der Lage waren, die üblichen
    wissenschaftlichen Klassifikationen vorzunehmen. Also blieben Namen hängen, die eher aus der Um-gangssprache als aus den biologischen Lehrbüchern stammten.« Born hörte das ganz deutlich; er hörte alles, wenn die Riesen ihre seltsam geheimnisvolle, leise Sprache gebrauchten. Aber wie gewöhnlich ließ er sich nicht anmerken, daß er es gehört hatte. Das wäre unhöflich gewesen. Obwohl er sich häufig wünschte, mehr von dem, was er hörte, zu verstehen. Die Prozession zog weiter. Einmal ertönte über ihnen eine Folge quietschender Laute und Schreie. Ein anderesmal näherte sich von unten ein Dröhnen, das von einem überlasteten Navigationscomputer hätte stammen können. Jedesmal wurden Jäger ausgeschickt, um die Herkunft dieser drohenden Geräusche zu erforschen, aber sie fanden nichts. Es kam zu keinen weiteren Angriffen in dieser Nacht. Endlich waren die letzten Stammesangehörigen, die von den Akadi getötet worden waren, der Welt zurückgegeben. Die letzten Worte wurden gesungen, das vorletzte Lied. Sie kehrten zum Heim zurück. Mit welcher Methode oder nach welchen Zeichen Borns Leute ihren Weg durch den Wald fanden, konnten weder Logan noch Cohoma erkennen. Jedenfalls waren sie in hohem Maße erleichtert, als die ersten blühenden Lianen mit jhrer Vielzahl rosafarbener Blüten und lederner Sporensäcke vor ihnen auftauchten. Erst später, als die ganze Gruppe sich wieder in der vertrauten Umgebung des Heimbaums befand und die letzten Fackeln gelöscht und die letzten Blattledervorhänge geschlossen waren, war da und dort ein halbersticktes Schluchzen, ein Weinen zu hören, das alle während des Langeher unterdrückt hatten. Die Dunkelheit legte sich über das Dorf, eine feuchte schwarze Decke, und schenkte ihnen barmherzigen Schlaf. So gab es niemanden, der die Bewegung am Rande der Bäume sah, niemanden, der sah, wie die langen Silhouetten sich aus ihrem scheinbaren Schlaf erhoben und sich ganz oben in den Ästen versammelten.
    Ein gutmütiger Schubs weckte ein schlafendes Junges. Drei Pupillen glänzten in der fast völligen Finsternis. Ruumahum stand vor Suv. Als Muf gestorben war, hatte man ihm dieses neue Junge zugewiesen. Es gab keine anhaltende Trauer über den Tod des anderen. Er

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