Die Deutschen
mit ihnen und mit den Rebellen zu tun gehabt haben.
Die beiden Matrosen Albin Köbis und Max Reichpietsch werden zum Tode verurteilt und am 5. September 1917 auf dem Schießplatz Wahn bei Köln standrechtlich erschossen.
Die Todesurteile gegen die Matrosen Weber, Beckers und Sachse verwandelt Admiral Scheer, der Chef der Hochseestreitkräfte, in je 15 Jahre Zuchthaus. Gegen die übrigen angeklagten Matrosen werden Strafen von insgesamt vierhundert Jahren Zuchthaus verhängt.
Chronik 1917–1918
Generalprobe einer Revolution. Der Januarstreik 1918
1917 August-Anfang September: Unter Führung der uspd kommt es im Gebiet von Halle-Merseburg zu großen Streiks. In den Leuna-Werken streiken 12000 Arbeiter.
3. September: Internationaler Jugendtag mit Streiks und Demonstrationen in mehreren Orten Deutschlands. Der Polizei gelingt es, die illegale Organisation der Jugendbewegung aufzudecken; sie nimmt zahlreiche Verhaftungen vor.
7. November: In Rußland siegt die Oktoberrevolution.
Mitte-Ende November: Die Spartakusgruppe ruft zu Friedensdemonstrationen auf. In Mülheim an der Ruhr, Leipzig, Halle und anderen Städten finden Streiks und Straßendemonstrationen statt. In Berlin werden Demonstrationen mit Waffengewalt aufgelöst und Demonstranten verhaftet.
1918 14.–22. Januar: In Österreich-Ungarn bricht eine politische Massenstreikbewegung aus, die sich gegen Eroberungspolitik wendet und Demokratisierung des Wahlrechts fordert.
28. Januar–4. Februar: In Berlin führen etwa 500000 Arbeiter einen politischen Massenstreik durch. Zum Streikprogramm gehören die Forderungen: sofortiger Friedensschluß ohne Annexion; Freilassung der politischen Gefangenen; bessere Nahrungsversorgung; Einführung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts in Preußen; Demokratisierung der Staatseinrichtungen; Bildung von Arbeiterräten. Die Streikbewegung breitet sich auf Hamburg, Kiel, Breslau, Halle, München, Nürnberg, Dortmund, Bochum und andere Industriegebiete aus; es streiken mehr als eine Million Arbeiter. Die sozialdemokratischen Führer Ebert, Scheidemann und Bauer treten in den Aktionsausschuß ein. Der Staatsgewalt, die außerordentliche Kriegsgerichte einsetzt, gelingt es, den Streik niederzuschlagen. 5000 Arbeiter werden zum Militärdienst gezwungen und tausende zu hohen Zuchthaus- und Gefängnisstrafen verurteilt.
1918 1. – 3. Februar: Auf Standsversuch revolutionärer Matrosen der österreichischungarischen Kriegsmarine im Kriegshafen Cattaro. Der Aufstand wird blutig niedergeschlagen.
Generalprobe einer Revolution. Der Januarstreik 1918
Sommer 1917. Zwei politische Richtungen stehen sich im deutschen Volk und im Deutschen Reichstag gegenüber: die Anhänger eines »Verständigungsfriedens« und die Verfechter des »Siegfriedens«. Inspirator und Motor der Siegfriedenspartei ist die Oberste Heeresleitung, deren nahezu unumschränkter Diktator der General Erich Ludendorff ist. Die lenkende Kraft der Partei des Verständigungsfriedens ist die oppositionelle Reichstagsmehrheit, der es allerdings an Entschiedenheit ebenso mangelt wie an einem überragenden Kopf. Herbst 1917. Die Oktoberrevolution der Bolschewiki in Rußland eröffnet für Deutschland völlig neue Perspektiven. Die Oberste Heeresleitung sieht mit dem völligen Zerfall der russischen Armee die Möglichkeit, alle Kräfte im Westen zu konzentrieren, in »Großschlachten« die englischfranzösische Front aufzurollen und damit doch noch den Sieg zu erzwingen. Die Mehrheit des Volkes erhofft sich durch die Friedensverhandlungen mit Rußland den ersten und entscheidenden Akt zur Beendigung des Weltkrieges.
Die deutschen Militärs und Diplomaten denken nicht daran, den Vertretern des bolschewistischen Rußland, denen sie in Brest-Litowsk gegenübersitzen, einen Frieden der Verständigung anzubieten. Sie werden auch nicht durch vertrauliche Berichte wie den folgenden beeindruckt, der dem stellvertretenden Generalstab in Berlin zuging: »Das russische Beispiel der Machterringung durch die Bolschewiki wirkt unter den Massen fanatisierend und könnte diese schließlich zu den größten Unbedachtsamkeiten hinreißen. Wenn die Waffenruhe mit Rußland nicht zum Frieden führt, ist die Enttäuschung unter den Arbeitermassen an der Front so groß, daß Schlimmes zu befürchten ist. Machen Sie sich immerhin auf eine große Arbeitsniederlegung im Januar gefaßt.«
Die Spartakusgruppe – eine Vereinigung entschiedener und kompromißloser
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