Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Tagesreisen, aber wie schon gesagt, ich bin nicht müde. Ich bin herg ekommen, um Zeit mit Euch zu verbringen, mein König. Ich denke, wir können Geschichte schreiben.“
Das klang in der Tat ambitioniert. Gareth lehnte sich zurück.
„Vermutlich wisst Ihr nicht wer ich bin, König Gareth und Ihr seid deshalb was meine Person angeht misstrauisch. Aber ich kann Euch versichern, dass ich ganz auf Eurer Seite stehe. Mehr noch. Ich habe Eure Karriere, so gut es mir möglich war, protegiert und habe dafür gesorgt, dass Ihr sicher seid.“ Tarhorg machte eine Pause und ließ die Wirkung seiner Worte sinken. Tatsächlich war Gareth nun überaus verwirrt.
„Ihr habt mich protegiert?“
„Nun, Majestät. Ihr fragt Euch zu Recht, wie das möglich ist, da Ihr mich bis vor wenigen Minuten noch nicht einmal kanntet.“ Wieder lächelte Tarhorg vieldeutig. Als ich lediglich Magister des Mondes war, habe ich mich bereits für Euer Schicksal interessiert – der einzige Thronerbe des Großkönigs von Sathorm geht in einen Konvent, um Akolyt des Mondes zu werden. Ich brauche nicht zu betonen, dass mich Eure Entscheidung mit tiefer Freude und Befriedigung erfüllt hat. Ein Thronerbe, der aus eigenem Empfinden den rechten Glauben wählt – was für ein Glück für ein Land, das jahrhundertelang den alten Göttern nachgehangen hat und dann den Versuchungen der Sonne erlegen war. Ich habe daraufhin dafür gesorgt, dass die Euch betreuende Legatin Euch mit dem notwendigen Respekt behandelt und ich habe auch dafür gesorgt, dass Ihr den Konvent frühzeitig verlassen konntet, nachdem Euer Vater auf tragische Weise verschieden war.“
Gareth blickte seinen Gegenüber mit offenem Mund an. Dann war es also Tarhorg gewesen, der ihm das Leben im Konvent erleichtert hatte und nicht Meliandra. Noch bevor er darüber nachdenken konnte, was der Großmeister damit gemeint hatte, als er vom rechten Glauben sprach, fuhr dieser fort:
„Ihr seid die Hoffnung einer ganzen Nation, Majestät. Dieses Land baut auf Euch und Eure Wei sheit. Und doch bin ich gekommen, um Euch zu warnen.“ Gareth schluckte. „Die Übungen, die Ihr zur Zeit mit Euren Freunden durchführt, sind sicherlich reizvoll. Aber Ihr werdet zugeben müssen, dass sie Euch nicht in dem Maße ausfüllen, wie es möglich wäre.“ Gareth nickte. Er war einfach zu abgelenkt hier bei Hofe. „Es ist notwendig, Majestät, in diesen schweren Zeiten einen König zu haben, der in einem festen Glauben steht und so die geistigen und weltlichen Belange seiner Untertanen bedienen kann. Würdet Ihr mir da zustimmen?“
Wieder nickte Gareth. Er hob an, um eine Frage zu stellen, doch Tarhorg hob seine rechte Hand und sprach weiter. „Durch Euren großartigen Einsatz in der Schlacht um Mal Kallin, von der die Barden noch in Jahrhunderten singen werden, habt Ihr die akute Bedrohung durch die Norr für ein, zwei Jahre abgewendet. Diese Zeit, Majestät, sollten wir nutzen, um Eure Ausbildung voran zu treiben. Jetzt ist die Zeit, zurück in den Konvent zu gehen, um Eure Ausbildung zum Adepten abzuschließen. Darüber hinaus sehe ich sogar die Möglichkeit, Euch in verkürzter Zeit zum Legaten des Mondes zu machen – damit unser Reich von einer starken Seele geführt wird.
Gareth ‘ Kopf schien sich zu drehen. Was Tarhorg ihm hier unvermittelt anbot klang verlockend. Und es klang richtig. Jetzt war die Zeit, um in den Konvent zurückzukehren, ansonsten würde er den Kontakt zum Mond und zu Al’una verlieren. Er würde darüber nachdenken und sich mit Meliandra besprechen müssen. „Ich freue mich über Eure freundlichen Worte, Großmeister. Sicher werde ich Eure Ideen in Erwägung ziehen und mir Gedanken machen.“ Wieder wollte er weiterreden, doch Tarhorg schüttelte leicht mit dem Kopf. „Deshalb bin ich in aller Eile hierher geritten, Majestät. Ich habe meine Astrologen konsultiert und die Angelegenheit nach allen Gesichtspunkten untersucht. Der Mond steht heute voll und ist am heutigen Tage der Erde so nah wie niemals mehr in diesem Jahr. Eine solch günstige Konstellation wird es in den nächsten tausend Jahren nicht mehr geben. Außerdem seid Ihr genau vor sechs Monden aus dem Konvent entlassen worden. Es bleibt keine Zeit für Überlegungen, Majestät. Wenn wir die Legatenausbildung tatsächlich auf zwölf Monde verkürzen wollen, dann müsst Ihr die Gunst der Stunde nutzen und noch heute in den Konvent.“
Gareth fühlte sich zum ersten Mal seitdem er König war maßlos
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