Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Jäger. Also hatte Nod ihn zum Feuermachen an ihrem Lager zurückgelassen. Dass An’luin aber nicht einmal in der Lage war, ein Feuer zu machen, das war Nod nicht klar gewesen. Er wollte gerade die Lichtung betreten und einen Ca’el-Fluch von sich geben, als er innehielt. Es war nur ein Reflex, eine Ahnung, vielleicht auch nur die Art wie An’luin regungslos vor dem nicht gemachten Feuer saß. Der Reflex reichte, um ihm das Leben zu retten. Ein Pfeil sauste neben ihm in Kopfhöhe in den nächsten Baum. Nod duckte sich und rollte sich nach hinten ab. Er hatte nicht erwartet so weit im Süden Scicth anzutreffen. Oder waren es überhaupt welche?
Diejenigen, die die beiden Ca’el überfallen hatten, mussten An’luin gezwungen haben lautlos am Feuer sitzen zu bleiben, damit sein Gefährte arglos den Platz betreten würde. Hatte An’luin überhaupt noch gelebt?
In Bruchteilen von Sekunden gingen Nod diese Fragen durch den Kopf, während er sich zügig in das Dickicht zurüc kzog, aus dem er gekommen war. Dann hörte er ein raue Stimme rufen: „Komm raus, sonst töten wir deinen Freund.“
Also keine Scicth, sondern Ca’el, wie er. Er lief seitlich in einem Bogen nach Norden, um einen anderen Blick auf die Feuerstelle zu haben. Zwischen zwei Bäumen hockend erkannte er drei Mä nner, von denen einer nun seine Schwertspitze auf An’luins Hals gerichtet hatte und ein anderer einen gespannten Bogen hielt. Nod nahm seinen eigenen Bogen in die Hand und überlegte. Selbst wenn er den Mann, der An’luin bedrohte, erwischen würde, dann hätten die anderen zwei noch genug Zeit, ihn zu töten. Das würden sie allerdings auch tun, wenn er sich ihnen ergab, so vermutete er. Noch konnte er fliehen und die ihnen zugedachte Aufgabe alleine ausführen. Aber Nod wusste in seinem Inneren, dass dies keine Option war, auch wenn er sich ärgerte, dass sich der Fischerjunge so leicht hatte übertölpeln lassen.
Er streckte die Arme nach oben und kam auf die Lichtung hinaus, zur Überraschung der Straße nräuber, die ihn an einer anderen Stelle erwartet hatten.
Dennoch lachten sie triumphierend.
Derjenige, der mit seinem Schwert An’luin bedroht hatte, sagte auf Ca’el: „Ankilanische Soldaten, weich wie Eidotter und kämpfen wie Weiber.“
„Sollen wir sie fertigmachen, Foller?“ Die Frage kam von einem der kleineren Schergen, der dabei seine schmutzigen, halb verfaulten Zähne zeigte. Einen Blick mit An’luin austauschend erkannte Nod, dass die Räuber noch nicht wussten, dass sie es selbst hier mit Ca’el zu tun hatten. Er fragte sich, ob er jetzt schon preisgeben sollte, dass er sie verstand, oder ob es besser war abzuwarten, was sie planten. Viel Zeit schien ihm und An’luin aber nicht zu bleiben.
Derjenige, der Foller genannt wurde, offenbar der Anführer, sagte: „Wir sollten ihnen die Gedärme rausreißen, das ist ja mal klar. Ich frage mich nur, was die so weit im Westen machen? Wahrschei nlich rumspionieren.“
„Ich besuche mein Heimatdorf.“ Nod hatte kurzfristig beschlossen, dass es gut sei, die Bande zu überraschen. Die Übe rraschung war gelungen. Foller und der Kleinere traten einen Schritt zurück, nur der Dritte, ein dicker Kerl, ebenso ärmlich gekleidet wie die anderen, grunzte, ohne sich zu bewegen. Doch schnell hatte der Anführer wieder seine Fassung gewonnen und hob zum Zeichen seiner Autorität sein Schwert: „Du bist Ca’el?“
„Wir sind beide Ca’el“, ergänzte An’luin, was erneut für kurze Verwirrung unter den Räubern sor gte. Der Kleine sagte: „Was machen wir jetzt, Foller?“
„Schnauze, Regi. Die bluffen. Der eine da“, damit fuchtelte er mit seinem Schwert vor An’luin herum, „spricht so, als sei er nicht von hier. Aber der da…“
Nod entspannte sich. Die Straßenräuber schienen verzweifelt zu sein und daher auf gewisse Art g efährlich, aber mit Sicherheit übten sie ihr dunkles Handwerk noch nicht allzu lange aus. Dazu waren sie zu unsicher. Er hob die Arme und erklärte: „Mein Name ist Staer’cui, ich komme aus Sin’dha. Wir sind auf dem Weg dorthin, ich und mein Freund An’luin aus Cal’l. Wir wollen…“
Weiter kam er nicht. Die drei Straßenräuber blickten ihn erstaunt an. Nun sagte der Dicke etwas: „Du kommst aus Sin’dha?“ Nod nickte.
„Er lügt“, zischte Foller, „niemand hat Sin’dha überlebt.“
„Ich schon “, eilte sich Nod zu sagen, „ich war dabei, als die Truppen aus Mal Kallin kamen. Ich habe mich unter meiner toten
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