Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
Haus mit den blauen Rollläden und dem großen Baum im Vorgarten zu stehen und zu warten. Devereaux und eine Polizistin waren im Haus. Mel hatte gesehen, wie sie hineingegangen waren. Die junge Frau hatte die Tür geöffnet, noch im Morgenmantel. Mel hatte die Angst in ihren Augen aufblitzen sehen. Oder das Wissen.
Jetzt drang Weinen aus dem Haus. Zutiefst unglückliche Tränen. Mel wollte ihr Herz dagegen verschließen, aber es gelang ihr nicht.
Wann würden sie endlich herauskommen? Die Hände in den Hosentaschen, marschierte sie unruhig auf dem Bürgersteig auf und ab. Es dauerte schon so lange. Agent Devereaux hatte darauf bestanden, bis zum Morgen zu warten, und Mel hatte eine schlaflose Nacht in einem Hotelzimmer hinter sich.
Vor über einer Stunde waren die beiden Polizisten hineingegangen.
„Warum setzt du dich nicht ins Auto?“, schlug Sebastian vor.
„Ich kann nicht still sitzen. Ich wünschte, ich könnte irgendetwas tun.“
„Sie werden uns ihn sowieso noch nicht mitnehmen lassen. Devereaux hat die Vorgehensweise doch erklärt: Erst werden ein Bluttest gemacht und die Fingerabdrücke überprüft.“
„Sie werden mich bei ihm bleiben lassen. Sie werden mich verdammt noch mal zu ihm lassen! Er bleibt nicht allein bei Fremden!“ Sie presste die Lippen zusammen. „Erzähl mir von ihnen. Bitte!“
Er hatte diese Frage erwartet. Sebastian schaute ihr direkt in die Augen und begann zu sprechen. „Sie ist Lehrerin, aber sie hat die Stellung aufgegeben, als David zu ihnen kam. Es war wichtig für sie, sich voll und ganz um das Kind zu kümmern. Ihr Mann ist Ingenieur. Sie sind seit acht Jahren verheiratet und wollten von Anfang an ein Kind haben, aber es funktionierte nicht. Es sind gute Leute, sie lieben einander sehr, und in ihren Herzen ist Platz für eine große Familie. Sie waren leichte Beute, Mel.“
In ihrem Gesicht konnte er den Kampf zwischen Wut und Mitgefühl verfolgen, zwischen Richtig und Falsch. „Sie tun mir leid“, flüsterte sie schließlich. „Es ist schrecklich, dass jemand die Sehnsucht nach einer Familie auf diese Weise ausnutzt. Was haben diese gewissenlosen Leute nur allen Beteiligten angetan.“
„Das Leben ist nicht immer fair.“
„Das Leben ist meistens unfair“, korrigierte sie.
Wieder lief sie unruhig hin und her, sah immer wieder zu dem großen Wohnzimmerfenster hinüber. Als die Haustür aufging, hielt sie sich bereit, um loszuspurten.
Devereaux kam auf sie zu. „Der Junge kennt Sie?“
„Ja, ich habe Ihnen doch schon gestern gesagt, dass er mich erkannt hat.“
Devereaux nickte. „Er ist ziemlich aufgeregt, heult herzzerreißend, auch weil Mr. und Mrs. Frost völlig aufgelöst sind. Wir müssen den Jungen mitnehmen, bis wir die Ergebnisse überprüft und den ganzen Papierkram erledigt haben. Es ist sicher besser für ihn, wenn Sie mitkommen. Sie können bei Agent Barker mitfahren.“
„Natürlich.“ Ihr Herz schlug ihr in der Kehle. „Donovan?“
„Ich fahre hinter euch her.“
Mel ging ins Haus, wappnete ihr Herz und ihren Geist gegen das hemmungslose Weinen, das hinter der Schlafzimmertür hervordrang. Sie ging den Korridor hinunter zum Kinderzimmer.
Das Kinderzimmer mit den hellblauen Wänden und den aufgemalten Segelbooten. Mit dem Zirkus-Mobile über dem Kinderbettchen am Fenster.
Ein wohliger Babygeruch strömte ihr entgegen.
Genau, wie er gesagt hat, dachte Mel. Ihr Mund wurde trocken. Ganz genau so.
Dann verdrängte sie jeden Gedanken und beugte sich über das Bettchen zu dem weinenden David.
„Ach, Baby.“ Sie drückte ihre Wange an sein heißes, feuchtes Gesichtchen und wischte sanft die Tränen fort. „David, süßer kleiner David.“
Sie sprach beruhigend auf ihn ein und strich ihm das verschwitzte Haar aus der Stirn, froh darum, dass sie mit dem Rücken zu dem Polizisten stand und er so ihre eigenen Tränen nicht sehen konnte.
„He, Großer.“ Sie küsste ihn auf die zitternden Lippen. Er hatte Schluckauf und rieb sich mit den Fäustchen die verweinten Augen, dann ließ er den Kopf an ihre Schulter fallen und seufzte tief. „Ja, das ist mein großer Junge. Komm, wir fahren nach Hause, ja? Mom und Dad warten schon auf dich.“
7. KAPITEL
„I ch weiß.“ Mel legte ihr den Arm um die Schultern. Schweigend sahen sie zu, hörten David lachen. Rose nahm Mels Hand und drückte sie fest. „Die beiden sehen gut zusammen aus!“
„Ja, perfekt.“ Rose tupfte sich mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augen. „Wenn
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