Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Titel: Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
Vom Netzwerk:
würden sich die Raupen durch dein Fleisch winden. Drachenbann nannten wir es früher. Fühlst du es? Es legt sich wie ein Schatten über dein Herz. Ich werde nicht fliegen, Fremder. Ich werde den letzten Flug zum Mond nicht antreten, und ich werde nie über dem spiegelnden Meer segeln … In meinen Träumen kriechen sie und zernagen alles. Den Mut und die Hoffnung und die Kraft. Alles, und was übrig bleibt, ist eine leere Puppe, vertrocknet an einem Ast.«
    Rinek fühlte, wie das Entsetzen seinen Arm entlangkroch. Er ließ die Seide fallen.
    Der Drache lachte höhnisch. » Drachenzauber. Die Segnungen der Magie sind zugleich dein Fluch. Du hast Drachenherz an deinem Bein? Dann nimmst du auch teil an unserer Schwäche, und dies ist sie. Wir sind Drachen, aber es gibt kaum etwas, das wir so fürchten wie die Ferrans.«
    » Drachenseide«, murmelte Rinek nachdenklich, während er einen Knoten nach dem anderen durchtrennte. Die Kälte drang ihm durch die Haut. Sein Holzbein verkrampfte sich; es war ein Gefühl, als hätte er es in den Mühlbach gehalten – im Winter, während Eisschollen das sonst so springende, muntere Wasser hinuntertrieben und die schilfbestandenen Uferbereiche mit einer Schicht dicken Eises überzogen. » Ist das nicht diese unendlich teure Seide aus Tijoa? Trägt Chamija nicht Seidentücher im Haar?«
    Er zog das letzte Seil von dem gemarterten Leib des Drachen ab. Dass er hier einen der schlimmsten Feinde Schenns befreite, war ihm sehr wohl bewusst. Dass Chamija die Schuppen dieses Drachen dazu benutzte, die Stadt gegen die Angreifer aus Tijoa zu schützen, ebenso. Deshalb hätte er Mora nie gesagt, was er vorhatte. Aber er hatte gesehen, dass der erfolgreiche Kampf gegen die Drachen genauso schrecklich und blutig und grausam war wie die aussichtslose Lage davor. Wenn jetzt schon die Flüchtlinge aus den Bergen herunterkamen – wie konnte man dann noch stolz darauf sein, Lanhannat zu verteidigen?
    Dass ihn die Wirkung der Seide selbst betraf, verstärkte seine Entschlossenheit nur noch, denn ihm war bewusst, dass Sion Rah dies alles noch viel intensiver und viel schlimmer empfand. Er sammelte die Stricke mit beiden Armen auf und trug sie so weit wie möglich fort, in den hinteren Bereich des Gewölbes. An eine Wand stieß er dort nicht; das Licht zeigte ihm, dass die Höhle in mehrere Gänge mündete, dunkle Eingänge, die sonst wohin führten.
    » Kannst du dich bewegen?«
    Der Drache lag immer noch da wie tot.
    » Du musst hier raus! Was, wenn sie zurückkommt? Wenn sie dich erneut fesselt? Hör mir zu, Sion Rah, du musst fliehen!«
    » Ich werde sterben«, sagte der Drache leise. » Es kann noch viele Monde dauern, aber wie soll ich mich erholen? Mein Flügel ist zerstört.«
    » Dann gehst du eben zu Fuß. Es ist dunkel draußen. Wenn niemand dich sieht, kannst du dich in die Berge retten. Heute Nacht fällt bestimmt neuer Schnee und verdeckt deine Spuren. Du bist nicht lebensgefährlich verletzt. Werden die Wunden nicht heilen? Irgendwann kannst du sicher wieder fliegen.«
    » Fünf Familien dürfen sich Ran nennen. Die ValaNaiks natürlich. Sie sind die edelsten, die größten, sie sind diejenigen, die Hay Ran Birayik mit seiner göttlichen Hand berührte, denen er die Macht über uns alle verlieh. Aber wir lebten in ihrer Nähe, als ihre Freunde und Wächter, als Ratgeber und Diener.« Er sprach das Wort » Diener« aus, als sei es etwas Besonderes, als könnte es nichts Größeres geben, als einem Drachen aus dieser auserwählten Familie zu dienen. » Ein Teil ihres Glanzes floss auf uns über. Die ValaZahids. Die ValaKjins. Die ValaYessets. Ich bin ein ValaCorik. Ich bin Sion Ran ValaCorik.«
    Rinek hatte das Gefühl, dass eine kleine Verbeugung angebracht war. » Rinek Lester. Aus Brina. Ich fühle mich, äh, geehrt.«
    » Töte mich. Beende mein Elend, Rinek Lester. Chamija hat mich mit Bedacht ausgesucht, doch nun mache ich ihr einen Strich durch die Rechnung. Ich sterbe, da ich nicht fliehen kann, und dadurch bin ich nicht viel mehr wert als jeder andere tote Drache. Du bist ein guter Mensch – langsam und töricht, und niemals werde ich dir verzeihen, dass du Drachenherz benutzt hast, aber du bist hier, und ich will, dass du mir diese letzte Ehre erweist.«
    » Bist du fertig mit dem edlen Geschwafel?«, fragte Rinek. » Ich denke nicht im Traum daran, dich zu töten. Du bewegst jetzt deine Beine. Versuch es wenigstens mal, Fürst Valadings oder wie auch immer.«
    Das fehlte ihm

Weitere Kostenlose Bücher