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Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Titel: Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Vry
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anderen einen Leinensack. Der griff in den Hohlraum und holte mit vollen Händen zahllose goldene Gegenstände daraus hervor. Danach schaufelte er die Erde zurück in das Loch, klopfte alles wieder fest und strich die Erde glatt. Gemeinsam betrachteten die Männer sein Werk. Der Dicke nickte zufrieden.
    »Perfekt! Alles sieht aus wie vorher. Niemand wirdirgendetwas vermissen oder vermuten, dass wir jemals hier waren! Jetzt aber nichts wie weg!«
    Er wollte sich gerade den Beutel über die Schulter werfen, die Hacke nehmen und nach der am Boden stehenden Öllampe greifen, als er plötzlich stutzte.
    »Was ist denn das?«, rief er. Er griff an die gegenüberliegende Erdwand. Jannis erstarrte, als er beobachtete, wie der Dicke mit spitzen Fingern den auffällig platzierten Holznagel daraus hervorzog. Wie hatte er bloß so unvorsichtig sein können?
    »Schau dir das an.« Der Dicke hielt das Holz in den Schein der Lampe und gemeinsam betrachteten die beiden Männer das unerwartete Fundstück.
    »Hier hatte jemand offenbar die gleiche Idee wie wir. Weißt du, was das bedeutet? Jemand weiß von dem Gold und hat sich die Stelle ganz genau markiert. Wie gut, dass wir schneller waren. Und klüger. Sieh mal, dieser Idiot hat nicht nur vergessen, das Gold zu holen, er hat sogar noch seine Unterschrift hinterlassen.« Bei diesen Worten zeigte der Dünne auf die tief und unübersehbar in den Holzstab eingeritzten Buchstaben: JS.
    Der andere knurrte unfreundlich: »Vergessen, das Gold zu holen? Das glaubst du doch wohl selbst nicht. Ich glaube eher, da ist uns jemand ganz dicht auf den Fersen. Lass uns endlich abhauen, sonst sind wir noch die größten Idioten von allen!«
    Und während der Dicke mit den Kuppen seiner klobigen Finger über die Kerben in dem hölzernen Stock fuhr, fügteer mit leiser und drohender Stimme hinzu: »JS, wer immer du bist, dich kriegen wir! Und wenn wir dich haben, wirst du dich so fühlen wie nach dem Biss einer Anthelion!«
    Daraufhin löschten sie die Lampe, und als sie sich entfernten, hörte Jannis nur noch das leise, eiskalte Lachen des Dicken.
    Er hockte wie erstarrt.
    Wie nach dem Biss einer Anthelion , hatte der Fremde gesagt ... Der Satz klang in seinen Ohren. Wie nach dem Biss einer Anthelion ...
    Nur langsam wurde ihm der Sinn dieser Worte klar. Das war nichts anderes als eine Morddrohung! Wer nämlich von einer solchen Schlange gebissen wurde, musste sterben, würde am folgenden Tag die Sonne nicht mehr aufgehen sehen, wie es der Name dieses gefährlichen Tieres besagte. Jemand wollte ihn lieber tot sehen als lebendig. Die Vorstellung erfüllte ihn mit panischer Angst.
    Seit die Männer den Graben verlassen hatten, waren nach Jannis’ Schätzung mehrere Minuten vergangen und es war nichts mehr von ihnen zu sehen oder zu hören.
    Zur Sicherheit zählte er leise und langsam bis hundert, »ena, dia tria ...« , dann erhob er sich, so gut es seine eingeschlafenen Arme und Beine erlaubten, aus seiner mehr als unbequemen Position. Tastend machte er sich auf den Weg in Richtung des rettenden Endes des tiefschwarzen Grabens.
    Nach einer Weile spürte er, dass der Weg langsam dieErdoberfläche erreichte. Er atmete erleichtert auf. Zitternd vor Kälte und Angst ließ er seinen Blick über das nächtliche Gelände schweifen. Obwohl sich der Himmel noch an keiner Stelle heller färbte, erschien ihm die Nacht hier oben weit weniger undurchdringlich als so tief da unten. Undeutlich konnte er die tiefschwarzen Umrisse einiger Bäume und auch das Grabungshaus des Kyrie Schliemann erkennen, das ruhig und verschlafen dalag. Tief gebückt schlich er vorwärts, mehr krabbelnd als gehend. Noch hatte er das rettende Ziel, den Weg jenseits der Grabung, wo er Nikos vermutete, nicht erreicht. Rund hundert Meter trennten ihn von dieser Stelle.
    »Halt!«
    Der Klang dieses Wortes ließ ihn erstarren. Er kniff die Augen zusammen und senkte den Kopf. Schreien schien ihm sinnlos und sogar unmöglich, denn jede Faser seines Körpers war wie gelähmt und gehorchte nicht mehr seinem Willen.
    »Hey, Jannis!«, sagte die Stimme, leise, aber freundlich. »Da bist du ja endlich!«
    Jannis wagte nun, den Kopf zu heben und die Augen zu öffnen. Schemenhaft erkannte er eine mittelgroße Gestalt vor sich. Er atmete tief durch. Selten zuvor war er bei dem Anblick seines großen Bruders so erleichtert gewesen.
    »Mensch, Nikos. Hast du mir einen Schrecken eingejagt«, flüsterte er, erhob sich und fiel dem anderen vor

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