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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Waffen umklammernd, der Ebene mit den Läden zu. Viele Geschäfte begnügten sich für ihre Auslagen mit kleinen Schaufenstern, doch einige, besonders die Obst- und Gemüseläden, ragten mit ihren Ständen und Körben auch weit in den Durchgang hinein. Und so kam es, dass die dahinstürmenden Kinder vor einem solchen Geschäft gegen die Auslagen stießen und einige nichts ahnende Kunden fast über den Haufen rannten.
    »Na wartet, ihr Halunken!«, rief der Gemüsehändler außer sich vor Zorn. »Nihal! Diesmal bekommt dein Vater was von mir zu hören!«
    Doch Nihal setzte unbeeindruckt weiter den Flüchtenden nach. Wenn sie so, ihr Schwert umklammernd, dahinflog, fühlte sie sich lebendig und stark. Einige ihrer Soldaten hatten die Fammin schon wieder gestellt. Nun galt es nur noch, ihren Anführer zu erwischen.
    »Überlasst ihn mir«, rief sie ihrem Trupp zu und beschleunigte noch einmal ihre Schritte, dem Feind immer dichter auf den Fersen. Fast schon konnte der Junge ihren Atem im Nacken spüren. Noch einmal hastete er eine Treppe hinunter, kam dabei aber ins Stolpern und fiel fast zwei Stockwerke tief. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rappelte er sich auf, blickte sich um, ob er auf dem richtigen Stockwerk war, und sprang dann aus einem der Fensterbögen.
    Nihal, direkt hinter ihm, lehnte sich hinaus: Sie waren so weit unten angelangt, dass tiefer nur noch die Ställe lagen. Zu Füßen des Fensters, in einem Gemüsebeet auf dem Feld in der Mitte des Turms, hockte ihre Beute. Furchtlos sprang sie hinunter, landete auf den Füßen und stürzte sich mit gezücktem Schwert auf den Gegner, der bereits die Hände erhoben hatte.
    »Ich ergebe mich«, keuchte er.
    Nihal trat zu ihm. »Glückwunsch, Barod. Du bist flink geworden!«
    »Ja, kein Wunder. Mit dir auf den Fersen ...«
    »Hast du dir weh getan?«
    Barod betrachtete seine aufgeschlagenen Knie. »Ich springe eben nicht so geschickt wie du. Aber es war ohnehin das letzte Mal, ich habe es nämlich satt. Mach jemand anderen zum Anführer der Fammin. Was ich an blauen Flecken von dir abbekommen habe ...« Nihals Lachen wurde jäh unterbrochen von einer aufgebrachten Stimme. »Du schon wieder! Jetzt reicht's mir aber. Verflucht noch mal!«
    »Oje! Das ist Baar«, rief Nihal besorgt. Sie half Barod auf die Beine, und schon suchten sie gemeinsam zwischen den Salatköpfen das Weite.
    »Lauft nur, das wird euch nichts nützen. Ich weiß, wer ihr seid«, hörten sie noch die tobende Stimme hinter sich.
    Am Rande des Feldes angelangt, wandte sich Nihal an den Freund: »Pass auf, lauf du nach Hause. Ich kümmere mich um ihn.«
    Das ließ sich Barod nicht zweimal sagen.
    Nihal hingegen setzte ihre gelungenste Unschuldsmiene auf und wartete auf den Bauern, einen kleinen, zahnlosen Alten, dem der Zorn ins faltige Gesicht geschrieben war.
    »Ich hab deinen Vater schon mehrmals gewarnt: Wenn ich dich noch einmal hier drinnen erwische, wird er mir für den Schaden aufkommen. Heute waren es drei Salatköpfe, die ich fortwerfen kann, gestern Zucchini ... Ganz zu schweigen von all den Äpfeln, die du mir gestohlen hast!«
    »Diesmal bin ich unschuldig, Baar!«, erwiderte Nihal mit zerknirschter Miene. »Mein Freund ist von dort oben heruntergefallen. Siehst du? Ich bin ihm bloß nach, um ihm zu helfen.«
    »Seit Ewigkeiten fallen deine Freunde nun schon in meinen Gemüsegarten, und du eilst ihnen zu Hilfe! Wenn ihr Füße aus Weichkäse habt, so haltet euch besser von den Fensterbögen fern!«
    Nihal nickte mit betretener Miene. »Du hast Recht, verzeih mir. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    Dann blickte sie mit einer solchen Engelsmiene zu Baar auf, dass der nicht anders konnte, als Gnade vor Recht ergehen zu lassen. »Nun gut, so hau schon ab. Aber richte Livon aus, zum Dank kann er mir noch mal gratis meine Sicheln schleifen.« »Wenn’s weiter nichts ist.«
    Das Mädchen warf ihm eine Kusshand zu und stob dann, so schnell die Beine sie trugen, davon.
    Livon wohnte auf jener Ebene mit den vielen Läden und Werkstätten, gleich über den Ställen und dem Eingang von Salazar, einem mächtigen, zweiflügeligen Holztor mit schweren Eisenbeschlägen an den Seiten und dicken Angeln, das mehr als zehn Ellen hoch war. Das Holz wies noch Spuren von Basreliefs auf, die man dort in ferner Vergangenheit hineingeschnitzt hatte. Die einzelnen Figuren gingen aber zum Großteil so ineinander über, dass, abgesehen von einigen Rittern und Drachen, kaum noch zu erkennen war, was sie darstellen

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