Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
werde ich es Euch beibringen.“ Cyril war nicht nur verwundert, in ihr taumelten die Gefühle hin und her wie eine Ladung Äpfel in einer der Kutschen von Aquist. Si e war erleichtert, dass es dem Herzog offenbar nur darum ging ein Spiel zu spielen. Auf der anderen Seite war sie allerdings auch ein wenig enttäuscht. Sie hatte schon gehofft, dem Herzog ein wenig den Kopf verdreht zu haben, so wie es ihr eigentlich bei allen Männern gelang. Der Mann, der ihr nun gegenüber saß, schien allerdings, zumindest was sein momentanes Verhalten anging, kein echtes Interesse an ihr zu haben, sondern eher eine kindliche Freude daran, sich in einem Gesellschaftsspiel zu vergnügen. Er baute summend die Spielfiguren auf und fing an, ihr das Spiel zu erläutern. Die Grundregeln kannte sie schon, so dass sie Zeit hatte sich umzuschauen. Alles in diesem riesigen Saal schien teuer und wertvoll zu sein: Tische aus Ebenholz, die mit teuren Ölen glänzend gerieben worden waren und mit Marmorplatten abgedeckt waren, Kämme und Bürsten aus Elfenbein und in Gold eingerahmte Spiegel. Das Bett des Königs war größer als ihr eigenes Zimmer in Mal Kallin gewesen war und die Decke schien mit echten Daunen gefüllt zu sein. Auf silbernen Ständern sah sie an einer Wand ein Dutzend verschiedenster Perücken, darunter befanden sich ebenso viele polierte Lederschuhe mit goldenen Schnallen. In einem Schrank, dessen Tür leicht geöffnet war, sah sie weiße, mit Rüschen bedeckte Hemden, deren diamantene Manschettenknöpfe das üppige Kerzenlicht wiederspiegelten. Der Boden alleine war aus weißem Kalkstein und glänzte.
„Lady Cyril?“
Erst jetzt bemerkte sie, dass der Herzog mit ihr gesprochen hatte.
„Entschuldigt, Eure Lordschaft. Ich höre zu.“ Der Herzog kicherte.
„Ihr solltet Euch abgewöhnen, den Mund zu öffnen, wenn Ihr staunt. Ihr wirkt so noch verführerischer.“ Cyril schloss den Mund und wurde rot.
Sie blickte auf das Spiel und konzentrierte sich.
„Also nochmal: Ihr müsst versuchen entweder alle Bogenschützen, alle Wächter oder alle Hunde des Gegners aus dem Spiel zu nehmen. Oder ihr beseitigt einen Wächter, einen Bogenschützen und zwei Hunde.“ Cyril glaubte verstanden zu haben und nickte.
„Die Hunde dürfen ein Feld vor in jede Richtung. Die Wächter dürfen diagonal laufen, allerdings müssen sie…“ Cyril hörte zu und nickte – sie verstand, was der Herzog ihr sagte, doch sie hatte es schwer, die verschiedenen Zugmöglichkeiten in den Spielzusammenhang zu bringen. Männer schienen aus irgendeinem Grund fasziniert davon zu sein, andere zu besiegen.
Das erste Spiel dauerte nicht länger als die Zeit, die sie gebraucht hatte, um von der Tür zum Bett des Herzogs zu gela ngen. Die nächsten zwei Spiele waren nicht viel länger. Komischerweise wollte der Herzog weiterspielen und immerhin machte Cyril nun nicht mehr den Fehler ihre Bogenschützen sofort an die Hunde des Herzogs zu verlieren, der ein diebisches Vergnügen daran zu haben schien, dass sie nun schon etwas gelernt hatte.
Als sie ihr Gähnen mit einer vor den Mund gehaltenen Hand zu überdecken versuchte, lächelte He rzog de Balard sie an. „Ihr seid müde, meine Schöne. Ich entlasse Euch in Euer wohliges Bett, allerdings müsst Ihr mir versprechen wiederzukommen.“
Als Cyril in ihrem Bett lag, wusste sie nicht, was sie mehr verwirrte – dass der Herzog Gefallen daran fand, mit ihr Zeit zu verbringen oder dass sie sich in seiner Gegenwart wohlfühlte.
14. Beratung
hr müsst mit ihm sprechen. Ich will alles wissen, was die Krankheit meiner Mutter betrifft.“ Meliandra legte das ironische Lächeln auf, das er schon aus so vielen Gesprächen kannte. „Nun, mein König“, diese Bezeichnung dehnte sie in die Länge, wohl in Anspielung auf die alte Bezeichnung des „Prinzlings“, die sie immer für ihn benutzt hatte, als sein Vater noch gelebt hatte, „da Ihr Meister Reul schon mitgebracht habt, hier in die heiligen Mauern des Circulum Lunae, wird es äußerst schwierig sein, nicht mit ihm zu sprechen. Wie immer habt Ihr dafür gesorgt, dass Euer Wunsch Befehl ist.“
Gareth wusste, dass sie sich ärgerte, dass er Reul Rath mitgebracht hatte und nun in ihr Refugium eingedrungen war, wo sie, die niemals zu ruhen schien, lesend saß, wenn sie sich nicht um die Ak olyten zu kümmern hatte. Reul, der die angespannte Atmosphäre schwer ertragen konnte, räusperte sich. „Ich denke, vielleicht sollten wir einfach ein anderes Mal
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