Die Dornen der Rose (German Edition)
Grund gibt, warum wir sie nicht alle loswerden können. Es wird mir gleich einfallen, was für ein Grund das ist.«
»Du wirkst auf jeden Fall nicht sehr englisch. Du gibst einen überzeugenden Franzosen ab.«
»Ich bin zur Hälfte Franzose, wenn man alles zusammenrechnet. Hilft das ein bisschen, oder fühlst du dich immer noch unsicher?«
»Ich werde mich wohl noch eine Weile verunsichert fühlen. Dich zu lieben trägt verhornte Schichten von meiner Seele ab wie bei einer Schlange, die sich häutet. Ich fühle mich nackt und empfindsam. Eigentlich wäre es mir lieber, dich nicht zu lieben, aber da habe ich keine andere Wahl.«
»Ich habe überhaupt kein Problem damit, dich zu lieben. Es ist das reine Vergnügen.« Er füllte den Eimer wieder und goss das Wasser über sich. Dieses Mal wurde sie dabei auch nass, weil sie so dicht neben ihm stand. Sie legte beide Hände zusammen und fing etwas Wasser auf, das über seinen Körper strömte. Es war eiskalt, aber sie spritzte es sich trotzdem ins Gesicht.
Sie war verwirrt, als er sich über sie beugte, um an ihrem Ohr zu knabbern und sie schnell und verspielt zu küssen.
Als seine Zähne sich um ihr Ohr schlossen, ging ein Kribbeln durch ihren Körper, das gleich darauf wie ein heißer Blitz bis in ihre Zehen schoss.
Ein wenig atemlos fragte sie: »Werden wir in diesem Haus leben? Ich komme mit Madame Cachard zurecht, wenn es sein muss.«
»Wir werden in England leben. Zumindest am Anfang, da in Frankreich Krieg herrscht und die halbe Bevölkerung von Paris weiß, dass du diejenige bist, die hinter La Flèche steht. Ich werde etwas in der Nähe von London kaufen. In Hampstead vielleicht. Man drängt mich ständig, in London zu arbeiten. Schulungen zu geben. Auswertungen durchzuführen. Ich würde irgendwann der Direktor werden, wenn ich bliebe …«
»Nein.«
Sie spürte den Seufzer, den er nicht hören ließ. »Dann werde ich es nicht tun«, sagte er. »Es gibt auf dieser Welt genug zu tun. Man muss nicht in der Spionage arbeiten. Es gibt einen Artikel über keltische Sprachen, den ich gern schreiben würde, wenn ich je genug Zeit dafür hätte. Ich kann …«
»Ich meinte: Nein, du wirst so weiterarbeiten, wie du es immer getan hast. Du wirst herumreisen, deine Nase in die Angelegenheiten anderer Länder stecken, für ein Gleichgewicht im Schicksal der Völker sorgen und aus eigener Kraft Frieden bringen. Du wirst die Arbeit tun, für die du geboren bist. Meinetwegen sollst du nicht deine Talente vergeuden.«
Seine Lippen und sein Atem strichen warm über ihren Scheitel. Sein Haar hing kalt vom Waschen herab und berührte leicht ihre Stirn. Er stand völlig reglos da. Es war ein Gefühl, als würde einer der großen Marksteine in der Bretagne, ein Hinkelstein, sie halten. »Du schickst mich fort? Und lässt mich arbeiten?«
»Meinst du etwa, ich will so einen großen Tölpel wie dich den ganzen Tag um mich haben, und dann auch noch jeden Tag? Insgeheim werde ich erleichtert aufseufzen, wenn du losziehst. Nach kurzer Zeit werde ich dann vergessen, wie lästig du eigentlich bist, und dich voller Begeisterung willkommen heißen, wenn du wieder nach Hause kommst.«
»Mir gefällt die Vorstellung mit dem herzlichen Willkommen. Und der Teil mit der Begeisterung auch.«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um sein Gesicht an der Stelle zu küssen, wo sonst immer seine Narbe gewesen war. Wo sie sein würde, wenn er wieder auf Reisen ging. Er schmeckte nach Kernseife. Es war ein männlicher Duft, der nichts Romantisches hatte. Er gefiel ihr an ihm. »Denk nachts an meine Begeisterung, wenn du an gefährlichen Orten bist. Dann weißt du, dass ich auf dich warte. Ich werde mir natürlich Liebhaber nehmen, die aber schnell aus dem Haus verfrachten, wenn du ankommst. Du musst dann so tun, als würdest du ihre um die Ecke verschwindenden Rockschöße nicht bemerken.«
»So, so.« In seiner Stimme schwang selbstbewusste Erheiterung mit, als er sie an sich zog. »Gut, dass ich kein eifersüchtiger Mann bin.«
»Ich werde dir ein Heim schaffen, Guillaume, keinen Käfig. Du kannst jederzeit fort, um deiner Arbeit nachzugehen oder eine Reise zu machen. Wenn du dein Herz bei mir lässt, werde ich es wie einen Diamanten hegen und pflegen.«
Als Hawker mit Kleidung und Handtüchern über dem Arm erschien, standen sie beide schweigend da. Guillaume war nackt und hatte seine Arme um Marguerite geschlungen.
»Man könnte fast denken, Sie hätten kein Bett«, meinte
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