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Die Deutschen

Die Deutschen

Titel: Die Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Müller
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sollen.
    Erstens:

    Verschärfter Belagerungszustand!
    Bekanntmachung:
    »Auf Grund des Gesetzes über den Belagerungszustand bestimme ich: 1. Für das Gebiet der Städte Berlin, Charlottenburg, Berlin-Schöneberg, Berlin-Wilmersdorf, Neukölln, Berlin-Lichtenberg, Spandau und der Landkreise Teltow und Niederbarnim hebe ich bis auf weiteres den Artikel 7 der preußischen Verfassungsurkunde hiermit auf. 2. Für die genannten Gebiete setze ich hierdurch außerordentliche Kriegsgerichte ein. 3. Die außerordentlichen Kriegsgerichte beginnen ihre Tätigkeit am 2. Februar 1918 … (Artikel 7 der preußischen Verfassung der durch diese Verordnung aufgehoben wird, lautet: Niemand darf seinem gesetzlichen Richter entzogen werden. Ausnahmegerichte und außerordentliche Kommissionen sind unstatthaft.)«
    Zweitens:

    Bekanntmachung:
    »Die Ausstandsbewegung, in der ein Teil der Arbeiter von Groß-Berlin verharrt, beeinträchtigt die Versorgung des Heeres mit Waffen und Munition. Ich habe daher folgende Betriebe:
    1. Deutsche Waffen- und Munitions-Fabrik in Marienfelde, Lichtenberg und Wittenau
    2. Berliner Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft vorm. L. Schwartzkopff, Berlin
    3. A. Borsig in Berlin-Tegel
    4. Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft – Fabrik Hennigsdorf
    5. Argus Motor-Gesellschaft Berlin-Reinickendorf
    6. Flug-Verkehrs-Gesellschaft Johannisthal
    7. Daimler-Motoren, Zweigniederlassung Marienfelde unter militärische Leitung gestellt und den Arbeitern dieser Betriebe aufgegeben, die Arbeit spätestens Montag, den 4. Februar 1918, morgens 7 Uhr wieder aufzunehmen. Zuwiderhandelnde setzen sich schwerer Bestrafung nach den Vorschriften des Belagerungszustandes aus; die Wehrpflichtigen unter ihnen werden außerdem militärisch eingezogen werden.«
    Unterdessen geht eine Welle des politischen Massenstreiks über ganz Deutschland. In vielen Industriestädten streiken fast alle Rüstungsbetriebe, im Dortmunder Kohlenrevier sämtliche Zechen, in Kiel, Danzig und Bremen die Werften, in Hamburg die Vulkanwerft, in München der Kruppbetrieb, in Jena die Zeiss-Werke, in Kassel die Lokomotivfabrik Henschel. In Nürnberg ist der Ausstand vollständig. In anderen Städten finden Massendemonstrationen statt; zum Teil werden Arbeiterräte gebildet.
    Am 31. Januar wird die Lage in Berlin kritisch. Der Oberbefehlshaber in den Marken an die Berliner Bevölkerung: »Nachdem ich nunmehr den verschärften Belagerungszustand eingeführt habe, will ich die Bevölkerung nicht im Zweifel darüber lassen, daß ich jeden Versuch, die Ruhe und Ordnung zu stören, mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln unterdrücken werde. Ich warne daher jeden ordentlichen Bürger, sich irgendwie an öffentlichen Zusammenkünften zu beteiligen. Jedermann gehe ruhig seinen Pflichten nach und halte sich von Aufläufen fern. Bei dem Gebrauch der Waffe läßt sich ein Unterschied zwischen Ruhestörern und Unbeteiligten nicht machen.«
    Am 1. und 2. Februar setzen Massenverhaftungen ein. Die ersten Urteile des außerordentlichen Kriegsgerichtes werden bekannt. Die Militärkommandos stellen täglich 500–600 Arbeitern Gestellungsbefehle zu. Wer nicht Folge leistet, wird unter polizeilicher Bewachung in die Kasernen gebracht. Die Einberufungen gehen bald in die Zehntausende. Von der Firma Schwartzkopff werden allein 1400 Arbeiter eingezogen. Ein großer Teil des Berliner Arbeiterrates ist nach drei Tagen verschwunden.
    Richard Müller hält die Steigerung des Streiks in Berlin für möglich, nicht aber im Reich. So beschließt der Aktionsausschuß am 3. Februar den Abbruch des Streiks. Nach sechstägigem Masseneinsatz gehen die Berliner Arbeiter und Arbeiterinnen wieder in ihre Betriebe zurück. Auch die Streikbewegung im Reich verlischt.
    Lenin erklärte am 23. Juli 1918 über die Bedeutung des Januarstreiks
    »… Der Zauber der russischen Revolution fand in der ersten grandiosen Aktion der deutschen Arbeiter während des Krieges seinen Ausdruck, als diese auf die Brester Verhandlungen mit einem kolossalen Streik in Berlin und anderen Industriezentren reagierten. Diese Aktion des Proletariats in einem Land, das durch das Gift des Nationalismus und Chauvinismus in einen Rauschzustand versetzt worden war, ist eine Tatsache von erstrangiger Wichtigkeit …«

    Chronik Oktober 1918
    Revolution von oben. Herbst 1918

    1918 3. Oktober: Die Oberste Heeresleitung (ohl) fordert vom Reichskanzler die sofortige Absendung eines Waffenstillstandsangebotes an die Entente auf der

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