Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
weg. Col hatte ihn weggezogen.
„Das hat wohl kein en Sinn.“
Gareth nickte. Er war der König. Er konnte tun und lassen was er wollte. Niemand zwang ihn dazu, die verbliebenen Monate im Konvent nachzuholen. Und doch schmerzte es ihn, wenn er sah, dass er der Lehre des Mondes nicht so viel Aufmerksamkeit widmen konnte wie er wollte. Die Zeit im Konvent war ihm die wichtigste Zeit in seinem Leben – auch wenn es sich am Anfang überhaupt nicht so angefühlt hatte und er am liebsten sofort wieder gegangen wäre. Aber er hatte gelernt, so viel gelernt über sich selbst und so viele Fragen beantwortet bekommen. Und er hatte Menschen getroffen, die ihn zu verstehen schienen, obwohl sie ihn noch nicht lange kannten.
Col war einer dieser Menschen. Er schien, im Gegensatz zu seinem Vater, nie die Geduld zu verli eren und immer freundlich zu sein. Und da waren noch die anderen – Sab, der ebenfalls vom Konvent auf den Königshof gezogen war und Meliandra, die sich allerdings in letzter Zeit sehr bedeckt gehalten hatte.
„Vielleicht sollten wir eine andere Übung machen, Majestät. Wie wäre es mit dem Dreivierte lmond?“ Gareth nickte. Liegende Übungen waren ihm sehr angenehm, auch wenn er sich der Gefahr bewusst war, dass er bei dieser Entspannungsübung einschlafen könnte. Col breitete eine Decke auf dem Boden aus, als ein Lakai die Tür aufriss. Gareth war zunächst überrascht, dann erbost.
„Fasth, wie kannst du es wagen hier ungefragt einzudringen.“
Der Angesprochene brabbelte entschuldigende Worte, als ein Mann an ihm vorbei mir markanten Schritten in den Raum trat. Er war auffällig nur in schwarz gekleidet, hatte dunkle, glatte Haare und ein schmales Gesicht, das von einem Spitzbart noch in die Länge gezogen wurde. Sein Umhang war aus Samt, ebenfalls schwarz. Das einzige, was sich hell von seiner Kleidung abhob, war eine silberne Stickerei in Form eines Mondes auf seiner Brust. Gareth war immer noch verärgert, doch er sah aus den Augenwinkeln, dass Col niederkniete. Der Fremde lief direkt auf Gareth zu und verneigte sich zur Begrüßung.
„König Gareth. Welche Freude und welche Ehre. Ich höre Großes und Ermutigendes von Euch.“ Zögernd und zweifelnd blickte Gareth den Mann an, der mit einer kurzen, beiläufigen Handbew egung Col zu verstehen gab, dass dieser nun aufstehen könne.
„Gestattet, dass ich mich vorstelle und mich für mein abruptes Eindringen in Eure privaten Gem ächer entschuldige. Ich habe eine weite Reise hinter mir. Ich bin Großmeister Tarhorg, Präfekt des Mondkreises.“ Der Großmeister stand erwartend da, so dass Gareth den Impuls hatte sich seinerseits zu verneigen und den Ring des Mannes zu küssen. Doch er widerstand und klatschte stattdessen in die Hände und rief: „Fasth, bring Wein und Früchte in das Studierzimmer.“ Dann wandte er sich an seinen unerwarteten Gast und sagte: „Es ist mir eine große Ehre einen hochrangigen Mann wie Euch bei mir zu Gast zu haben. Doch entschuldigt meine Frage, die auf Unwissenheit beruht. Ist nicht Heliamus Großmeister des Ordens?“ Tarhorg fing unvermittelt an zu grinsen, wobei er seine weißen Zähne entblößte. „Großmeister Heliamus hat den Mondkreis vollendet. Er wurde letzte Woche bestattet. Wir trauern alle noch sehr.“
Gareth schaute Col an, der jedoch keine Regung zeigte, schob dann seinen Freund in Richtung Tür und fragte beiläufig: „Und nun sei d Ihr der neue Präfekt, Tarhorg? Nun, Ihr werdet mir sicher darüber berichten können, wenn Ihr Euch von Eurer anstrengenden Reise erholt habt.“ Wieder lächelte der Großmeister. „Ich brauche keine Rast, Majestät. Wir können uns gleich besprechen, allein.“ Damit blickte er auf Col. Gareth nickte seinem Freund zu und schritt gemeinsam mit seinem Besucher den Gang zum Studierzimmer hinab. Er versuchte Zeit zu gewinnen, um einordnen zu können, was Tarhorg von ihm wollte. Er versuchte sich zu erinnern, was Meliandra über diesen Tarhorg erzählt hatte. Sie hatte von beunruhigenden Strömungen innerhalb der Kirche des Mondes berichtet, aber Gareth konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, ob dabei der Name seines Gastes erwähnt worden war. Er bat dem Präfekt einen Sitzplatz vor einer Feuerstelle an und platzierte sich daneben. Eines hatte er gelernt in seiner kurzen Regierungszeit – es war wichtig die Oberhand zu behalten. Also fragte er: „Ihr seid sicher weit geritten heute, nehme ich an. Von wo kommt Ihr?“
„Von Farrah. Das sind zwei
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