Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Doppelgängerin

Die Doppelgängerin

Titel: Die Doppelgängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Direktorin meiner Schule angerufen — und alles
erzählt. Auch für die ist Tatsache: Nur ich kann das gewesen sein. Bekannt ist
auch, daß ich mit der Dettl lange — eigentlich bis heute — auf Kriegsfuß stand.
Die Direktorin rief meinen Vater an und teilte mit: Ich werde von der Schule
fliegen. Denn was ich getan habe — angeblich getan habe — ist kriminell. Mein
Vater muß die Telefonrechnung der Dettl übernehmen. Und ich bin als Dreckstück
abgestempelt. Denn wer einer Kranken so was antut, der...“
    Sie konnte nicht weiterreden. Weinend
legte sie das Gesicht auf die Knie.
    Nach einer Weile sagte Tarzan: „Die
Polizei hätte sich dort umsehen müssen. Dazu ist es jetzt leider zu spät.
Inzwischen hat Siglinde überall rumgegrapscht. Damit sind eventuelle Spuren vernichtet.
Du warst es nicht. Also muß jemand in das Häuschen eingedrungen sein, um die
Sache mit der römischen Zeitansage abzuziehen. Daß es Nachschlüssel gibt,
müßten Siglinde und die Direktorin eigentlich schon gehört haben.“
    „Da wollte jemand der Dettl eins
auswischen“, rief Inge. „Und durch unglückliche Umstände fällt der Verdacht
jetzt auf dich, Bärbel.“
    Bärbel hob den Kopf. Ihre Lider waren
gerötet.
    „Es ist einfach ungerecht, wenn man für
andere büßen muß.“
    Inge preßte die Hände aneinander. „Aber
wer kommt für eine solche Gemeinheit in Frage? Wer hat so schreckliche Wut auf
die Dettl?“
    „Ich bin mir nicht sicher“, sagte
Tarzan langsam, „daß dieser Anschlag der Dettl galt.“
    „Wem denn sonst?“ fragte Bärbel.
    „Dir.“
    „Mir? Aber wieso?“
    „Wenn der Betreffende dich auf dem Korn
hatte, dann ist ihm sein Coup bis jetzt bestens geglückt. Deine Eltern glauben
dir nicht. Die Direktorin wird dich von der Schule feuern. Dein Ruf ist
ruiniert. Hm?“
    Bärbels verheulte Augen weiteten sich. „O
Gott! Du hast recht. Aber... Ich habe doch niemandem was getan. Wer haßt mich
denn so?“
    Tarzan hob die Achseln. „Ich
verdünnisiere mich jetzt. Ich werde nachdenken, Bärbel. Vielleicht kann ich dir
irgendwie helfen. Wir vom TKKG sind nicht umsonst deine Freunde. Gute Nacht,
ihr beiden.“
    Er gab ihnen die Hand, verließ das
Zimmer, ging die Treppe hinunter und äugte durch die Flügeltür in das
Kaminzimmer.
    Bärbels Eltern saßen noch immer an
ihrer sechshockerigen Hausbar. Es schien ihr Lieblingsplatz zu sein — jedenfalls
in Notzeiten wie heute, da Schande über die Familie hereinbrach.
    Die Gläser waren wieder gefüllt; aber
das hatte die Mienen nicht aufgehellt.
    „Entschuldigung!“ sagte Tarzan. „Darf
ich einen Moment stören?“
    „Komm rein, mein Junge!“ rief Zonker.
    Tarzan trat zu ihnen. Er sah die Trauer
in ihren Augen und wunderte sich, daß sie sich das Problem so schwer machten.
Warum glaubten sie Bärbel nicht? Das hätte zwar die Schurkerei nicht geklärt,
aber wenigstens den Kummer aus der Familie verbannt.
    „Bärbel“, sagte Tarzan, „hat nichts auf
dem Kerbholz. Ich glaube ihr. Sie als Eltern wären gut beraten, wenn auch Sie
ihr vertrauen würden. Die Sache ist doch klar: Irgendein Schweinehund ist mit
einem Nachschlüssel eingedrungen. Er hat für die Telefonkosten gesorgt, die
sicherlich noch gigantisch gestiegen wären — im Laufe des
Krankenhausaufenthalts. Es geht jetzt nur darum, das Eindringen nachzuweisen.
Und rauszukriegen, wer der Täter ist.“ Traurig sagte Zonker: „Das ist eine
ziemlich abenteuerliche Erklärung.“
    „Nach meinen Erfahrungen“, erwiderte
Tarzan, „geht es im Leben oft viel abenteuerlicher zu.“
    „So?“ Zonker lächelte. „Wie alt bis du
denn?“
    „Fast 14.“
    „Etwas jung für Erfahrungen.“
    „Kommt darauf an. Manche werden hundert
und haben nichts erlebt. Andere halten die Augen offen und kennen sich in
jungen Jahren schon aus.“
    „Dir glaube ich das sogar“, schaltete
Frau Zonker sich ein. „Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was man sich über
dich erzählt, kannst du, weiß Gott!, mitreden. Ich finde es auch nett, daß du
dich für Bärbel einsetzt. Aber sie... sie hat…“
    Offensichtlich wollte es ihr nicht über
die Zunge, ihre Tochter der Lüge zu bezichtigen.
    „Die verhauene Englischarbeit“, sagte
Tarzan. „Na und? Wer hat aus solchem Anlaß noch nicht geschwindelt? Denken Sie
doch mal an Ihre eigene Jugend.“
    „So einfach liegt das nicht, Tarzan“,
erwiderte sie. „Zwischen Bärbel und uns besteht ein enges Vertrauensverhältnis.
Da war Lüge ausgeschlossn. Deshalb sind wir

Weitere Kostenlose Bücher