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Die Deutschen

Die Deutschen

Titel: Die Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Müller
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Staate bleiben solle. Röhm erklärt in einem Tagesbefehl: »Die sa ist und bleibt das Schicksal Deutschlands«. Blomberg antwortet im »Völkischen Beobachter«: »In engster Verbundenheit mit dem ganzen Volke steht die Wehrmacht in Treue und Manneszucht hinter der Führung des Staates«.
    In den Kreisen der sa rumort und gärt es. Die sa -Männer wollen sich mit den erreichten Erfolgen nicht zufriedengeben.
    Der »Stellvertreter des Führers«, Rudolf Heß, hält am 26. Juni 1934 in Köln seine Rede, die offenbar als Signal und Warnung gedacht ist. Er erklärt, daß er dem ersten Dutzend sa -Männer angehöre und seither den Führer in seinem Leid, in seinem Hoffen, in seinem Glauben und Siegen begleitet habe; er dürfe daher wohl behaupten, daß er den Führer und dessen Gedankengänge kenne wie kein anderer und daß er das geblieben sei, was er war: Nationalsozialist in seiner ursprünglichen Bedeutung. Nachdem er die Erfolge der nationalsozialistischen Herrschaft gepriesen hat, fährt er fort: Diesen Erfolgen gegenüber könne die »Wühlarbeit« der »Nörgler« nur als lächerlich bezeichnet werden. Heß warnt weiter vor Provokateuren, die unter dem Deckmantel einer »zweiten Revolution« zu hetzen versuchten. Ausländische Mächte hätten immer Deutschland durch Deutsche bekämpfen lassen; er erinnere in diesem Zusammenhang an 1918. Heute sei allerdings die Lage anders, da das deutsche Volk nun politisch geschult sei und eine einfache Warnung vor diesen »Phantasten mit Scheuklappen«, die sich in »Revolutionsspielerei« ergingen, genügen dürfte. Wenn Adolf Hitler es für nötig hielte, wieder mit revolutionären Mitteln zu arbeiten, dann dürfe es nur eine von ihm geleitete Revolution sein …
    Die Auseinandersetzung, die nun folgt, ist unter der Bezeichnung »Röhm-Putsch« bekanntgeworden. Hitler stellt der sa eine Falle. Er erklärt sich bereit, in Bad Wiessee an einer sa -Führertagung teilzunehmen. In der Nacht zum 30. Juni fliegt er nach München, rast im Auto nach Wiessee und läßt die in einem Hotel zusammengekommenen, noch schlafenden sa -Führer, Röhm an der Spitze, verhaften und in das Gefängnis München-Stadelheim bringen.
    Sechs Monate nach seinem freundschaftlichen Brief an Röhm, am 30. Juni 1934, erläßt Hitler folgende Verfügung: »Ich habe mit dem heutigen Tage den Stabschef Röhm seiner Stellung enthoben und aus der Partei und der sa ausgestoßen …«
    In den deutschen Zeitungen sind folgende offizielle Verlautbarungen zu lesen: »Zwischen vier Uhr morgens und den Nachmittagsstunden des 30. Juni 1934 wurde durch persönliches Eingreifen des Reichskanzlers und Obersten Partei- und sa -Führers Adolf Hitler sowie des im Auftrag Hitlers handelnden preußischen Ministerpräsidenten Göring eine Revolte hoher sa -Führer unter der Leitung des Stabschefs und Reichsministers Ernst Röhm niedergeschlagen. Nach amtlicher Mitteilung trat Röhm ohne Wissen Hitlers mit dem früheren Reichskanzler und Reichswehrminister General von Schleicher und über diesen mit einer auswärtigen Macht und gewissen reaktionären Kreisen in Verbindung, und zwar mit der Absicht, die Regierung zu stürzen. Röhm setzte sich anderseits mit einzelnen höchsten sa -Führern in Verbindung. Hinzu kam, daß Röhm und ein Teil der hohen sa -Führer durch krankhafte Veranlagung und lasterhaftes Schlemmerleben zu einer besonderen Clique zusammengewachsen waren, deren Benehmen der Partei und dem Staat schwersten Abbruch tat.«
    Röhm wird am nächsten Tag in seiner Zelle im Gefängnis Stadelheim erschossen, nachdem er sich geweigert hat, Selbstmord zu begehen. Dies ist der Auftakt zu einer dreitägigen Mordaktion, die nun im ganzen Reich einsetzt und weit über die sa hinausgreift. Anhand vorbereiteter Listen werden Gegner Hitlers umgebracht, frühere oder solche, die für die Zukunft als gefährlich angesehen werden.
    Am 12. Juli gibt Hitler vor dem Reichstag einen Rechenschaftsbericht: »Meutereien bricht man nach ewig gleichem eisernem Gesetz. Wenn mir jemand den Vorwurf entgegenhält, weshalb wir nicht die ordentlichen Gerichte zur Aburteilung herangezogen hätten, dann kann ich ihm nur sagen: in dieser Stunde war ich verantwortlich für das Schicksal der deutschen Nation und damit des deutschen Volkes oberster Gerichtsherr. Ich habe den Befehl gegeben, die Hauptschuldigen an diesem Verrat zu erschießen, und ich gab weiter den Befehl, die Geschwüre unserer inneren Volksvergiftung und der Vergiftung des Auslandes

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