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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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Ich habe dem Reiher gestern die Letzten meiner Spatzen anvertraut. Niemand ist mehr hier. Wir sind alle in unterschiedliche Richtungen geflohen.‹« Sie rieb sich die Stirn. »Sag Krähe, er soll nach Norden und Westen gehen, bis nach St. Grue. Er kennt die Straßen zur Küste besser als ich. Ich kann ihm da keinen Rat geben.«
    »Das wird ihm nicht gefallen. Wir wollen nicht …«
    »Es gibt keine andere Wahl. Richte ihm aus: ›Verbreiten Sie es überall. Die Kette ist gerissen. Alle sollen sich versteckt halten. Schicken Sie die Spatzen, wenn möglich, Richtung Westen.‹«
    Die Spatzen, die sich noch immer in Paris befanden – zum Tode auf der Guillotine verurteilte untergetauchte Männer und Frauen, die verzweifelt versuchten, Frankreich zu verlassen – würden warten müssen.
    »Wir können nicht …«
    »Es gibt keine andere Möglichkeit. Hör mir zu. Wir haben vielleicht nur noch wenig Zeit.« Sie sprach so leise wie nur möglich. »Bei St. Grue, etwa eine Meile südlich des Dorfes, gibt es einen Schrein an der Kreuzung. Das Gesicht der Muttergottes ist beschädigt. Ihr werdet drei weiße Steinchen dort hinterlassen, in einer Reihe. Steine so groß wie eine Babyfaust. Lagert in den Dünen. Der Seetaucher wird euch finden.«
    Der Seetaucher war die letzte Verbindung zu dem Schmuggler, der die Spatzen über den Kanal schaffte. Wenn man den Seetaucher gefasst hatte, dann möge Gott ihnen beistehen. »Lass es mich noch einmal wiederholen …«
    »Nicht nötig. Mein Gedächtnis ist hervorragend.« Obwohl sich im Gebüsch nichts bewegte, spürte sie die von dort zu ihr dringende Aufbruchstimmung. »Sie haben mir einen ganzen Korb voller Nachrichten aufgeladen. Sind Sie sicher, dass Sie nicht zu den Wagen mitkommen wollen?«
    »Ganz sicher.«
    »Dann möge das Glück Sie begleiten, Bürgerin Fink. Ich glaube, davon können wir in den nächsten Tagen alle gut etwas gebrauchen.«
    Obwohl es keine verräterischen Geräusche gab, wusste sie, dass sie allein war. »Pass auf dich auf, Kind.«
    Sie rollte sich herum, um die Vorgänge im Innern der Orangerie im Auge zu behalten. Um sie herum breitete sich Stille aus. Nur in ihrem Innern war ein dumpfes Rumoren. In einem Punkt hatte sie gelogen: Sie besaß gar keinen schlauen Plan, um Bürger LeBreton loszuwerden.
    Nach einer Weile kehrte der junge Adrian zurück. Sie ließ ihre Lider einen Spaltbreit offen. So konnte sie ihn im Schneidersitz mit gesenktem Kopf und ein Buch im Schoß am Feuer sitzen sehen, wo er die Worte mit den Fingern verfolgte. Er bewegte die Lippen beim Lesen.
    Aufgrund irgendeiner Verletzung hinkte er. Vielleicht könnte sie ihm weglaufen.
    Sein Blick schweifte ab. Sie sahen sich an.
    Er sagte: »Das würde ich lieber bleiben lassen.«
    »Wie du meinst.« Sie lag da und beobachtete, wie der Rauch in Kringeln zur Decke aufstieg, vom Wind auseinandergezerrt und zu bizarren Formen zusammengetrieben wurde, rot angeleuchtet von unten. LeBretons kleiner Diener widmete sich wieder Lalumière.
    Lalumière war es auch, von dem sie den Namen La Flèche hatte … wo er über Wildgänse schrieb, die sich wie auf Kommando gleichzeitig aus dem winterlichen Sumpfland erhoben und alle wussten, wann und wohin sie ziehen mussten, weil die Natur es ihnen so mitgegeben hatte. Und während des Flugs in sichere Gebiete bildeten sie einen Pfeil am Himmel.
    La Flèche. Der Pfeil.
    LeBreton kam nicht zur Orangerie zurück. Er hatte sich in den verregneten Abend aufgemacht, um seinen eigenen Angelegenheiten nachzugehen.
    Er starrt mir auf die Brüste, wenn er glaubt, ich würde nichts merken. Nach einer Weile schlief sie ein.

5
    Ein schwerer Tag stand bevor, und er begann noch vor Sonnenaufgang.
    Marguerite saß am Rande des Fischteichs und zog den Kamm, den sie von LeBreton erhalten hatte – einen Herrenkamm, schlicht, aber fein –, durch ihr wirres Haar, wobei sie nicht gerade zimperlich mit sich umging. Es tat gut, sich einer konkreten Aufgabe widmen zu können. Ihr Zopf lag schwer zwischen ihren Fingern, als sie ihn Strähne für Strähne flocht. Ihr Haar roch nach Qualm.
    LeBreton trat aus der Orangerie in den umzäunten Garten mit dem Fischteich, wobei er sich bewusst mit allerlei Geräuschen ankündigte.
    Er hatte ein raues Handtuch und ein Bündel Wäsche bei sich. »Es ist noch genügend Zeit zum Waschen. Der Junge ist noch dabei, die Tiere zu striegeln.«
    »Während er die Esel striegelt, lasse ich mir die gleiche Pflege zukommen. Was man morgens tut, ist doch

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