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Die Drachenflotte (German Edition)

Die Drachenflotte (German Edition)

Titel: Die Drachenflotte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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«Wahrscheinlich bekomme ich deshalb immer häufiger zu hören, dass wir ihm eine zweite Chance geben sollten.»
    Boris erkannte, dass er zum zweiten Mal an diesem Tag zu spät gemerkt hatte, wie geschickt Sandro das Gespräch in die von ihm gewünschte Richtung zu lenken wusste. «Nein», erwiderte er heftig. «Ich nehme ihn nicht mit. Was passiert, wenn er am Flughafen erkannt wird? Er reitet mich garantiert mit rein.»
    «Beruhigen Sie sich. Wir würden ihn in eine spätere Maschine setzen. Sie würden erst in Madagaskar wieder zusammentreffen.»
    «Ich trau ihm nicht. Und ich werde ihm nicht trauen. Außerdem würde er es sowieso nicht tun. So ein Gutmensch wie er.»
    «Vielleicht doch. Wenn er von Ihrem wahren Auftrag nichts weiß.» Sandro wies mit einer Kopfbewegung zum gepflasterten Hof hinaus, wo ein weißer Lieferwagen mit getönten Fenstern wartete. «Bisher weiß er lediglich, dass wir eventuell einen Auftrag für ihn haben. Wir könnten ihm doch sagen, dass Knox möglicherweise noch am Leben ist und er und Sie feststellen sollen, ob das zutrifft, um Knox, wenn dem so ist, zu einem Waffenstillstand zu überreden.»
    «So blöd ist er auch wieder nicht.»
    «Sie irren sich», widersprach Sandro. «Männer wie Davit nehmen von ihren Mitmenschen immer das Beste an. Deswegen mögen ihn ja die Leute. Außerdem wird er es glauben wollen . Es wäre für ihn eine Chance, sich nach Athen zu rehabilitieren.»
    «Da braucht’s schon mehr», sagte Boris verächtlich.
    «Und Ihnen wäre er nützlich. Er ist ja außer Ihnen der Einzige von unseren Leuten, der weiß, wie Knox aussieht. Er hat Bärenkräfte und kennt sich mit moderner Technik aus. Denken Sie nur an die Computerfirma, die er gründen wollte.»
    «Und?»
    «Meinem Vater liegt diese Angelegenheit sehr am Herzen, wie Sie gemerkt haben. Wir stellen Ihnen deshalb eigens ein satellitengestütztes Videophon zur Verfügung.»
    «Soll das ein gottverdammter Witz sein?», fragte Boris aufgebracht. «Ich soll Knox live im Fernsehen umlegen? Und was ist, wenn diese Schweine in Tiflis zuschauen?»
    «Halten Sie uns eigentlich für Idioten?», gab Sandro zurück. «Unsere Geräte sind alle mit unserer eigenen Verschlüsselungssoftware ausgestattet. Wir verwenden sie ständig bei heikleren Geschäften.»
    Boris nickte. Die Nergadses hatten ihr Vermögen mit Waffen- und Heroinschmuggel gemacht. Wenn Sandro behauptete, ein Kommunikationsweg sei sicher, dann war er sicher. «Okay», sagte er brummig.
    «Gut. Das wird es uns wesentlich erleichtern, mit Ihnen zu kommunizieren und die notwendige logistische Unterstützung bereitzustellen.»
    «Logistische Unterstützung», prustete Boris abfällig. Der gute Sandro mit seinem Hang zur Wortkosmetik. Gemeint war, dass sie ihm eine Kanone besorgen mussten, wenn er in Madagaskar angekommen war, weil es im Moment völlig ausgeschlossen war, so etwas im Flugzeug mitzunehmen. «Und was wird unser Freund Davit wohl dazu sagen?»
    «Ich habe nicht die Absicht, dieses Gespräch in seinem Beisein zu führen», antwortete Sandro. «Sie vielleicht?»
    «Okay», sagte Boris wieder. «Aber umsonst mach ich das nicht. Nicht vor laufender Kamera, verdammt noch mal. Sie haben fünf Millionen Euro auf Knox’ Kopf ausgesetzt. Ich nehme an, das Angebot steht noch.»
    «Nein, wir haben es zurückgezogen, als wir hörten, Knox sei tot.»
    «Aber er ist nicht tot.»
    «Wir zahlen Ihnen hunderttausend Euro für die Identifizierung», sagte Sandro. «Wenn er es ist, warten weitere vierhunderttausend, die mein Vater für die … für die Ausführung seiner Wünsche genehmigt hat.»
    Boris nickte. Fünfhundert Riesen waren anständiges Geld, und es würden sich bestimmt Gelegenheiten für mehr bieten. Der Ruf und die Geschäfte der Nergadses hatten unter den Nachwirkungen des griechischen Fiaskos schwer gelitten, aber Ilja war immer noch steinreich, und er wollte offensichtlich seine Rache haben, bevor er abkratzte. Mit der Rache war es wie mit dem Champagner: Je mehr sie kostete, desto besser schmeckte sie.
    «Was ist mit Davit?», fragte er. «Sie erwarten doch nicht, dass ich mit ihm teile?»
    «Nein», antwortete Sandro. «Mit Davit treffe ich eine gesonderte Vereinbarung. Ihr Geld gehört Ihnen. Und seins gehört ihm. Einverstanden?»
    «In Ordnung», sagte Boris. «Einverstanden.»
    «Gut.» Sandro deutete noch einmal auf den Lieferwagen. «Dann wollen wir jetzt mal mit ihm reden.»
III
    Lucia nahm einen Digitalrecorder aus ihrer Handtasche.

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