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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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nicht so nass, was nur von Vorteil sein konnte.
    Maggie lag nah an der Wand, wo sie sich fest in ihre Decke gewickelt hatte. Sie hatte eine schwere Zeit hinter sich – mit Männern, die das Château in Brand gesteckt hatten, und vier Tagen Versteckspiel im Wald. Er hatte ihr die letzten Kräfte geraubt, indem er sie zu Tode erschreckt hatte. Jetzt, da ihr Magen nicht mehr leer und sie warm eingehüllt war, würde sie vielleicht die ganze Nacht schlafen.
    »Und nun?« Hawker spuckte aus, und zwar genau einen Fingerbreit neben Doyles Stiefel. »Sie bringen sie her, legen sie trocken, füttern sie und packen sie ein wie ein verwaistes Kätzchen. Sie ist de Fleurignacs Tochter, stimmt’s?« Er wartete auf eine Bestätigung. »Weiß sie, wo ihr Vater steckt?«
    »Höchstwahrscheinlich.«
    »Schön. Fragen wir sie freundlich, wo der Alte ist, oder zerren wir sie in den kühlen Stunden des frühen Morgens nach draußen und foltern sie?«
    »Wir lassen sie schlafen.«
    Schwer zu sagen, ob der Junge enttäuscht war, dass er nicht die Chance bekam, seine Fähigkeiten im Umgang mit scharfen Werkzeugen unter Beweis zu stellen.
    »Und morgen?«
    »Sehen wir, ob sie uns zu ihm führt. Wahrscheinlich ist er nicht in der Nähe, sonst hätte er sich bereits gezeigt.«
    »Also ist er in Paris.«
    »Wenn ja, bringen wir sie nach Paris. Wir müssen sowieso dorthin, um das Geld abzuliefern.« Die Packkörbe waren zur Hälfte mit gefälschten Assignaten gefüllt, die ins Hauptquartier des britischen Geheimdiensts in Paris sollten. Noch so ein ausgemachter Unsinn, um den sie sich kümmern mussten.
    Er hatte ein Bündel unter dem Arm, das er nun hervorzog und dem Jungen zuwarf. »Das habe ich gefunden. Was verrät es dir?«
    Langsam und voller Argwohn rollte Hawker den weißen Stoff in voller Länge aus und drehte ihn stirnrunzelnd um. »Ein Damenhemd. Mit Blut auf der Vorderseite.« Es hatte große, rostbraune Flecken. »Und hinten auf der Schulter. Und am Ärmel.«
    »Wir haben hier eine reichliche Menge Blut.« Er war erschrocken, als er es unter der Brücke versteckt entdeckt hatte, und war hineingekrochen, um es hervorzuholen.
    »Ein Nachthemd. Das ist ihres. Die richtige Länge und richtige Weite für ihre beiden Äpfel.«
    »Ach ja?«
    Der Junge zeigte den Anflug eines Lächelns. »Ich hab Augen im Kopf.« Dann widmete er sich wieder dem Kleidungsstück und befühlte die dezente Stickerei am Hals. »Übrigens, diese …«
    Er half ihm mit den richtigen Worten. » Piquer. Broderie .« Absteppung. Stickerei.
    »Diese Stickerei. Man sieht sie nicht, aber man fühlt sie. Und diese kleinen Perlenknöpfe. Das ist kein Modekram. Das ist … Qualität. Es passt zu ihr.« Der Junge schüttelte ungeduldig den Kopf. »Das Blut stammt nicht von ihr. Sie ist nicht verletzt. Nicht so stark.«
    »Was noch? Was sagt dir deine Nase? Erzähl weiter.«
    Hawker hielt es hoch und schnupperte vorsichtig. »Blut. Erde. Irgendein … Parfum?«
    »Das Blut ist ein paar Tage alt. Nach zwei oder drei Wochen würde es nicht mehr genau so riechen. Erde deswegen, weil ich es aufgerollt unter einer Brücke versteckt im Garten gefunden habe. Da, wo sie geschlafen hat. Sie hat einen kleinen Trampelpfad hinterlassen.«
    »Unter einer Brücke. Klingt sehr ungemütlich.« Hawker wollte noch etwas sagen, ließ es dann aber. Er befühlte noch einmal den Stoff und schnupperte daran. »Pflanzen. Erde. Ich hätte erkennen müssen, dass es draußen gelassen wurde. Das ist Seife, kein Parfum.«
    »Lavendelseife.«
    Der Junge spannte den Stoff zwischen seinen vorgestreckten Fäusten. »Ein Handabdruck auf dem Rücken. Sie ist von jemandem gepackt worden, der blutete.«
    »Und?«
    »Sie ist ihm entkommen. Bürger Bluthand ist bei dieser Begegnung schlechter weggekommen, oder?« Hawkers Blick schweifte in Richtung der Orangerie ab. »Im Dorf haben sie erzählt, einer der Männer aus Paris ist bei dem Brand verletzt worden. Eine Schnittwunde von einem Messer. Eigentlich sieht sie nicht nach einer Frau aus, die einen Mann absticht.«
    »Das sieht man den wenigsten an.«
    »Glauben Sie, sie macht gemeinsame Sache mit ihrem Vater? Bei den Morden?«
    »Na ja, irgendjemand ist nun mal hinter jungen Offizieren her und bringt sie um. Und es ist seine Liste. Sie könnte ihm dabei als treu ergebene Tochter helfen. Den Verstand dafür hat sie.« Maggie lag ruhig in einer Ecke und schlief entweder wirklich oder tat nur so. »Ich frage mich, ob sie auch die entsprechende Skrupellosigkeit

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