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Die Doppelgängerin

Die Doppelgängerin

Titel: Die Doppelgängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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gerade noch verhindern, daß
er vor Schreck in die Wanne fiel.
    „Vielen Dank, Tarzan!“
    Rasch wandte sie sich ab. Leicht
errötet lief sie in den Wohnraum.
    Tarzan lächelte. Komisch, dachte er.
Täte Gaby das, würde ich mich vor Verlegenheit unterm Kragen verkriechen. Bei
Inge macht’s mir nichts aus. Vielleicht, weil sie für mich nur eine Kameradin
ist, und Gaby mehr eine... Hm! Aber auf die Nase binden werde ich ihr das
nicht. Sonst hat sie Oberwasser wie eine Seifenblase.
    Die nächsten Minuten verbrachte er
damit, die Kachel wieder einzusetzen. Den Mörtel schüttete er in den Hohlraum.
Der hatte nur wenige Zentimeter Tiefe und war sehr unregelmäßig. Offenbar
hatten die beiden Ganoven — damals vor drei Jahren — keine geeigneten Werkzeuge
gehabt, als sie das Versteck herstellten.
    Mit dem Superkleber ging er besonders
vorsichtig um. Sonst hätte es leicht passieren können, daß er die Pension mit
der Kachel am Daumen verließ.
    Schließlich saß sie fest. Er verwischte
letzte Spuren und packte seine Werkzeuge ein.
    Inge war startbereit. Sie hielt die
Plastikhülle in der Hand, hatte den Staub weggewischt und konnte den Blick
nicht losreißen.
    „Unfaßbar! So unscheinbar und so
wertvoll.“
    Tarzan warf einen letzten Blick ins
Badezimmer. Aber dort war alles in Ordnung.
    Inge öffnete die Tür und trat auf den
Flur, während Tarzan das Licht löschte.
    Er hörte ihren erschreckten Ruf und
folgte ihr rasch.
    Im Flur stand ein Mann — offensichtlich
der Weinfreund von nebenan. Er sah aus, wie Inge ihn beschrieben hatte. Er
schwankte etwas, rote Flecke bildeten sich auf seinem gelben Gesicht. Er
breitete die Arme aus.
    „Jetzt... Süße“, lallte er, „kommst du...
zu mir! Nur auf ein Glas. Nur...“
    Er entdeckte Tarzan und versuchte,
seinem glasigen Blick die richtige Brennweite zu geben.
    Tarzan packte den Kerl am Kragen, stieß
ihn zu der geöffneten Tür von Nr. 15 und verabschiedete sich mit einem harten
Tritt in den Hintern. Der Typ landete auf seinem zerwühlten Bett.

    „Wenn Sie noch mal junge Mädchen
belästigen“, sagte Tarzan, „gibt es Senge.“
    Er schloß die Tür. In Nr. 15 blieb
alles still. Inge lachte. Zusammen verließen sie die Pension.

8. Der Verdacht
     
    Tarzan schob sein Rad. Er hatte Inges
Tasche an den Lenker gehängt. Sein Werkzeug war auf dem Gepäckträger
festgeklemmt.
    Inge war überglücklich, redete
unentwegt und hüpfte neben ihm her. Die Plastikhülle mit den Marken steckte in
ihrer Reisetasche.
    Sie durchquerten die Innenstadt, wo
zahlreiche Nachteulen unterwegs waren. Die Theater waren beendet. Damen in
langer Garderobe, begleitet von nobel gekleideten Herren, strebten Abendlokalen
zu — um den Tag kulinarisch (feinschmeckerisch) oder feuchtfröhlich zu
beschließen.
    Inge und Tarzan strebten einem
Villenviertel entgegen, wo Bärbel Zonker wohnte.
    „...deshalb hat es mein Vati wirklich
verdient“, sagte Inge zum x-tenmal. „Er muß die Marken behalten. Er muß! Es ist
sowieso nur ein kleiner Ausgleich für das Erbe, um das Hartmut A. ihn geprellt
hat.“
    „Finde ich auch. Damit ihr aber von den
Marken wirklich was habt, muß ein Käufer gefunden werden.“
    „Ja. Das ist die Voraussetzung.“
    „Wenn ich dein Vater wäre“, sagte
Tarzan, „wüßte ich, was ich täte.“
    „Nämlich?“
    „Nur von dem, der mich damals betrogen
hat, würde ich mir das Geld holen.“
    „Du meinst, von Hartmut A., diesem
verbrecherischen Geizknochen?“
    „Das meine ich.“
    „Aber wie? Bei dem geht doch sofort das
Visier runter, wenn mein Vati ihn anspricht. Und gar ein Geschäft mit ihm
machen — das...“
    „Dein Vater, Inge, müßte natürlich im
Hintergrund bleiben. Nur durch einen Mittelsmann dürfen Hartmut A. die
Briefmarken angeboten werden. So nach dem Motto: waren das nicht Ihre? Jetzt
sind es meine. Bin durch Zufall an sie gekommen. Für 400 000 überlasse ich sie
Ihnen gern. Aber kommen Sie mir nicht mit der Polizei. Dann sehen Sie weder
mich noch die Marken. — So, Inge, würde ich’s machen. Erst wenn der gezahlt
hätte, der Lump, dürfte er erfahren, wer der Verkäufer ist.“
    „Finde ich toll, die Idee! Einfach
toll, Tarzan! Wie ich meinen Vati kenne, ist der begeistert. Und das Geld,
Himmel, das steht ihm zu! Hartmut A. weiß das besser als jeder andere. Deswegen
würde der hinterher keinen Stunk machen, sondern vielleicht an ausgleichende
Gerechtigkeit glauben.“
    Sie durchquerten einen kleinen Park.
Pärchen saßen auf den Bänken

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