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Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Titel: Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Josuttis
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wieder: „Mylady, wacht auf. Ihr müsst kommen.“ Sie atmete auf. Diese Stimme fürchtete sie nicht. „Komm herein Ma’an.“ Die Tür öffnete sich und das Gesicht ihrer Kammerzofe - durch eine Kerze, die sie vor sich hielt, beleuchtet - erschien im Türspalt. „Cathyll, es tut mir leid. Bitte zieht Euch an. Ihr müsst kommen.“
    Wenn Ma’an sie m itten in der Nacht weckte, musste irgendetwas Wichtiges passiert sein. Cathyll schwang sich aus dem Bett und legte sich einen Mantel um. „Was ist denn, Ma’an? Du machst mir Angst.“ Der Ausdruck im Gesicht der Zofe blieb unverändert. „Ihr müsst es Euch selbst ansehen, Mylady.“
    Also folgte Cathyll ihrer Zofe durch die Gänge, während sie immer noch rätselte, was vorgefallen sein könnte. Sie gingen in den hinteren Teil des Gebäudes, dort wo die Bediensteten ihre Schla fräume hatten – und Sybil. Als ihre Zofe in den Gang einbog, in dem ihre Cousine ihr Schlafgemach hatte, machte sich Cathyll ernste Sorgen. Dann sah sie, dass die Tür zu der kleinen Kemenate offen stand. Bran stand vor der Tür und von drinnen hörte man Stimmen. Cathyll lief voraus und stürmte in das Zimmer. Was sie sah, ließ sie erstarren. Ihre Cousine lag auf dem Bett, die Samtdecke hatte sie mit den Füßen von sich gestoßen, so dass ihr verkrümmter Körper und ihr bleiches Gesicht ein jämmerliches Bild abgaben. Cathyll wurde von Panik erfasst. „Was ist? Was ist mit ihr? Ist sie…?“ Als Sybil ein leises Stöhnen von sich gab, beruhigte sich Cathyll. Sie lief an die Seite des Bettes und nahm Sybils kleine Hand. Diese öffnete kurz die Augen, doch ihr Blick war seltsam leer, als ob sie um sich herum nichts wahrnähme.
    „Sybil, ich bin es, Cath Was ist mir dir?“
    Statt einer Antwort fing Sybil nur an zu wimmern. Cathyll blickte sich um, um sich zu vergewi ssern, ob ihr Leibarzt schon anwesend war. Dann befahl sie Meister Rench zu holen. „Was hat sie gegessen, Ma’an?“ Ihre Zofe zuckte nur mit den Achseln. Cathyll drückte die schweißige Hand ihrer Cousine noch fester. Auf dem Bettkästchen stand nichts was ihre Cousine zu sich genommen haben konnte, nur ein paar Papiere und eine schöne Glasphiole waren zu sehen.
    „Steht nicht so herum, holt Meister Rench !“ Ma’an blickte zu Boden. „Er ist unterwegs, Mylady.“ Dann hörte sie es, einen Hauch von zerbrechlichen Tönen. Sybil versuchte zu reden. Als Cathyll sich zu ihr hinabbeugte, konnte sie nur Bruchstücke verstehen: „…tut…mir…leid.“
    Was ihre Cousine damit meinte, würde Cathyll erst später erfahren.

    Es gibt Zeiten, in denen man das Gefühl hat, dass sich über einem ein Gewitter zusammen braut und man kann nichts dagegen tun. Wahrscheinlich war das einfach mit dem Lauf der Dinge zu erklären, doch Cathyll versuchte zu verstehen, warum sich ihr Leben, das mit dem Sieg über die Drakinger eine gute Wendung zu nehmen schien, in eine so furchterregende Richtung entwickelt hatte.
    Sie hatte alles was sie wollte : sie war Königin und ihre Untertanen waren ihr ergeben. Doch zuerst hatte ihr die Angst vor dem Geist Rabecs das Leben schwer gemacht und nun die seltsame Krankheit ihrer Cousine.
    Es waren nun fünf Tage vergangen, doch der Zustand Sybils verschlechterte sich von Tag zu Tag. Ihr Leibarzt hatte nichts diagnostizieren können und auch Hjete, die sich ein wenig mit Heilkräutern auskannte, hatte dem Mädchen nicht helfen können.
    Auf ihrem Herzen schien ein schwerer Stein zu liegen und statt der Stimme Rabecs hörte sie nun das Schuldbekenntnis ihrer Cousine, wenn sie abends zu Bett ging.
    Sie wusste, was ihr Grundproblem war. Sie war alleine. Als Königin hatte sie, das hatte sie erst mit der Zeit gespürt, eine unsichtbare Wand aufgebaut: Gegenüber ihren alten Freunden bei Hof, Bran und Ma’an, aber auch gegenüber den Wolfingern, über deren Schicksal sie nun bestimmen konnte und musste, da diese nun zu ihren Untertanen zählten. Sie konnte nicht mehr wie ein kleines Mädchen umherlaufen und mit großen Augen Fragen stellen – sie musste Fragen beantworten und Entscheidungen treffen. Und auch wenn Arla sich bemühte, ihr die Last zu erleichtern, wusste Cathyll tief in ihrem Herzen, dass diese unsichtbare Wand sie für immer von allen anderen Menschen trennen würde. Je mehr ihr das bewusst wurde, desto mehr fragte sie sich, wieso ein Mensch wie Rabec jemals sein Sinnen darauf abgezielt hatteMacht zu erlangen. Der Preis der Macht schien zu hoch zu sein, zumindest für sie.
    Sie

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