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Die Diktatorin der Welt

Die Diktatorin der Welt

Titel: Die Diktatorin der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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einzelnen vorhatte. Er besprach einige Einzelheiten, von denen Ken wenig verstand, mit Waale. Waale war mit allem einverstanden. Aus der kurzen Unterhaltung ging hervor, daß Waales Familie aus politischen Gründen angefeindet worden war. Waales Frau und drei seiner Kinder waren tot. Er selbst verdankte seine verwachsene Gestalt der Mißhandlung durch Nenus Sicherheitspolizei.
    Ken erhielt die Anweisung, sich am morgigen Abend bei Sonnenuntergang an der Nordseite des Platzes der Hauptbürgerin einzufinden, einer Aussparung von etwa einem halben Quadratkilometer in der Stadtmitte, wo sich um diese Zeit eine große Menschenmenge zu versammeln pflegte, um in einem großen Videotank die neuesten Nachrichten und Propagandaparolen zu sehen.
    Waale verabschiedete sich kurz darauf. Jernigan bestellte sich ein Abendessen und verzehrte es hastig, seinem auf organische Basis abgestimmten Energiegenerator damit den nötigen Brennstoff zuzuführen. Er trank auch zwei Gläser eines scharfen alkoholischen Getränks, weil, wie er sagte, die Umsetzung des Alkohols mit festen Nahrungsstoffen die energetische Ausbeute förderte.
    Dann verabschiedete er sich. Er wünschte Ken eine erholsame Nachtruhe und bemerkte, unter der Tür stehenbleibend:
    »Wir werden morgen ein Schauspiel zu sehen bekommen, das Nenus Selbstherrlichkeit ganz erheblich erschüttern sollte.«
     
    *
     
    Ken verließ das Hotel um vierzehn Uhr, knapp eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang. Der Platz der Hauptbürgerin war nicht weiter als zehn Gehminuten entfernt. Sobald er die Hauptverkehrsstraße erreichte, hielt er sich im Gedränge des Fußgängerstroms. Die Anwesenheit so vieler Menschen gab ihm ein Gefühl von Sicherheit.
    Zu dieser Zeit des Tages, der wie auf der Erde in fünfundzwanzig Stunden eingeteilt war, schlossen die großen Fabriken und Büros ihre Türen. Der Verkehrsstrom erreichte sein Maximalvolumen. Trotz aller Unzufriedenheit mit der Politik der Regierung bewegten sich die meisten Verkehrsteilnehmer in Richtung des Platzes der Hauptbürgerin, um dort, wie es ihnen empfohlen worden war, den neuesten Tagesnachrichten und politischen Weisungen zu lauschen.
    Die Sonne war hinter den Häusern verschwunden, als Ken den Nordrand des Platzes erreichte. Der Platz war kreisrund und von etwa achthundert Metern Durchmesser. Eine breite Ringstraße führte an der Peripherie entlang, der Platz selbst war jedoch ausschließlich den Fußgängern vorbehalten.
    In der Mitte des Platzes erhob sich der große Tank, ein riesiges Gebilde so hoch wie ein fünfstöckiges Bürohaus. Er war im Prinzip würfelförmig, aber die Seiten des Würfels waren nach außen gewölbt, um auch seitwärts Stehenden verzerrungsfreies Sehen zu ermöglichen. Ein Platz von achtzig Metern Durchmesser um den Kubus herum war durch Seile abgesperrt.
    Als Ken eintraf, hatte die tägliche Nachrichten- und Propagandaschau noch nicht begonnen. Von den Seiten des Tanks leuchtete in bläulichem Glanz das Zeichen des Chi-Bar, die gesamte Seitenfläche überspannend und beeindruckend in seiner erdrückenden Größe. Schrille Militärmusik gellte aus Hunderten von Lautsprechern. Die Menge auf dem Platz bewegte sich unruhig, als sich jeder bemühte, einen möglichst günstigen Platz zu finden. Das riesige Rund des Platzes der Hauptbürgerin war bis auf den Würfel völlig kahl. Kein Baum, nicht einmal ein Strauch verdeckte den Bürgern die Aussicht auf die Weisheiten, die ihnen vom Tank her dargeboten wurden.
    Ken unterquerte die Ringstraße in einem der Fußgängertunnel. Auf der anderen Seite hielt er sich ein Stück in westlicher Richtung, bis er der Mündung der Straße gegenüberstand, aus der er gekommen war. Das war die Stelle, an der Jernigan ihn abholen würde.
    Die Schau begann um vierzehn Uhr dreißig. Der Himmel war finster, und die wenigen Fluorlampen an der Peripherie des Platzes taten nichts dazu, um die Lichtflut von den Seitenflächen des Videotanks zu mildern. Ein Mann in strammer Haltung und makellos geschneiderter Uniform erschien überlebensgroß im Innern des Tanks. Die Aufnahme war geschickt gemacht. Man sah nur den Mann, nichts von seiner Umgebung. Er schien in einer Wolke diffusen Lichts zu schweben.
    »Guten Abend, Bürger und Bürgerinnen«, drang seine wohlklingende Stimme aus den Lautsprechern. »Wie immer haben wir uns auch heute versammelt, um ein Resümee des Tages zu ziehen, der sich zu Ende neigt. Um zu erfahren, was sich auf unserer Welt an diesem Tag ereignet hat und

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