Die Donovans 3: Das geheime Amulett
Vater, der von Schuldgefühlen aufgefressen wird, hältst du dich gar nicht so schlecht.“
„Mach weiter so. Ich fühle mich schon besser.“
„Zu viel Schmeichelei schadet nur.“
„Dann werde ich dir eben auch nicht sagen, wie viele Kerle sich bei unserem Spaziergang auf dem Wharf fast den Hals verrenkt haben, um dir nachzusehen.“
„Wirklich? Waren es viele?“
„Hängt davon ab, was du so unter ‚viele‘ verstehst. Außerdem …“, kam die Retourkutsche, „Schmeichelei schadet nur. Ich weiß nicht, wie du es schaffst, so gut auszusehen, nach dem gestrigen Tag.“
„Wahrscheinlich, weil ich wie ein Stein geschlafen habe.“ Sie reckte sich genüsslich, ein Armband mit Achaten funkelte an ihrem Handgelenk auf.
„Morganas Zustand ist eher verblüffend. Als ich heute Vormittag bei ihr war, stillte sie gerade die Zwillinge und sah aus, als hätte sie eben erst eine Woche in einem Luxuskurort verbracht.“
„Geht es den Babys gut?“
„Oh ja, gesund und putzmunter. Nash ist schon ein richtiger Profi, wenn’s ums Windelnwechseln geht. Er behauptet steif und fest, dass die beiden ihn jedes Mal anlächeln.“
Boone kannte dieses Gefühl, und ihm war gerade klar geworden, dass es ihm eigentlich fehlte. „Nash ist in Ordnung.“
„Nash ist ein ganz besonderer Mann.“
„Ich muss zugeben, es hat mich überrascht, als ich hörte, dass er verheiratet ist. Nash war eigentlich ein eingefleischter Junggeselle.“
„Die Liebe ändert alles“, sagte Ana leise, hielt aber bewusst jeden Anflug von Trauer aus ihrer Stimme heraus. „Tante Bryna nennt es die reinste Form der Magie.“
„Eine passende Beschreibung. Wenn es dich einmal richtig erwischt hat, fängst du an zu glauben, dass nichts unmöglich ist. Warst du schon einmal richtig verliebt?“
„Ein Mal.“ Ana wandte das Gesicht ab und betrachtete die Pflanzen am Wegrand. „Es ist schon lange her. Aber es stellte sich heraus, dass die Magie nicht stark genug war. Schließlich wurde mir irgendwann klar, dass mein Leben deshalb nicht zu Ende ist und ich auch allein glücklich sein konnte. Also kaufte ich mir ein Haus am Meer, pflanzte einen Garten und fing wieder von vorn an.“
„Tja, das ist wohl kein Einzelfall.“ Er bog auf ihre Straße ein. „Wenn du allein glücklich sein kannst, bedeutet das, dass du nicht daran glaubst, auch mit einem anderen Menschen glücklich sein zu können?“
Furcht und Hoffnung flössen durch sie hindurch. „Ich denke, das bedeutet, dass ich glücklich sein kann, bis ich jemanden finde, der mir die Magie nicht nur bringt, sondern sie auch versteht.“
Er stellte den Motor ab. „Ana, zwischen uns gibt es etwas Besonderes.“
„Ich weiß.“
„Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal so stark fühlen könnte. Es ist anders als das, was ich früher hatte. Und ich weiß nicht, was das bedeutet. Ich weiß nicht einmal, ob ich es wissen will.“
„Das ist unwichtig.“ Sie nahm wieder seine Hand. „Manchmal muss man eben akzeptieren, dass das Heute genug ist.“
„Nein, ist es nicht.“ Boone drehte sich zu ihr hin, die Augen dunkel und der Blick durchdringend. „Nicht für mich, nicht mit dir.“
Sie holte vorsichtig Luft. „Ich bin nicht das, wofür du mich hältst oder wie du mich gerne hättest, Boone.“
„Du bist genau das, was ich will.“ Seine Hände waren rau, als er sie zu sich heranzog. Ihren erstaunten Ausruf erstickte er mit seinen Lippen.
10. KAPITEL
E rregung und Panik zugleich durchzuckten sie wie ein Peitschenschlag. Boone löste mit ruckartigen Bewegungen ihren Sicherheitsgurt und zog sie auf seinen Schoß. Das war nicht der Boone, der sie so zärtlich geliebt hatte, der sie so sanft und geduldig in die Geheimnisse der körperlichen Liebe eingeweiht hatte. Ihr Liebhaber der stillen Morgen und trägen Nachmittage hatte sich verwandelt, in etwas Wildes, Gefährliches, in jemanden, dem sie nicht widerstehen konnte.
Ana fühlte das Blut unter ihrer Haut kochen, während seine Hände ungestüm und rau ihren Körper streichelten. Das war die ungezähmte Wildheit, die sie beim ersten Mal geahnt hatte, in einem mondbeschienenen Garten mit dem schweren Duft der Blumen in der Luft. Dieser Ausbruch von Leidenschaft und Begierde hatte immer unter all der Geduld und Selbstbeherrschung gelauert, hatte darauf gewartet, endlich freigelassen zu werden.
Ohne nachzudenken folgte sie ihm, schmiegte sich an ihn, willig und bereit, ihm auf dem Weg zu folgen, den er wählte.
Er spürte
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