Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
die Detektivin in Jeans

die Detektivin in Jeans

Titel: die Detektivin in Jeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kreuter
Vom Netzwerk:
Mutter
starb in den Trümmern. Mein Mann wurde vom Kriegsende in Bayern überrascht. Er
befand sich gerade nach seiner Verwundung wieder auf dem Weg zu einer neuen
Einheit. Er floh, um nicht in Gefangenschaft zu geraten, und kam zu meinen
Eltern. Wir wohnten auf dem Land. Wir waren weitläufig miteinander verwandt,
deshalb suchte er uns auf. Als wir heirateten, zogen wir in die Stadt. Unsere
Ehe ging von Anfang an nicht gut.“
    Ich war zu jung für ihn, dachte
sie. Seine Kriegserlebnisse, mit denen er nie fertig wurde, trennten ihn von
mir. Er wiederum konnte mich nicht verstehen. Er hatte nie eine Jugend in
Freiheit, in Wohlstand, ohne Drill und ohne politischen Zwang kennengelernt. Er
begriff nicht, daß ich es als natürlich ansah, auf die Bedürfnisse der Kinder
einzugehen. Er schalt mich weichlich, sagte, ich verzöge die Kinder, wenn ich
mich dagegen wehrte, daß er sie zu streng, zu autoritär erzog.
    „Eines Tages ging mein Mann
fort“, sagte sie zu den Beamten. „Er schrieb mir, daß er irgendwo ein neues
Leben anfangen möchte. Unsere Ehe wurde geschieden. Ich habe nie wieder von ihm
gehört.“
    „Und seine Sachen? Haben Sie
ihm seine Sachen nachgeschickt — oder was haben Sie damit gemacht?“ fragte der
nette blonde Beamte und hob Rainers Matratze hoch.
    „Alles, was meinem Mann
gehörte, bewahrte er in einer Kiste auf“, sagte Frau Faber, erschöpft am
Türrahmen lehnend. „Die Kiste enthält Fotos, Kriegsandenken und ein paar
Sachen, die er aus der elterlichen Wohnung rettete.“
    „Wo ist die Kiste?“ fragte der
andere, ein älterer Beamter.
    „In der Abstellkammer. Sie ist
abgeschlossen. Mit einem Vorhängeschloß gesichert. Was soll denn das? Die Kiste
enthält nur unwichtige Dinge.“
    „Würden Sie uns die Kiste bitte
zeigen?“ bat der Blonde. „Hören Sie, Rainer war doch in der Nacht gar nicht zu Hause!
Wie kann er da die Pistole zurückgelegt haben?“ wandte Frau Faber verzweifelt
ein.
    „Sie wissen also doch von der
Pistole?“ fragte der ältere Beamte.
    Frau Faber wurde rot. „Ja...
Ich... Jetzt erinnere ich mich. Ich glaube, daß mein Mann damals so ein Ding
mitbrachte. Er befand sich doch auf dem Weg zur Front, als er sich absetzte.
Ich habe die Pistole später nie mehr gesehen. Ich habe Angst vor Schußwaffen.
Ich bat ihn, sie loszuwerden.“
    „Und Sie haben seine Sachen
nicht durchsucht, als er fortging?“
    Frau Faber straffte ihren
Rücken. „Nein!“ sagte sie hart. „Dieses Kapitel meines Lebens war
abgeschlossen. Ich habe ihm die Sachen aufgehoben für den Fall, daß er sie
abholen käme. Alles andere interessierte mich nicht.“
    „Und wo ist nun die Kiste?“
fragte der Blonde und trat in den Flur.
    „Die Kinder wissen nichts
davon!“ sagte Frau Faber verzweifelt. Sie war nicht sicher, ob Rainer und
Sandra nicht doch von der Kiste wußten. Kinder sind neugierig, überlegte sie,
und sie waren sich oft allein überlassen. Da war es möglich, daß sie die
Wohnung durchstöberten. Jetzt, wo die Beamten nach der Pistole forschten und
sie törichterweise die Kiste erwähnt hatte, bekam sie Angst. Sie hatte die
Pistole wirklich vergessen gehabt. Auch die Kiste. Warum hatte sie sie nicht
schon Vorjahren fortgeschafft?
    Der Blonde drehte sich zu ihr
um, sah, daß sie fahl aussah, daß die Frau sich kaum noch auf den Beinen halten
konnte.
    „Hören Sie, Frau Faber“, sagte
er beruhigend. „Wir möchten Ihrem Sohn doch helfen. Es liegt uns nichts daran,
einen Unschuldigen zu verdächtigen, sondern den wirklichen Täter zu ermitteln.
Zeigen Sie uns die Pistole. Wir werden sie untersuchen lassen. Falls sich
herausstellt, daß sie kürzlich nicht benutzt worden ist und daß die Kugel nicht
aus dieser Waffe stammt, sind wir doch einen gewaltigen Schritt weitergekommen.
Es würde Ihren Sohn weitgehend entlasten. Sehen Sie das nicht ein?“
    Frau Faber nickte. Sie ging den
Beamten ans Ende des Flures voraus und öffnete die Tür zur Abstellkammer. Es
war ein kleiner, fensterloser Raum. Frau Faber knipste die Deckenlampe an.
    Eingemachtes stand auf Regalen.
Schuhe lagen herum. Auf einem anderen Regal lag altes Kinderspielzeug,
Rollschuhe und Federballschläger. An der gegenüberliegenden Wand standen ein
Wäschekorb, ein Putzeimer, Schrubber, Besen, Mopp und ein Staubsauger. An der
Rückseite des Raumes waren Wolldecken, Matratzen und ein Kinderfederbett
aufgetürmt.
    Frau Faber räumte das
Federbett, die Matratzen und die Decken beiseite. Eine alte bunte Tischdecke
kam

Weitere Kostenlose Bücher