die Detektivin in Jeans
einlade?“
„Nein, du bist ja neu. Aber...“
Sandra legte eine bedeutungsvolle Pause ein. „Es wäre für dich natürlich eine
prima Gelegenheit, neue Freunde zu finden.“
Gesine nickte nachdenklich.
„Kann man auch zu einem Eis ins Café einladen?“
„Ich weiß nicht. Von uns hat
das noch niemand gemacht. Kostet doch auch genauso viel.“
„Meine Mutti kommt zu meinem
Geburtstag. Sie würde das bezahlen.“
„Dann kannst du es auch bei
euch zu Hause machen.“
„Ja, weißt du, ich glaube
nicht, daß das geht. Meine Großeltern sind darin komisch. Sie mögen nicht, daß
ich jemand mitbringe. Du hast sicher schon gedacht, ich sei zickig, weil ich
noch nie gesagt habe, du möchtest mit raufkommen.“
Sandra wußte nicht, was sie
dazu sagen sollte. „Ist ja noch Zeit bis zu deinem Geburtstag“, meinte sie
schließlich und wandte sich zur Tür.
Doch während sie durchs
Wohnzimmer zur Veranda ging, überlegte sie, daß sie mit Gesine auch nicht
tauschen möchte. Weg von zu Hause. Ständig unter Druck gehalten. Die Gesine war
ja wohl nicht zu beneiden.
Nachdem sie Kaffee getrunken
und geholfen hatten, den Tisch abzuräumen, schwammen Sandra, Joschi und Gesine
im Fluß, an dem Florian Seibolds Grundstück lag.
Als sie zurückkamen, waren
Rainer und Eva zu Freunden in der Stadt unterwegs. Die Erwachsenen spielten auf
der Veranda Karten.
Sandra, Joschi und Gesine sahen
sich vor dem Fernseher im Wohnzimmer eine neue Westernfolge an.
Danach gab es Abendessen.
Anschließend gingen Sandra und
Joschi zu Florian Seibolds Nachbarin, Frau Arnold, die von jedermann
Katzen-Marie genannt wurde, weil sie sich um herrenlose Tiere kümmerte. Sie
brachten ihr Geburtstagskuchen und Braten. Am Nachmittag war ihre Tür
verschlossen gewesen. Deshalb versuchten sie es jetzt erneut.
Gesine wäre gern mitgegangen,
doch sie blieb zurück, weil sie fand, jemand müsse Frau Faber helfen, das
Geschirr abzuwaschen.
Als sie fertig waren,
begleitete Frau Faber ihre Mutter in den Garten, um Blumen zu schneiden. Frau
Faber nahm immer gern einen Strauß mit nach Hause.
Gesine wollte gerade ins
Badezimmer gehen, als es am Haupteingang klingelte.
Da Herr Seibold sich in seinem
Arbeitszimmer befand, ging Gesine zur Haustür und öffnete.
Ein kleiner Junge stand
draußen. „Ich soll das Geld für die Himbeeren abgeben“, sagte er und reichte
Gesine fünfundzwanzig Mark in einem Zwanzigmarkschein und einem Fünfmarkstück.
Bevor Gesine noch etwas fragen
konnte, war er die Treppenstufen hinuntergesprungen und fuhr auf seinem Fahrrad
davon.
„War jemand da, Gesine?“ rief
Herr Seibold aus dem Hintergrund des Flures.
Gesine ging zu ihm. „Ein Junge
mit Geld für Himbeeren.“ Sie reichte es Herrn Seibold.
Herr Seibold nahm das Geld,
trat durch die offene Küchentür und legte es auf die Ablage des zweiteiligen
Küchenschrankes. Er schmunzelte. „Es gehört Frau Ansbach. Ich wollte die
Himbeerstauden ausrotten. Sie nehmen meinen Fichtenbäumchen das Licht. Frau
Ansbach war dagegen.“
Er rief Susi und ging auf die
Veranda, während Gesine im Badezimmer verschwand.
Sandra und Joschi kamen durch
den Garten gelaufen, zur Eile angehalten von Frau Faber, die zum Aufbruch
drängte. „In acht Minuten geht unser Bus. Wascht eure Hände. Beeilt euch. Wo
ist Gesine?“
„Hier“, sagte Gesine an der
Wohnzimmertür.
Sandra und Joschi liefen ins
Haus.
„Ich begleite euch zur
Bushaltestelle. Die Remouladensoße war sehr reichhaltig. Wir müssen uns
Bewegung verschaffen, was, Susi?“ sagte Herr Seibold.
„Die Soße war mit Joghurt
angemacht. Wenn man sich natürlich nicht zurückhalten kann...!“ bemerkte Frau Ansbach,
auf die seiner Gesundheit schädlichen Eßgewohnheiten anspielend. „Ich setze
besser schon mal Wasser für Kamillentee auf, während Sie unterwegs sind.“
Frau Ansbach umarmte ihre
Tochter und küßte Sandra. „Auf bald! Es war ein wunderschöner Tag für mich.
Wiedersehen, Joschi! Komm bald einmal wieder mit, Gesine! — Ach, eure
Kuchenpakete! Gesine, sei so lieb und hole sie aus dem Kühlschrank. Für deine
Großeltern habe ich auch eins zurechtgemacht.“
Gesine lief in die Küche,
während die anderen, von Frau Ansbach und Herrn Seibold begleitet, durch den
Garten zur Seitenpforte gingen.
Sie nahm die beiden Pakete aus
dem Kühlschrank. Als sie mit dem Knie die Tür zudrückte, fiel ihr Blick auf das
Himbeergeld, das Herr Seibold auf den Schrank gelegt hatte.
Ihr wurde heiß.
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