Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
zuvor.“
„Das stimmt wohl, junger Ca’el. Ich hoffe, dass sie in Arla eine treue Freundin gefunden hat. Und ich hoffe, dass du ihr ein treuer Freund bleiben kannst, ohne dass du dabei für zu viel Unruhe in dir selbst und anderen sorgst.“ Bei dieser Bemerkung wurde An’luin rot. „Aber es gibt Bestrebungen in der Kirche, die in eine falsche Richtung gehen und ich muss dafür sorgen, dass die Wogen geglättet werden.“
An’luin wusste, dass er nichts Genaueres vom Pater erfahren würde, er redete sonst niemals über die Machtstruktur des Ordens. Trotzdem hatte er das Gefühl weiter nachhaken zu müssen. „Cathyll wird enttäuscht sein ,“ (er meinte eigentlich sich selbst und wusste, dass Balain das wusste), „wenn Ihr nun fort seid und dann auch noch Nod.“ Dies schien der passende Moment für eine Frage zu sein. „Wo ist Nod eigentlich? Warum ist er nicht mit uns gekommen?“
Balain seufzte. „Archa’itur hat ihn gefragt, ob er sein Nachfolger werden würde. Nod hat ang enommen. Er wird nun in diesem Ort bleiben.“ An’luin schaute seinen Gegenüber ungläubig an. „In diesem Ort? Wo es nichts gibt?“ Balain zuckte nur mit den Schultern.
An’luin warf seinen letzten Knochen in das Feuer und grübelte vor sich hin. Er fragte sich, was das alles für einen Sinn ergeben sollte. Auf einmal waren all die Leute , die er auf seiner Reise nach Norr kennen und schätzen gelernt hatte in alle Winde verstreut. Wozu hatte man überhaupt Freunde, wenn sie einen dann wieder verließen? Erst auf dieser Reise war er Nod, dem er vorher nicht so richtig über den Weg getraut hatte, näher gekommen und schon verschwand dieser wieder aus seinem Leben. Wozu war es dann überhaupt gut Freundschaften zu schließen? Balain blickte ins Feuer und sprach: „Auch wenn wir die Menschen, die wir lieben nicht mehr wiedersehen oder glauben sie nicht mehr wiederzusehen, so können wir sie in unserem Herzen behalten. Alles im Leben ist vergänglich, An’luin, so wie der Welttropfen, der eines Tages zerfließen wird. Wir können an dieser Tatsache zerbrechen. Wir können aber auch lernen jeden Moment mit unseren Freunden noch mehr zu schätzen – weil wir wissen, dass er niemals wiederkehren wird.“
Dann legte er An’luin seine Hand auf die Schulter.
Als die beiden neben dem Feuer einschliefen, war An’luin froh, einen Freund neben sich liegen zu haben.
28. Wolfstraum
chon in dem Moment da er aufwachte, versuchte er sich an seinen Traum zu erinnern. Es war irgendetwas Schönes gewesen, etwas, dass ihn noch jetzt vor Glück erzittern ließ – aber alles, an das er sich erinnern konnte, war ein gleißendes Licht. Als ob er tatsächlich geblendet worden wäre musste sich Ketill erst einmal an die Dunkelheit seiner Schlafstätte gewöhnen. Neben ihm hörte er das Schnarchen von Eyvind und weiter hinten das von Eirik. Er richtete sich auf und rieb sich die Augen, noch immer diesem Traum nachhängend, der schon wieder in die tiefe unbekannte Schwärze zurückgekehrt war, aus der er gekommen war.
Dadurch, dass er beim Aufrichten die Decke von sich gestreift hatte, spürte er die Kälte, die bis in das Haus von Tho rstein durchgedrungen war.
Dann hörte er es, das gequälte, langgezogene Jaulen von einem der Wölfe. Diese skjelltäler Wölfe, denen er vielleicht eines Tages sein Königreich verdanken würde, wirkten auf ihn momentan aber in ihrer nervenaufreibenden Allgegenwärtigkeit eher abstoßend. Besonders nachts jaulten sie unaufhörlich und wenn sie sich dann nach einer Ewigkeit beruhigt hatten, fing einer der Wölfe wieder an zu heulen und die anderen stimmten ein, was angesichts der Tatsache, dass die Nacht zu dieser Jahreszeit drei Viertel des Tages ausmachte, noch enervierender war.
Allerdings schien sich zu bewahrheiten, was Thorstein schon vor Wochen gesagt hatte – er würde das Jaulen irgendwann gar nicht mehr wahrnehmen. Tatsächlich übte es nicht mehr dieselbe Wi rkung auf ihn aus, wie noch vor Tagen. Ketill fragte sich, woran das liegen mochte. Dieser Ort war eigentlich nicht wirklich nach seinem Geschmack. Die Häuser waren klein und dunkel, der Met schmeckte zu süß und die Mädchen, und das beunruhigte ihn fast am meisten, schienen nicht wirklich an ihm interessiert zu sein. Man hatte schon an einigen Nächten in großem Kreise um den ein oder anderen Tisch gesessen und manche junge Bauerstochter hatte ihm aufreizende Blicke zugeworfen, doch immerwenn er versuchte seine Hand unauffällig auf
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