Die Donovans 3: Das geheime Amulett
Verwirrung, Mondstein für die Sensibilität. Und natürlich Amethyst, für die Intuition.“
„Natürlich.“
Sie ignorierte ihn. „Ein Kristall für alle guten Dinge.“ Sie neigte leicht den Kopf und studierte ihn. „Jessie sagte, Sie wollen mit dem Rauchen aufhören?“
Er zuckte die Achseln. „Ich versuche, es nach und nach einzuschränken.“
Sie gab ihm einen Kristall. „Hier, tragen Sie den in Ihrer Tasche. Die Steine gehen aufs Haus.“ Als sie mit ihren Fläschchen und Tiegeln weiterging, rieb er den Stein zwischen den Fingern. Na schön. Schaden würde es wohl nicht. Und es war ein Geschenk von ihr.
Er glaubte weder an magische Kristalle noch an eine Kraft in Steinen – obwohl sich sicherlich eine gute Geschichte daraus machen lassen würde.
Boone musste auch zugeben, dass sie eigentlich ganz nett aussahen, wie sie da so in einer kleinen Schale auf seinem Schreibtisch standen.
Atmosphäre, dachte er, genau wie die Geode, die er als Briefbeschwerer benutzte.
Al es in allem war es ein sehr ergiebiger und angenehmer Nachmittag gewesen. Er und Jessie hatten sich prächtig amüsiert. Karussell, Eiscreme, auf der Cannery Row und am Fisherman’s Wharf entlangschlendern. Dass sie Ana getroffen hatten, war ein zusätzlicher Bonus gewesen. Und herauszufinden, dass Nash praktisch nur einen Steinwurf entfernt lebte, war einfach unbezahlbar.
Ihm fehlte männliche Gesellschaft. Komisch, das war ihm gar nicht so richtig bewusst geworden. Die letzten Monate waren mehr als hektisch gewesen, mit der Planung und dem tatsächlichen Umzug. Mit dem Einleben an einem neuen Ort. Und Nash, obwohl ihre Freundschaft während der letzten Jahre hauptsächlich über Korrespondenz weitergeführt worden war, war genau die Art Mann, die Boone bevorzugte. Unbeschwert, lässig, loyal, einfallsreich – sie hatten sich auf Anhieb verstanden.
Es würde ihm diebischen Spaß machen, Nash ein paar Ratschläge zu geben, wenn seine Zwillinge auf der Welt waren – sozusagen von Vater zu Vater.
Oh ja, dachte er und fischte den Mondstein aus der Schale, um ihn gegen das Licht zu halten, die Welt war wirklich klein und voller Überraschungen. Sein ältester und bester Freund, verheiratet mit der Cousine der Nachbarin. Jetzt würde es sehr schwierig für Ana werden, ihm aus dem Weg zu gehen.
Denn ganz gleich, was sie auch behauptete – genau das hatte sie getan.
Er hatte das sichere Gefühl – er gestand sich ein, dass er sehr zufrieden darüber war –, dass er die holde Maid von nebenan verdammt nervös machte.
Er hatte schon fast vergessen, wie es war, wenn eine Frau leicht errötete oder verlegen den Blick abwandte. Oder wenn der Puls an ihrem Hals deutlich sichtbar zu pochen begann. Die meisten Frauen, deren Begleitung er in den letzten Jahren genossen hatte, waren allesamt sehr gewandt und elegant gewesen – und daher absolut ungefährlich, fügte er mit einem stillen Lächeln hinzu. Er hatte sich in ihrer Gesellschaft wohl gefühlt, aber da war nichts Geheimnisvolles gewesen.
Wahrscheinlich war er einfach ein Mann, den die altmodische Art mehr anzog. Der Rosen-und-Mondschein-Typ, dachte er mit einem leisen Lachen.
Und dann sah er sie, und das Lachen blieb ihm im Hals stecken.
Sie war in ihrem Garten, ging, nein, schwebte durch das silbrige Licht, die graue Katze neben sich, die immer wieder in die Schatten eintauchte.
Das Haar fiel ihr offen über die bloßen Schultern, schimmerte wie Goldstaub auf dem blassblauen Kleid. Sie trug einen Korb an ihrem Arm, und er glaubte, sie singen zu hören, als sie Blumen schnitt und in den Korb legte.
Sie sang ein uraltes Lied, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Es war nach Mitternacht, und Ana glaubte sich allein und unbeobachtet. Die erste Vollmondnacht im Herbst war die Nacht, um zu ernten. So wie die erste Vollmondnacht im Frühling die Nacht war, um zu säen. Sie hatte bereits den Kreis gezogen, der das Areal reinigte.
So sanft und vorsichtig, als wären es Kinder, legte sie Blumen und Kräuter in den Korb.
In ihren Augen war Magie. In ihrem Blut war Magie.
„Im Mondschein, in Schatten und Licht, es sind diese Blüten, die ich erwähle, weil sie die Kraft in sich hüten. Die Kraft zu heilen und die Macht zu befrei’n. Genau wie ich, denn so soll es sein.“
Sie pflückte Betonie und Vanille, grub Alraunen aus und wählte Wurmkraut und Balsam, Rosen und dann noch etwas Salbei.
„Heut’ Nacht, um zu ernten, morgen Nacht, um zu säen. Nur das
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