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Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Die Differenzmaschine: Roman (German Edition)

Titel: Die Differenzmaschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson , Bruce Sterling
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silbernen Platten und Tafelaufsätzen und Elfenbeinbroschen und köstlichen vergoldeten Spieldosen mit Musikwalzen und Aufziehkurbeln. Und das war bei Weitem nicht das ganze Sortiment, nur ein kleiner Teil davon. Aber sie wusste auch, dass Aaron & Son bei alledem doch nicht wirklich elegant war, kein Geschäft, wo die besitzenden Stände kauften.
    Immerhin, konnte man in England mit Geld nicht alles erreichen, wenn man es schlau anfing? Eines Tages würde Mr. Aaron, ein schnurrbärtiger alter Handelsjude aus White chapel, eine Lordschaft haben, einen Dampfwagen mit seinem eigenen Wappen an der Tür. Das von der Radikalen Partei be herrschte Parlament würde es nicht kümmern, dass Mr. Aaron kein Christ war. Sie hatten auch Charles Darwin eine Lordschaft verliehen, und der sagte, dass Adam und Eva vom Affen abstammten.
    Der Aufzugführer, angetan mit einer französisch aussehenden Livree, stieß die ratternde Messingtür für sie auf. Mick folgte ihr hinein, sein Paket unter dem Arm, und schon ging es abwärts.
    Sie traten aus dem Kaufhaus in das Gedränge und Getriebe von Whitechapel. Während Mick einen Stadtplan aus dem Mantel zog und ihn konsultierte, blickte Sybil zu den wandernden Buchstaben auf, welche die Fassade des Kaufhauses entlangliefen. Ein mechanischer Fries, eine Art von langsamem Kinotrop für Aarons Reklame, hergestellt aus kleinen Stücken bemalten Holzes, die hinter facettiertem Glas von einem Mechanismus in verschiedenen Kombinationen zusam mengestellt wurden. LASSEN SIE IHR MANUELLES KLAVIER IN KASTNERS PIANOLA UMBAUEN , suggerierte der Reklametext.
    Die Stadtsilhouette im Westen von Whitechapel war borstig von Baugerüsten und Kränen. Ältere Häuser waren von Gerüsten überwuchert; was nicht abgerissen wurde, um Platz für Neues zu schaffen, wurde umgebaut, wie es schien. In der Ferne pufften die Dampfmaschinen von Baggern, und ein Vibrieren unter dem Straßenpflaster ließ gewaltige Maschinen erahnen, die einer neuen Untergrundbahn den Weg ebneten.
    Aber nun wandte sich Mick ohne ein Wort nach links und ging davon, den Hut auf dem rechten Ohr. Sie musste sich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten. Ein zerlumpter Junge mit einer nummerierten Blechplakette fegte schmutzigen Schnee von der Kreuzung. Mick warf ihm einen Penny zu, ohne den Schritt zu verlangsamen, und bog in die schmale Gasse der Butcher Row ein.
    Dann hatte sie ihn eingeholt und nahm seinen Arm; und schon ging es vorbei an roten und weißen halbierten Kadavern, die an schwarzen Eisenhaken baumelten, Rind und Hammel und Kalb; beleibte Männer in blutbefleckten Schürzen und mit massigen Oberarmen priesen ihre Waren an. Frauen drängten sich in Trauben vor den halb offenen Verkaufsläden, Flechtkörbe in den Armen. Hausdiener, Köchinnen, ehrbare Hausfrauen, die Mann und Kinder zu versorgen hatten. Ein rotgesichtiger, blinzelnder Fleischer hielt Sybil mit beiden Händen bläuliches Fleisch unter die Nase. »Hallo, schönes Fräulein, kaufen Sie Ihrem Herrn meine schönen Nieren!« Sybil zog den Kopf ein und schob sich an ihm vorbei.
    Abgestellte zweirädrige Karren drängten sich an der Bordsteinkante, wo fliegende Händler standen und mit heiserer, bellender Stimme Käufer anlockten. Ihre Jacken und Mäntel aus Cordsamt waren neben den Knöpfen aus Messing oder Perlmutt mit nummerierten Plaketten versehen. Mick behauptete allerdings, dass mindestens die Hälfte der Nummern falsch sei, übrigens genauso falsch wie die Gewichte und Maße der fliegenden Händler. Auf dem Pflaster waren mit Kreide säuberlich Vierecke markiert, wo die fliegenden Händler ihre Decken und Körbe ausbreiten konnten, und Mick erzählte ihr von den Methoden, mit denen die Händler schrum pelige Früchte ausfüllten und tote Aale zwischen die lebenden flochten. Sie lächelte über das Vergnügen, das ihm die Kenntnis solcher Dinge zu bereiten schien, während Marktschreier ihre Besen und Seifen und Kerzen feilhielten und ein missmutiger Drehorgelspieler beidhändig an seiner Maschine kurbelte und den Straßenlärm um ein rhythmisch leierndes Getöse aus Glockenklängen, Klavierdraht und Stahl bereicherte.
    Mick blieb neben einem Tisch aus Holzschragen mit einer darübergelegten Platte stehen. Dahinter saß eine blinzelnde alte Frau in einem weiten Kleid aus leichtem, wollseidenem Bombasin. Zwischen ihren dünnen Lippen steckte der Stummel einer Tonpfeife. Vor ihr auf dem Tisch angeordnet waren zahlreiche Phiolen mit einer dickflüssig aussehenden Substanz,

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