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Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Titel: Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Josuttis
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eine Schulter, ein Bein oder ein Hinterteil zu legen, wandten sich die Mädchen kichernd ab.
    Einmal hatte er gesehen, wie Eyvind dies mit einem Lächeln beobachtete. Daraufhin war ihm der Verdacht gekommen, dass Eyvind mit der Zurückhaltung der weiblichen Bevölkerung zu tun hatte, doch dieser stritt das vehement ab und kommentierte das bloß damit, dass die Mädchen hier offensichtlich wüssten, was sich gehöre.
    Und das Seltsame war: es machte Ketill nicht wirklich etwas aus. Er hatte sich schon ungefähr in sieben verschiedenen Mädchen hier im Skjelltal verliebt, doch keine zeigte sich seinen Annäherungen erlegen. Er hakte es ab und ging mit den Männern auf die Jagd oder schaute den Wolfzüchtern zu, wie sie die Tiere abrichteten. Auf eine gewisse Art und Weise fühlte er sich an seine Zeit im Dreischafetal erinnert. Als er dort vor drei Jahren hingekommen war, nachdem er seine Kindheit in Throndje an König Olafs Hof verbracht hatte, hatte er sich anfangs furchtbar gelangweilt und wollte nur nach Hause. Im Dreischafetal hatte es nichts gegeben, noch nicht einmal Wölfe. Den ersten Winter hatte er hauptsächlich am Herdfeuer von Hjete verbracht und seinen Onkel, den König verflucht und sich selbst bemitleidet. Im darauffolgenden Sommer durfte er dann auf Handelsfahrt auf der Wolfsang mitfahren. Sie waren zwischen Norr und Ankilan hin- und hergesegelt, um Handel zu treiben und waren in einige gefährliche Situationen geraten. Einmal hätte ein Sturm das Boot fast zum Kentern gebracht, ein anderes Mal waren sie fast von einem Piratenschiff der Rus aufgebracht worden. Ketill hatte Todesängste ausgestanden, auch wenn er sich nach außen hin kühn gezeigt hatte. Um seine Angst zu verstecken, hatte er sich vorne an den Bug in aufreizender Pose hingestellt und so einen wahren Pfeilregen der Rus provoziert. Einer der Pfeile war haarscharf an seinem Auge vorbeigezischt. Er war stehengeblieben, die anderen sahen nicht, dass er am ganzen Leib gezittert hatte. Ketill war heilfroh gewesen, als Starkir, der damalige Jarl des Dreischafetals, ihn unter dem Hinweis, dass König Olaf ihn totschlagen würde, wenn er, Starkir, den Neffen des Königs nicht heil zurückbringen würde, aufgefordert hatte in Deckung zu gehen.
    Die Rückfahrt hatten sie dann erst spät im Jahr antreten können, weil sie weit vom Kurs abgeko mmen waren. Er hatte Nächte in eisiger Kälte an Deck des Schiffes verbracht und glaubte niemals mehr warm werden zu können. Als sie dann im Winter ins Dreischafetal kamen, war er froh wieder an Hjetes Herdfeuer sitzen zu können.
    Ketill stand auf. Er wusste, dass er nicht mehr einschlafen würde. Er schlüpfte in seine Sachen, zog sich die Hirschfel lschuhe an und trat leise vor die Tür. Draußen schien ein heller Vollmond.
    Und wieder jaulte einer der Wölfe, diesmal war es ein extrem langgezogener Ton, der noch lange nach sei nem Abklingen in der Luft hing. Er beschloss zum Wolfskäfig zu gehen. Im Ort kümmerten sich hauptsächlich Folke und sein Sohn Snöbe, deren Hütte direkt an den Wolfskäfig angrenzte, um die Zucht der Wölfe. Käfig war allerdings eine Untertreibung, fand Ketill, denn dieser „Käfig“ hatte ein Steinfundament und war größer als die Hütte, in der die Folkes Familie lebte. Die meisten der Tiere waren unterwegs, ausgesandt, um ein Treffen mit dem König der Wolfinger zu arrangieren, welches im Frühjahr stattfinden sollte.
    Ketill stapfte zur Wolfshütte hinüber, warum wusste er selb st nicht so genau. Er hatte Folke ein paar Male dabei beobachten können, wie er auf die Wölfe einredete, ihnen Fleischstücke gab und ihnen Nachrichten um den Hals band. Einmal war auch schon einer der Wölfe zurückgekehrt und hatte sich direkt vor Folkes Hütte gesetzt und gewartet.
    Als er jetzt in klirrender Kälte auf den „Käfig“ zuging, hatte das Heulen wieder vollständig aufg ehört. Trotzdem konnte Ketill die Anwesenheit der halbwilden Tiere hinter der Holzwand spüren. Während die Kälte langsam durch seine Kleidung drang, schaute sich Ketill um und genoss die eisige Stille dieser Mondnacht. Der Ort war in ein glänzendes Weiß gehüllt und der Mond spiegelte sich auf dem Gönkje, der sich in weiter Ferne durchs Tal schlängelte.
    Auf einmal spürte er, dass er nicht alleine war. Jemand beobachtete ihn.
    Er drehte sich um, doch sah er aus dem Ort niemanden. In ihm kroch eine ähnliche Angst empor, wie er sie auf der Wolfsang gespürt hatte, als das Schiff der Rus sie verfolgt

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