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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Klang Trost gefunden. Vielleicht waren das gar keine echten Erinnerungen.
    Als sie das Frauenhaus erreichte, ging sie direkt auf ihr Lager zu, legte sich angezogen auf ihr Bett und zog die Decke bis über den Kopf. Doch der erlösende Schlaf wollte nicht kommen.
    Sie sah sich über eine Brücke laufen, die Röcke gerafft. Auf dem Hof waren viele Menschen versammelt. Da kam er auf seinem Rappen durch das Tor geprescht und sprang aus dem Sattel. Sie hörte sein Lachen und die warme Stimme, die sie begrüßte.
    Tränen rannen über ihre Wangen. Es war vorbei. Der Traum löste sich auf. Für einen Moment war es, als würde sie zurücktreten und den ganzen Hof und die Gebäude rundherum betrachten. Moment. Diesen Ort kannte sie. War das nicht...?
    »Was ist denn geschehen?« Eine Hand griff nach ihrer Decke und hob sie hoch. Jeannes Gesicht schwebte mit besorgter Miene über ihr. »Warum weinst du? Was haben sie dir getan?« Jeanne ließ sich auf der Kante des Bettes nieder und streichelte Elisabeths Wange.
    »Willst du es mir nicht erzählen?« Jeanne musterte sie aufmerksam. »Hat er dich geschlagen?«
    Elisabeth schüttelte den Kopf und wischte sich die Tränen von der Wange. »Nein, er war alt und fett und hat keine gro ßen Ansprüche gestellt. Man musste... nun ja... sogar ein wenig Hand anlegen, um ihn zu wecken.«
    Jeanne lächelte. »Ja, das kommt vor. Wer war er? Ein hoher Kirchenmann, der sich lieber nicht bei uns im Haus zeigt?«
    Elisabeth nickte und verriet Jeanne, dass der Dompropst persönlich sie für einen päpstlichen Legaten hatte kommen lassen. »Als Gastgeschenk, könnte man sagen.«
    Jeanne schüttelte nur den Kopf. »Es ist doch überall das Gleiche. Sie predigen Wasser und trinken selber Wein. Das habe ich schon als Kind bei unserem Vikar erleben dürfen. Er war nicht nur der dickste Mann im ganzen Dorf. Es war auch allgemein bekannt, dass er die Absolution bei schönen Mädchen an gewisse Bedingungen knüpfte. Aber was soll man sich Illusionen machen. Wir brauchen ja nur zur Festung hinaufzusehen, die über unserer Stadt thront. Dann sehen wir, was die Männer der Kirche aus den Lehren des Heilands machen!«
    So redeten sie noch eine Weile. Jeanne kam nicht mehr auf ihre Frage zurück, warum Elisabeth geweint hatte, und Elisabeth war dankbar dafür. Sie wusste nicht, ob sie darüber hätte sprechen können - und eine Lüge wollte sie Jeanne auch nicht auftischen. War ihr Leben nicht so schon falsch und lügnerisch genug?
     

Kapitel 17
    Es wurde Herbst. Der Himmel verdüsterte sich, und der Wind jagte dunkle Wolken von Westen heran, die ihre Regengüsse auf Würzburg herabprasseln ließen. Bald würden die Tage vorbei sein, an denen die Frauen draußen auf der Bank vor dem Haus ihr Frühmahl genießen oder den kleinen täglichen Pflichten nachgehen konnten. Der Wind pfiff zwischen den Häusern von St. Gertraud hindurch und fegte dann über die Wiese und über den alten Judenfriedhof hinweg. Nun saßen sie mit ihren Näh-und Flickarbeiten neben dem rauchigen Feuer beim Schein einer Lampe beisammen, denn durch die mit Pergament verschlossenen Fenster drang auch bei Tag nur wenig Licht. Die Frauen begannen, dicke Strümpfe zu tragen und sich warme Tücher um die Schultern zu legen - zumindest wenn gerade keine Gäste im Haus waren. Jeanne, die von allen stets am schnellsten fror, überließ es gern den anderen, die täglichen Besorgungen auf dem Markt oder beim Krämer zu erledigen.
    »Wie kannst du da nur hinaus wollen?«, fragte Jeanne mit einem Schauder. »Es windet ganz fürchterlich und wird jeden Moment wieder regnen. Ich glaub, ich höre schon den Donner in der Ferne rollen. Frierst du denn gar nicht?«
    Elisabeth legte sich ein dickes Wolltuch um und wickelte sich dann noch einen Schal um den Hals. »Natürlich friere ich, wenn es kalt ist, aber hier drinnen meine ich zu ersticken. Die Dunkelheit und die rauchige Luft drücken auf mein Gemüt, dass ich ganz trübsinnig werde. Einmal am Tag muss ich unter dem hohen Himmel gehen, und sei er auch noch so sturmverhangen.«
    »Mir geht’s genauso«, stimmte Gret ihr zu, die gerade hereinkam, die Wangen und die Nase gerötet. Sie schnäuzte sich in ihren Rocksaum. »Ein scheußliches Wetter, das muss man sagen. Dennoch begleite ich dich gern, wenn du möchtest.«
    Elisabeth lächelte sie an. »Das hat nicht zufällig etwas damit zu tun, dass ich den Flickschuster in der Sander Vorstadt aufsuchen soll?«
    »Doch«, nickte Gret. »Es hat sehr wohl

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