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Die Diktatorin der Welt

Die Diktatorin der Welt

Titel: Die Diktatorin der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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vom Rand des Platzes in die Stadt führten.
    Ken stand wie gebannt. Sprachlos starrte er auf den riesigen Kubus, auf dem das Bild des verwüsteten Inver-Tals noch ein paar Sekunden zu sehen war, bis es erlosch und die Wände des Tanks finster wurden.
    Er hatte Jernigans Stimme erkannt. Wie hatte Jernigan es fertiggebracht, seinen eigenen Kommentar in die offizielle Nachrichtensendung zu schmuggeln? Woher hatte er die Information, woher das Bild des verwüsteten Tals?
    Da, wo Ken stand, war der Menschenstrom nicht so dicht. Es gab keinen Tunnel in der Nähe. Er hatte keine Mühe, seine Position zu behaupten, obwohl er zu zweifeln begann, daß Jernigan je zu ihrer Verabredung erscheinen würde. Die Straßen, die vom Platz wegführten, waren von wütenden, randalierenden Horden erfüllt. Das Funkleitsystem mußte längst abgeschaltet sein. Kein Fahrzeug würde sich in das Durcheinander wagen.
    Er erschrak, als ein hochbordiger Laster plötzlich neben ihm hielt. Die Tür des Führerstands glitt auf. Aus dem Dunkel hinter der Tür kam Jernigans Stimme:
    »Steigen Sie ein! Wir haben Eile!«
    Ken gehorchte. Waale Hills saß am Steuer, neben ihm, die Umhängetasche an der Seite, Alf Jernigan. Der Wagen ruckte an, löste sich vom Straßenrand und suchte sich vorsichtig einen Weg durch den Strom der entrüsteten Bürger, der allmählich zu versiegen begann, als der große Platz sich leerte.
    »Was, zum Donnerwetter, war das?« fragte Ken.
    »Ein kleiner Kunstgriff«, antwortete Jernigan, »nur mit Waales Hilfe ausführbar. Ein Techniker der offiziellen Nachrichtenstation konnte bestochen werden, ein Teil des für die heutige Vorführung bestimmten Bandes gegen ein anderes auszuwechseln. Auch das Bild des Inver-Tals stammt aus Waales Archiv. Waales Familie lebte im Inver-Tal, als sich die Katastrophe ereignete. Seine Frau und drei Kinder gehörten zu den wenigen Überlebenden. Sie hatten Verdacht geschöpft und machten kein Hehl daraus, daß sie keinen einzigen Volksfeind, wohl aber ein mörderisches Unwetter gesehen hatten. Nenu sperrte sie ein und sorgte dafür, daß sie von der Bildfläche verschwanden. Waale selbst kam nur deswegen mit dem Leben davon, weil er zur Zeit der Katastrophe nicht zu Hause gewesen war.«
    Die Bestechung des Nachrichtentechnikers hatte fünfhunderttausend ESV gekostet und war überhaupt nur deswegen möglich gewesen, weil zu dem für die Übertragung vorbereiteten Nachrichtenband mehr als ein Dutzend verschiedener Techniker Zugang hatte, so daß Jernigans Mittelsmann hoffen konnte, unentdeckt zu bleiben. Die Summe, die er empfing, reichte aus, um genug neugierige Polizisten zu bestechen, so daß er von der Untersuchung nicht allzuviel zu befürchten hatte. Das Geld stammte aus Waales Tasche. Sein Posten als Hoflieferant hatte ihn zu einem reichen Mann gemacht, und er war gewillt, auch den letzten Sub-E dafür auszugeben, daß Nenu ihrer gerechten Strafe zugeführt wurde.
    Der Aufruhr breitete sich rasch über die Stadt aus. Die Zahl der Polizeifahrzeuge mit offen aufgesessenen Polizisten mehrte sich erschreckend. Wo sie erschienen, steigerte sich der Lärm zu frenetischem Geheul. Steine flogen, provisorische Brandbomben wurden gegen die Wagen geschleudert. Die Polizisten machten von ihren Waffen freizügigen Gebrauch. Hinter ihnen blieben Reihen von Verwundeten und Toten zurück. Aber manchmal fand auch eines der Wurfgeschosse sein Ziel, und wann immer das geschah, brach die Menge in Jubelrufe aus.
    Die Stadt war reif für die Revolution. Sie war es schon vorher gewesen – Jernigans Botschaft hatte nur den letzten Anstoß gegeben.
    Es bestand kein Zweifel, daß Jernigans Absicht erreicht werden würde. Um den Aufruhr zu kontrollieren, brauchte Nenu jeden Polizisten, den sie hatte. Sie würde einen Großteil ihrer Palastwache zur Bekämpfung des Aufstands abkommandieren müssen.
    Waale fuhr nordwärts. Sie kamen durch vornehme Wohnbezirke, die die Revolte noch nicht erreicht hatte. Gruppen diskutierender Bürger standen an den Straßenrändern, aber noch herrschte Ruhe. Ein Polizeifahrzeug mit dem Palastwappen auf der Seite kam Waales Laster entgegen. Die Polizisten mit ihren farbenprächtigen Uniformen gehörten zu Nenus Palastwache. Jernigan warf Ken einen bedeutungsvollen Blick zu.
    Der Palast, der sonst in strahlendem Licht erglänzte, war heute dunkel. Nenu hatte es vorgezogen, die Aufmerksamkeit der Bevölkerung nicht unnötig auf ihren Wohnsitz zu lenken.
    Fünf Minuten, bevor sie die

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