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Die Dirne und der Bischof

Die Dirne und der Bischof

Titel: Die Dirne und der Bischof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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fragen. »Soll sie das Kind bekommen?«
    »Haltet euch da raus, und kümmert euch um eure eigenen Angelegenheiten«, schimpfte Else. »Natürlich wird sie das Kind nicht bekommen. Was ist das für eine dumme Frage? - Da brauchst du gar nicht so enttäuscht zu gucken!«
    Rasch wandten sich die anderen ab und taten so, als würde sie das Geschehen rund um Marthes Lager nicht mehr interessieren.
    »Bleib im Bett«, herrschte die Wirtin Marthe an. »Ich werde mir etwas überlegen.«
    Die Stirn in Falten gelegt ging sie weiter auf und ab, dann verließ sie das Haus, jedoch nicht, ohne den Frauen genaue Anweisungen zu hinterlassen. Es könnte spät werden, bis sie zurückkomme. Sie übertrug Ester die Verantwortung und die Aufgabe, die Münzen einzusammeln und für sie aufzubewahren. Sie werde jeden Pfennig überprüfen, drohte die Meisterin noch, dann ging sie eilig davon.
    Ester machte ein entsetztes Gesicht. »Bei der heiligen Jungfrau, hoffentlich kommen nicht so viele Gäste. Ich kann nicht rechnen und auch nicht so schnell zählen.« Sie warf den anderen Frauen einen flehenden Blick zu, bis er zuletzt an Elisabeth hängen blieb. »Du kannst doch Zahlen zusammenrechnen! Ich weiß noch genau, wie du die Schuldzettel gelesen und die Zahlen nachgerechnet hast!« Bewunderung schwang in ihrer Stimme. »Könntest du nicht...?«
    Elisabeth legte der Frau mit dem hässlich vernarbten Gesicht den Arm um die Schulter.
    »Natürlich werde ich dir helfen. Ich gebe Acht, dass keiner betrügt und jeder die richtige Summe bezahlt für Wein, Käse und Brot und für - nun, was die Männer hier sonst noch gegen Geld bekommen.« Sie fühlte, wie sie errötete.
    Ester lächelte sanft. »Du bist so lieb. Und voller Unschuld bist du immer noch. Du gehörst hier nicht her!«
    Elisabeth sah sie traurig an, sagte aber nichts. Nein, sie gehörte nicht hierher. Sie hatte ein anderes Leben gehabt, aus dem irgendetwas oder irgendjemand sie herausgerissen hatte. Doch welche Chance hatte sie, jemals wieder in dieses Leben zurückzukehren? Nachdem sie bereits Monate im Frauenhaus zugebracht und alles mit den anderen Dirnen geteilt hatte? Wenn sie ehrlich zu sich war - und das gestand sie sich nicht oft zu, zu sehr schmerzte die Erkenntnis - dann musste sie sich eingestehen, dass es keine Hoffnung mehr gab, selbst wenn sie sich eines Tages wieder erinnern sollte. Die Regeln der Gesellschaft waren klar und hart. Wer einmal in Sünde gefallen war, der musste in seinem Pfuhl bleiben. Die Bürger der Stadt würden so jemanden nicht wieder in ihre Reihen aufnehmen!
    Die Ankunft der ersten Gäste unterbrach ihre Grübeleien, und darüber war sie ausnahmsweise recht froh. Ester begrüßte die Männer, so wie die Wirtin es sonst tat, bot ihnen den guten Wein und etwas zu essen an und fragte nach ihren sonstigen Wünschen. Ratsherr Schlunt wollte Gret und zog sich mit ihr hinter den Wandschirm zurück. Nein, für einen Krug Wein habe er keine Zeit. Er wolle sich später mit den Ratskollegen noch im Grünen Baum besprechen.
    Der Metzger Meder entschied sich für Elisabeth, wollte aber durchaus noch einen Becher vorher leeren und bot ihr an, den süßen Wein mit ihm zu teilen. Im Gegensatz zu vielen seiner Zunftgenossen war er ein langer, hagerer Mann mit dünnem Haar und unrasierten Wangen. Elisabeth versuchte sich an einem Lächeln und setzte sich zu ihm auf die Bank. Noch immer fiel ihr Herz aus seinem geregelten Rhythmus, und ihr Magen sandte leichte Wellen der Übelkeit aus, wenn die Männer sie berührten und an sich zogen, doch sie hatte gelernt, eine Miene des Gleichmuts zu bewahren, und so gelang es ihr weiterhin zu lächeln, als er sie auf seinen Schoß zog und ihre Brüste befingerte. Sie trank Wein mit ihm und plauderte harmlos, bis er bereit war. Dann führte sie ihn zu ihrer Strohmatratze. Er hatte zum Glück keine ausgefallenen Wünsche. Es genügte ihm, dass Elisabeth die Röcke hob und sich breitbeinig auf das Bett legte. Mit einem zufriedenen Grunzen legte er sich auf sie und stieß in sie hinein. Er brauchte nicht lange, bis er befriedigt war. Er gab der Dirne noch einen schmatzenden Kuss auf den Mund, dann erhob er sich, zog seine engen Hosen wieder hoch und band sie an seinem Wams fest. Elisabeth griff nach einem zerknüllten Leinentuch und wischte sich seine klebrige Hinterlassenschaft ab, ehe sie ihre Röcke wieder ordnete und den Metzger zu Ester begleitete, um zu überprüfen, ob er auch die richtige Anzahl Münzen aus seinem Beutel

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