Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Ketill zu kichern. „Und wie würdest du das machen? Würdest du den Schnee we gzaubern oder würdest du uns Flügel wachsen lassen?“ Er wusste, dass er gemein zu Linja war, aber er konnte sich nicht helfen, irgendwie konnte er die schlechte Laune nicht für sich alleine behalten. Aber das schien an Linja abzuprallen. „So ähnlich“, murmelte sie vielsagend.
13. Ein Gesellschaftsspiel
yril legte den Brief beiseite und lächelte. Es war rührend, wie ihre Schwester ihr mit warmen Worten nahelegen wollte, zurückzukehren. Erstaunlich war, wie leicht es ihr selber, Cyril, vorher gefallen war, einen Brief voller Trennungsschmerz zu schreiben und so zu tun, als vermisse sie die andere. Es war, zugegebenermaßen, nett gewesen eine jüngere Schwester zu haben, so nett, wie es ist einen jungen Hund zu haben, mit dem man spielen kann. Und auch die Anerkennung ihrer kleinen Schwester hatte sie zu genießen gewusst.
Das alles war allerdings nichts im Vergleich zu der Anerkennung, die sie in ihrem neuen Zuhause bekam. Und sie bekam mehr als nur Anerkennung. Die Feste waren berauschender und die Kle idung war moderner in Aquist. Alles war irgendwie größer und die Menschen hier hatten feinere Manieren.
Sie schloss die Depesche ihrer Schwester , legte den Brief in ihr Nachtkästchen und erhob sich von ihrem Bett, um ins Zimmer des Herzogs zu schleichen.
Sie hatte noch die Warnungen ihrer Mutter im Ohr und war fest entschlossen seinen Werbevers uchen standzuhalten. Doch wenn ein Herzog einem zuraunt, dass man zur Nachtzeit in seine Kammer kommen solle, dann konnte man dies schwerlich ignorieren – zumal man auf seine Gunst so angewiesen war, wie sie.
Cyrils Herz klopfte, als sie an die schwere Eichenholztür schlug. Vielleicht wollte er sie auch nur etwas fragen? Oder sie zu einem Jagdausflug einladen? Oder wollte er ein weiteres Rezept aus Ankilans Küchen von ihr erstehen? Die Lamminnereien, die letzte Woche zu ihren Ehren serviert worden waren, schienen hohen Anklang gefunden zu haben. Doch kaum würde er persönlich jenes Rezept…?
„Kommt herein“, tönte eine dunkle Stimme von innen. Sie betrat das Gemach des Herzogs und im ersten Moment ihres Eintretens war sie verwirrt. Der Raum, den sie betrat, war so groß, dass sie zunächst Schwierigkeiten hatte, den Herzog zu lokalisieren. Erst als er erneut nach ihr rief, sah sie ihn – am hinteren Ende des Raumes, auf seinem Bette sitzend, dabei, sich von seinen Schuhen zu befreien. Er deutete mit einer Hand auf seine rechte Seite. „Setzt Euch zu mir, Cyril.“
Zögernd kam diese auf ihn zu und sah den Herzog zum ersten Mal ohne seine schwarze, lockige Perücke. Er hatte, da rüber hatte sie sich noch nie Gedanken gemacht, nur wenige Haare auf dem Kopf und sah ohne die Perücke um einiges älter aus. Er lächelte sie an und sagte: „Endlich seht Ihr mich so wie ich wirklich bin, meine Schöne. Ich hoffe, dass ich Euch nicht zu sehr erschrecke.“ „Nein,…nein“, stammelte sie und schämte sich gleichzeitig ihrer roten Wangen. Als sie sich setzte, fasste er sie an ihrem Arm. „Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben, Cyril. Ich bin ein harmloser alter Mann. Ich vermute, dass Eure Mutter Euch vor mir gewarnt hat.“ Sie beschloss, dass es das Beste sei zu schweigen. „Nun, wie dem auch sei, momentan möchte ich nichts anderes als Eure Freundschaft.“ Damit ließ er sie los und zog sich seinen zweiten Schuh aus.
„Ich habe Euch zu mir gebeten, weil…nun. Wie wäre es, wenn wir eine Partie Techaud [xiii] spielen würden?“ Cyril glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Der Herzog wollte nachts ein Spiel mit ihr spielen? Zu welchem Zweck?
„Setzt Euch darüber, meine Liebe. Ich habe die Figuren schon aufgebaut.“ Tatsächlich sah sie auf dem kleinen Kirsc hholztisch, der vor dem Fenster stand ein Holzbrett mit den Spielfiguren darauf. Drei Bogenschützen auf jeder Seite, zwei Wächter und fünf Hunde. Sie hatte dieses Spiel erst hier in Aquist kennen gelernt und war meilenweit davon entfernt, es zu beherrschen. Von dem Herzog wusste sie, dass er ein wahrer Meister des Spiels war. Es hieß sogar, dass er sich einige Landstriche seines Herzogtums beim Spielen erworben habe.
„Ihr wollt mit mir Techaud spielen?“, fragte sie ungläubig.
„Warum nicht?“
„Da werdet Ihr keinen großen Spaß haben, es sei denn Ihr habt Spaß daran jemanden hoffnungsvoll überfordert zu s ehen.“
„Oh, Ihr spielt dieses Spiel nicht, das habe ich vergessen. Nun, dann
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