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Die Deutschen

Die Deutschen

Titel: Die Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Müller
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weiß … Ich habe Eure Sorgen im tiefsten Herzen empfunden … Aber wem verdanken wir dies letzten Endes? Wer hat davon schon bei Anfang des Krieges gesprochen, daß die deutsche Frau und das deutsche Kind ausgehungert werden sollten? Wer ist es gewesen, der den furchtbaren Haß in diesen Krieg hineingebracht hat? Das waren die Feinde! … Der Deutsche, der Germane, kennt keinen Haß … Der Haß zeigt sich nur bei den Völkern, die sich unterlegen fühlen … Jetzt kommt es auf die letzten Anstrengungen an; … unsere Feinde … versuchen … es mit der Zersetzung im Innern, um uns mürbe zu machen durch falsche Gerüchte und Flaumacherei … Aber ein jeder, der auf solches Gerücht hört, ein jeder, der unverbürgte Nachrichten in Eisenbahn, Werkstatt oder anderswo weitergibt, versündigt sich am Vaterland; der ist ein Verräter und herber Strafe verfallen, ganz gleich, ob er Graf sei oder Arbeiter … Wir haben ein schönes Wort, das uns die Heilige Schrift zuruft, das heißt: ›Alle Eure Sorge werfet auf ihn, er sorget für uns.‹ Dazu das andere Wort: ›Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes, so wird Euch solches alles zufallen.‹ … Wie können wir Gott gefallen und sein Herz erweichen? Dadurch, daß wir unsere Pflicht tun … Jeder von uns bekommt von oben seine Aufgabe zugeteilt, du an deinem Hammer, du an deiner Drehbank und Ich auf meinem Thron …
    Wir haben oftmals daheim und im Felde, in der Kirche und unter freiem Himmel ›Ein’ feste Burg ist unser Gott‹ gesungen … Ein Volk, aus dem ein solches Lied entstanden ist, das muß unbezwingbar sein … für Mich und Mein Verhältnis zu meinem Volk sind maßgebend meine Worte vom 4. August 1914: ›Ich kenne keine Parteien, Ich kenne nur noch Deutsche.‹ Es ist jetzt keine Zeit für Parteiungen; wir müssen uns jetzt alle zusammenschließen zu einem Block, und hier ist wohl am ersten das Wort am Platze: Werdet stark wie Stahl, und der deutsche Volksblock, zu Stahl zusammengeschweißt, der soll dem Feinde seine Kraft zeigen. Wer also unter Euch entschlossen ist, dieser meiner Aufforderung nachzukommen, wer das Herz auf dem rechten Fleck hat, wer die Treue halten will, der stehe jetzt auf und verspreche Mir an Stelle der gesamten deutschen Arbeiterschaft: wir wollen kämpfen und durchhalten bis zum Letzten. Dazu helfe uns Gott. Und wer das will, der antworte mit Ja! (Die Versammelten antworten mit lautem ›Ja‹.) Ich danke Euch. Mit diesem Ja gehe Ich jetzt zum Feldmarschall.«
    Unruhe treibt den Kaiser umher: Besichtigungen, Orden, Empfänge, Ansprachen …
    Inzwischen entwickelt Staatssekretär von Hintze seinen Plan einer »Revolution von oben«. Schon Mitte September hatte Hintze dem damaligen Vizekanzler Friedrich von Payer seine Überlegungen mitgeteilt. Payer berichtet darüber: »Herr von Hintze, der schon seit einer Woche oder zwei mir und, wie er mir mitteilte, auch dem Kanzler gegenüber die Ansicht vertreten hatte, wenn es mit der Verschlechterung unserer politischen und militärischen Lage so weitergehe, könne die Revolution von unten nur noch durch eine solche von oben vermieden werden, erklärte mir nun, nach seiner Meinung sei es angesichts unserer Lage und der Stimmung der Mehrheitsparteien wie des Volkes jetzt höchste Zeit, diesen Plan auszuführen.« Unter der Revolution von oben verstand Hintze, wie Payer weiter schreibt, daß »durch einen einsichtigen Entschluß von oben die Bildung einer auf dem Vertrauen der Volksvertretung beruhenden Regierung ermöglicht werde, mit deren Unterstützung er glaubte, zum Frieden kommen zu können. Diese Regierung mußte nach seiner Auffassung vor allem auch Sozialisten umfassen, wie er sich auch schon vorher bereit erklärt hatte, einen Sozialdemokraten als Unterstaatssekretär in sein Auswärtiges Amt zu nehmen.«
    29. September 1918: Schwärzester Tag in der Geschichte des deutschen Heeres im Ersten Weltkrieg. 10 Uhr Vormittag im Hotel Britannique in Spa. Ludendorff erklärt dem Staatssekretär von Hintze, daß der Krieg nicht mehr zu gewinnen sei und auf schnellstem Wege ein Waffenstillstand geschlossen werden müsse. Hintze entwickelt seinerseits seine Theorie von der »Revolution von oben«. Man einigt sich rasch und fährt zum Kaiser. Der Kaiser stimmt allen Vorschlägen zu und unterzeichnet einen mit dem 30. September datierten Erlaß, der die Ablösung des bisherigen Reichskanzlers und die Parlamentarisierung Deutschlands ankündigt. Das Gesetz zur Abänderung der

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