Die Donovans 3: Das geheime Amulett
hatte den Kopf auf die Arme gelegt und … musste offensichtlich eingeschlafen sein. So musste es gewesen sein, dachte sie.
Wo war Boone?
Vorsichtig drehte sie den Kopf. Und wusste dann nicht, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte, dass der Platz neben ihr leer war. Unter den gegebenen Umständen wäre es unangebracht gewesen, sicher, aber doch auch so schön, sich an ihn zu kuscheln, wie das Kind sich an sie kuschelte.
Als sie den Kopf wieder zurückdrehte, sah Jessie sie an.
„Ich habe schlecht geträumt“, flüsterte das Mädchen. „Vom kopflosen Reiter. Er hat gelacht und gelacht und mich gejagt.“
Ana küsste Jessie auf die Braue. „Aber er hat dich nicht gefangen, nicht wahr?“
„Nein. Ich bin aufgewacht und wollte Daddy holen. Er kann nämlich alle Monster verscheuchen. Die im Schrank und die unter dem Bett und die hinter dem Fenster und überhaupt alle.“
„Ja, Daddys können das gut.“ Sie erinnerte sich an ihren eigenen, der jede Nacht während ihres gesamten sechsten Lebensjahrs die Ungeheuer mit einem „magischen Besen“ vertrieben hatte.
„Aber du lagst hier im Bett, und bei dir habe ich auch keine Angst. Wirst du jetzt immer in Daddys Bett schlafen?“
„Nein.“ Ana strich Jessie übers Haar. „Ich glaube, du und ich, wir beide sind eingeschlafen, und dein Vater hat uns beide zu Bett gebracht.“
„Aber es ist doch so ein großes Bett“, hielt Jessie dagegen. „Platz gibt es hier aber doch genug. Ich habe Daisy, die bei mir schläft, aber Daddy hat niemanden. Schläft Quigley bei dir?“
„Manchmal.“ Ana war sehr erleichtert über den Themenwechsel.
„Wahrscheinlich fragt er sich schon, wo ich bin.“
„Er weiß es“, verkündete Boone von der Tür her. Er trug nur Jeans und sah unausgeschlafen und gehetzt aus. Der graue Kater strich ihm um die Beine. „Er hat miaut und an der Hintertür gekratzt, bis ich ihn schließlich ins Haus gelassen habe.“
„Oh.“ Ana versuchte, ihr Haar mit den Fingern zu glätten, während sie sich aufsetzte. „Tut mir leid. Ich vermute, er hat dich geweckt.“
„Richtig geraten.“ Boone steckte die Daumen in die Gürtelschlaufen.
Quigley sprang aufs Bett und gab Laute von sich, als würde er sich beschweren.
Die Magenkrämpfe waren wieder da, doppelt so stark wie vorher. Wie sollte er erklären, was dieses Bild, Ana und sein kleines Mädchen da zusammen in dem Bett zu sehen, mit ihm anstellte? „Jessie, wie bist du denn dorthin gekommen?“
„Ich hatte einen bösen Traum.“ Sie lehnte den Kopf an Anas Arm und streichelte Quigley. „Deshalb wollte ich zu dir ins Bett kriechen, aber Ana war da. Sie hat die Monster auch verscheucht, genau wie du.“ Quigleys anklagendes Maunzen brachte Jessie zum Kichern. „Er hat Hunger. Ich werde ihn füttern. Darf ich?“
„Ja, natürlich, wenn du möchtest.“
Jessie war schon aus dem Bett gehüpft und rief der Katze zu, ihr in die Küche zu folgen.
„Entschuldige, dass sie dich geweckt hat.“ Boone zögerte, setzte sich dann aber doch auf die Bettkante.
„Das hat sie nicht. Anscheinend ist sie hereingeschlüpft und sofort wieder eingeschlafen. Ich muss mich bei dir entschuldigen, dass ich dir so viel Umstände mache. Du hättest mich wachrütteln und nach Hause schicken sollen.“
„Du warst erschöpft.“ Er berührte ihr Haar. „So völlig erschöpft und so wunderschön.“
„Babys zu gebären ist anstrengende Arbeit.“ Sie lächelte. „Wo hast du geschlafen?“
„Im Gästezimmer.“ Er verzog schmerzhaft das Gesicht, als er sich zu recken versuchte. „Als Erstes werde ich ein anständiges Bett dort hineinstellen.“
Ana legte automatisch eine Hand auf die Mulde in seinem Rücken, um den Schmerz zu lindern. „Du hättest mich dort ablegen sollen. Ich glaube nicht, dass ich den Unterschied zwischen einem Bett und einer Holzplanke bemerkt hätte.“
„Ich wollte dich aber in meinem Bett.“ Sein Blick hielt ihren gefangen.
„Du ahnst nicht, wie sehr.“ Er zog sie an einer Haarsträhne sanft näher zu sich heran. „Diesen Wunsch verspüre ich immer noch.“
Sein Mund lag auf ihrem, diesmal nicht so geduldig, nicht so sanft. Ana spürte Erregung in sich aufflammen – und Unruhe, als er sie langsam in die Kissen zurückdrückte.
„Nur eine Minute.“ Seine Stimme klang fast verzweifelt. „Ich brauche nur eine Minute mit dir.“
Er legte seine Hand auf ihre Brust, fühlte die weiche Rundung durch die dünne Seide ihrer Bluse. Während seine Hände
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