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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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oder?« Er tauchte den Eimer tief ins Becken und schöpfte Wasser.
    »Ich entledige mich meiner Kleidung nicht mitten im Hof eines Hauses, in dem bereits alle wach werden und bald anfangen zu frühstücken. Da bin ich züchtiger als du. Selbst Frösche in einem Ententeich sind züchtiger als du.«
    »Da würde dir der Philosoph Zeno widersprechen. Er meint, Nacktheit sei züchtiger als Bekleidetsein. Er hatte eine ganze Reihe Gründe.«
    »Das ist aber eine lasterhafte Sicht der Dinge. Daran sieht man, dass du auf die Universität gegangen bist. Nur die Gebildeten glauben solchen Unsinn.«
    »Ich sage das nur, um dich aus deiner Kleidung herauszulocken. Nur dumm, dass es nicht funktioniert.«
    Ganz offensichtlich war Guillaume nicht in Oxford gewesen, sondern in Cambridge, wo man liberal war und der Mathematik den Vorzug gab. Wenn sie in Cambridge nach einem blitzgescheiten Riesen fragte, der sich für alles interessierte, laut lachte und einen wirklich hinterhältigen Sinn für Humor besaß, würde man sich seiner erinnern.
    Der Eimer war voll. Er hob ihn mit beiden Händen hoch und goss den ganzen Inhalt über sich. Er zitterte, als das Wasser an seinem Körper herunterströmte, und schüttelte heftig den Kopf, um die Haare aus den Augen zu bekommen.
    Ich würde mich wegen der Schönheit seines Körpers in ihn verlieben, würde ich ihn nicht bereits für seinen scharfen, gewieften Verstand lieben. Würde ich nicht seinen Körper lieben, dann sein großes Herz. Ich würde seine Kraft lieben .
    Er klaubte Seife aus einem Tiegel. Normalerweise wurde sie zum Waschen von Kleidung oder Töpfen benutzt oder für das Schrubben der Böden verwendet. Mit energischen Bewegungen seifte er sich die ganze Brust ein. Als er zum Gesicht kam, hielt er kurz inne, um die falsche Narbe, die er auf der Wange trug, mit den Fingernägeln wegzukratzen, ehe er die Augen schloss und sich das Gesicht wusch.
    Er war jetzt ohne jede Maske. Wahrhaft nackt. Das Wasser lief an seinem Körper herunter und über das Pflaster in die flache Abflussrinne, die alles auf die Straße leitete. Und die ganze Zeit über sah er sie voller Begehren an.
    Leise Stimmen durchbrachen das Schweigen der Nacht. Man hörte das Scharren von Füßen und das Quietschen der Betten, als die Leute allmählich aufstanden und sich anzogen. Das Haus war erwacht. Sie roch Kaffee, der in der Küche gemahlen wurde. Sie war nicht allein mit Guillaume. »Ihr seid alle Spione in diesem Haus, nicht wahr?
    Seine Antwort kam ohne Zögern. »Ja.«
    Mit diesem einen Wort drückte er aus: »Wir sind verheiratet.« Und: »Mann und Frau vertrauen einander.« Und: »Es gibt keine Geheimnisse zwischen uns.« Nur ein Wort, aber all das sagte er damit zu ihr.
    »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich einmal einen Spion heiraten würde.«
    »Stört es dich?« Er musterte sie durchdringend, während er den Eimer wieder füllte.
    »Es verunsichert mich.« Sie fühlte sich in seiner Gegenwart gehemmt. Nicht weil er Engländer war, die Gewohnheit hatte, sie anzulügen, und ein Spion war. Sondern weil er ihr Ehemann war. Sie wusste nicht, wie man mit einem Ehemann umging. Wahrscheinlich war auch die Schöne mit dem Biest gut zurechtgekommen, hatte aber keine Ahnung gehabt, was sie zu dem schönen Prinzen sagen sollte, in den es sich dann verwandelte. Ihr Problem verschlimmerte sich dadurch, dass ihr Biest sich nicht in einen gut aussehenden Prinzen, sondern in einen schlauen Fuchs verwandelt hatte. Wie alles bei Guillaume war die Sache auch hier kompliziert. »Es stört mich nicht, dass du ein Spion bist. Ich habe Männer aus Frankreich geschleust, die wahrscheinlich auch Spione waren. Ich habe nichts gefragt. Sie hätten ohnehin gelogen.«
    Keiner hätte das kurze Zögern bemerkt, außer man beobachtete ihn genau und kannte ihn gut. »Spione tun das eben.«
    »Ich habe selber auch schon gelogen. Bei einem Vater, der vollkommen aufrichtig ist und jede andere Frau zu einem Mord getrieben hätte, hege ich keine so starke Vorliebe für Aufrichtigkeit. Und es stört mich auch nicht, dass du Engländer bist. Ihr gewährt unseren zankenden Idealisten und unseren Aristokraten Zuflucht, die völlig nutzlos für euch sind und dazu auch noch teuer. Es gefällt mir nicht, dass England uns wieder einen fetten Bourbonenkönig auf den Thron setzen will, aber Robespierre gefällt mir noch weniger. Ich glaube, vielleicht gibt es gar keine Regierung, die mir gefällt.«
    »Ich bin mir sicher, dass es einen guten

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