Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann
Nach dem wunderbaren Goldfund glaube ich nun noch fester an Troja als zuvor. Ich bin mir sicher, dass mir bald die ganze Welt glauben wird, dass hier in Hissarlik der Krieg um Troja stattgefunden hat! Und dafür danke ich euch.« Er blickte Jannis, Nikos und Zoe überglücklich an. »Durch eure Mithilfe ist noch etwas anderes ans Tageslicht gekommen. Gleich heute früh untersuchten einige Polizisten aus Kumkaleh das Haus der Golddiebe. Sie stießen dabei auf die Leiche der alten Myrsini. Nun, diese Leute schreckten wohl vor nichts zurück. Wie es aussieht, ist die Alte keines natürlichen Todes gestorben, eine Schlange hat sie in den Hals gebissen, jetzt wird manprüfen, ob dafür nicht auch Aglaias Vater verantwortlich ist.«
Schliemann zog drei Umschläge aus seiner Jackentasche und überreichte sie den Kindern: »Ein kleines Dankeschön von mir.«
Einen weiteren Umschlag erhielt Spyros mit den Worten: »Auch du sollst belohnt werden, denn auch dir haben wir viel zu verdanken. Auf keinen Fall soll Elena einen armen Mann heiraten. Ihr beide habt euch ein wunderbares Beispiel an Paris und Helena genommen, aber euch wünsche ich von Herzen, dass ihr sehr viel glücklicher miteinander werdet.«
Jannis und Nikos blickten den Kyrie fragend an und Dimmi lachte laut los.
»Jungs, ihr erinnert euch wohl nicht an die Geschichte vom trojanischen Prinzen und seiner Geliebten? Eure Schwester hat da anscheinend ein besseres Gedächtnis, sie hat sich den alten Homer offenbar zu Herzen genommen, denn sie hat sich von ihrem Liebsten freiwillig entführen lassen, genau wie Helena, nicht wahr?« Er blinzelte Elena und Spyros verschmitzt zu.
Als sich nach dem aufregenden – und zu guter Letzt sogar fröhlichen – Tag die Brüder am Abend erschöpft, aber glücklich auf ihren Matratzen ausstreckten, sagte Jannis zufrieden: »Endlich wieder mal eine Nacht, die keiner von uns draußen verbringen muss!«
»Ja, und das verdanken wir dir!«, erwiderte Nikos ebensozufrieden. »Hättest du deine Mutprobe nicht doch noch so glänzend bestanden, wer weiß, ob wir uns dann nicht noch mal die eine oder andere Nacht in einem der ungemütlichen Gräben um die Ohren hätten schlagen müssen ...«
» Wir? Ich habe dort gesessen, damit du mich nicht mehr Hasenfuß nennst!«
»Ja, und ich? Ich musste auf dich warten! Schon deswegen werde ich dafür sorgen, dass dich niemand mehr so bezeichnet. Und falls doch, dann bekommt er es mit mir zu tun ...«
Jannis hörte die Worte seines Bruders schon nicht mehr. Er war längst zufrieden eingeschlafen.
Heinrich Schliemann sollte recht behalten. Am 31. Mai 1873 entdeckte er in einer Tiefe von 8,50 m hinter einem kupfernen Gefäß tatsächlich Gold, einen riesigen Goldschatz, den sogenannten Schatz des Priamos. Am Abend dieses ereignisreichen Tages notierte er in sein Tagebuch:
Ich stieß »... unmittelbar neben dem Hause des Priamos auf einen großen kupfernen Gegenstand höchst merkwürdiger Form, der umso mehr meine Aufmerksamkeit auf sich zog, als ich hinter demselben Gold zu bemerken glaubte. (...) Um den Schatz der Habsucht meiner Arbeiter zu entziehen und ihn für die Wissenschaft zu retten, war die allergrößte Eile nötig und, obgleich es noch nicht Frühstückszeit war, so ließ ich doch sogleich ›païdos‹ (...) ausrufen, und während meine Arbeiter aßen und ausruhten, schnitt ich den Schatz mit einem großen Messer heraus, was nicht ohne die allergrößte Kraftanstrengung und die furchtbarste Lebensgefahr möglich war, denn die große Festungsmauer, welche ich zu untergraben hatte, drohte jeden Augenblick auf mich einzustürzen. Aber der Anblick so vieler Gegenstände, von denen jeder einzelne einen unermesslichen Wert für die Wissenschaft hat, machte mich tollkühn und ich dachte an keine Gefahr.«
(Heinrich Schliemann, Trojanische Altertümer)
Anhang
»Ich habe im Leben immer mehr Glück als Verstand gehabt ...«
(Heinrich Schliemann)
H EINRICH S CHLIEMANN UND T ROJA
Heinrich Schliemann (1822–1890) war der Sohn eines Pastors und verbrachte seine Kindheit in Mecklenburg. Weil das Geld im Hause Schliemann knapp war, konnte Heinrich nicht studieren, sondern musste stattdessen eine Ausbildung zum Kaufmann machen, was ihm keinen großen Spaß machte. Trotzdem hatte er mit dem, was er tat, riesigen Erfolg, zumindest finanziell: Mit 41 Jahren war er durch seinen Beruf so wohlhabend geworden, dass er es sich leisten konnte, mit dem Arbeiten aufzuhören und stattdessen die Welt zu
Weitere Kostenlose Bücher