Die Donovans 3: Das geheime Amulett
Rest der Familie, aber dein Vater ist mit Sicherheit ihr Held. Wahrscheinlich wird sie mir von nun an in den Ohren liegen, nach Irland zu fliegen, um ihn auf dem Schloss zu besuchen.“
„Er würde sich sehr freuen.“ Sie nahm auch noch die silbernen Flügel und folgte Boone ins Haus.
„Leg das Zeug einfach irgendwo ab. Möchtest du noch einen Cognac?“
„Nein, danke.“ Ana ließ Plüschtiere und Flügel aufs Sofa fallen und lockerte ihre Schultern. „Aber ein heißer Tee wäre nicht schlecht. Ich bereite ihn zu, während du Jessie ins Bett bringst.“
„Gut. Es wird nicht lange dauern.“
Unter Jessies Bett drang ein Knurren hervor, als Boone sie in ihr Zimmer trug. „Na, du bist mir der richtige Wachhund“, meinte er ironisch. „Wir sind’s doch nur, du kleiner Angsthase.“
Unendlich erleichtert kam Daisy schwanzwedelnd unter dem Bett hervorgekrochen. Sie wartete, bis Boone Jessie ausgezogen und ins Bett gesteckt hatte, dann sprang sie aufs Bett und kuschelte sich zu Jessies Füßen ein.
„Wage es, mich morgen früh wach zu machen, und ich werde dir die Lefzen zuklammern.“
Daisy klopfte erfreut mit dem Schwanz aufs Bett und schloss beruhigt die Augen.
„Ich weiß nicht, warum wir uns nicht einen intelligenten Hund aussuchen konnten, wenn wir uns schon unbedingt ein Tier zulegen mussten“, sagte Boone, als er in die Küche zurückkam. „Es wäre doch …“ Mitten im Satz brach er ab.
Der Kessel stand auf dem Herd und brodelte vor sich hin, Tassen waren auf dem Tisch bereitgestellt, die Teekanne war vorbereitet. Ana saß am Tisch, hatte den Kopf auf die Arme gelegt und schlief tief und fest. Sie war völlig erschöpft von den letzten Stunden.
In der hellen Küche warfen ihre Wimpern Schatten auf ihre Wangen.
Boone konnte nur hoffen, dass es an dem grellen Licht lag, dass Ana so blass aussah. Das Haar floss über ihre Schultern, ihre Lippen waren im Schlaf leicht geöffnet.
Er musste an die schöne Prinzessin denken, die von der bösen Fee in einen hundertjährigen Schlaf versetzt worden war und nur von der wahren Liebe erster Kuss aufgeweckt werden konnte.
„Anastasia, du bist so unglaublich schön.“ Er berührte ihr Haar, erlaubte es sich, die seidigen Strähnen zu ertasten. Er hatte sie im Schlaf gesehen, und das plötzliche Bedürfnis, sie in sein Bett zu tragen, morgen früh die Augen aufmachen und sie betrachten zu können, zerriss ihn schier. „Was soll ich bloß tun?“
Seufzend ließ er die Hand fallen und ging zum Herd, um den Kessel herunterzunehmen. So sanft, wie er Jessie getragen hatte, hob er Ana auf seine Arme, und wie Jessie wachte auch sie nicht auf. Mit zusammengebissenen Zähnen und verkrampftem Magen trug er sie nach oben und legte sie auf sein Bett nieder.
„Du ahnst nicht, wie sehr ich mir gewünscht habe, dich hier zu haben“, murmelte er, als er ihr die Schuhe auszog. „In meinem Bett, in der Nacht.
Die ganze Nacht.“ Er zog die Decke über sie und hörte den Seufzer, mit dem sie sich auf dem Kissen zusammenrollte. Trotz ihrer Erschöpfung lag ein Lächeln auf ihrem Gesicht.
Der Krampf in seinem Magen löste sich langsam wieder, er beugte sich zu ihr und küsste sie sanft auf die Lippen. „Gute Nacht, Prinzessin.“
In Unterhose und T-Shirt tappte Jessie im Morgengrauen in das Schlafzimmer ihres Vaters. Sie hatte einen Traum gehabt, einen bösen Traum, über das Spukhaus in der Schule. Sie suchte die Wärme und den Trost des Vaters.
Er vertrieb die Monster immer ganz schnell.
Sie flitzte zum Bett und kletterte hinein, schmiegte sich an den warmen Körper. Aber das war ja gar nicht ihr Vater, das war Ana.
Fasziniert spielte sie vorsichtig mit Anas Haar. Ana murmelte etwas im Schlaf, streckte den Arm aus und zog Jessie nah zu sich heran. Seltsame Gefühle überkamen Jessie, es kitzelte in ihrem Bauch. Ana roch anders, und sie fühlte sich auch anders an. Und doch kam Jessie sich beschützt und geborgen vor, genau wie bei ihrem Vater. So legte sie den Kopf vertrauensvoll an Anas Seite und schlief wieder ein.
Als Ana erwachte, fühlte sie einen Arm auf sich liegen. Einen kleinen, schlaffen Arm. Verwirrt schaute sie auf Jessie herunter, dann sah sie sich im Zimmer um.
Es war nicht ihr Zimmer. Jessies auch nicht. Es war Boones.
Sie hielt das Kind an sich gedrückt, während sie sich zu erinnern versuchte.
Das Letzte, was sie wusste, war, dass sie den Kessel aufgestellt und sich dann an den Tisch gesetzt hatte. Sie war so müde gewesen. Sie
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