Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
sehnte sich danach mit Ketill zu sprechen, der das Leben und die Bürde der Herrschaft aus einer viel gelasseneren Perspektive zu betrachten schien als sie. Und sie sehnte sich danach mit An’luin zu sprechen, dessen natürliche Bode nständigkeit eine beruhigende Wirkung auf sie hatte. Und sie sehnte sich sogar nach ihrem Mann, Gareth, dem Hochkönig von Sathorm, den sie nicht wirklich kannte, der ihr aber mit solch einer erfrischenden Herzlichkeit begegnet war, dass sie sich als Frau fühlen konnte – und nicht als Königin.
Während Cathyll im Stall stand und Eiswind striegelte, fragte sie sich, wie es dazu gekommen war, dass alle Menschen, die ihr teuer waren, fortgegangen waren. Es musste etwas mit ihrer Rolle als Königin zu tun haben – oder hatte sie sich verändert und hatten ihre Freunde sich, zwar unter offe nsichtlich triftigen Gründen, aber nichtsdestoweniger bestimmt, von ihr entfernt, weil sie ihre Gesellschaft nicht mehr schätzten? Cathyll lehnte ihren Kopf an den Hals des schnaubenden Pferdes und murmelte vor sich hin: „Bist du mein einzig verbliebener Freund?“
Sie schüttelte den Kopf. Selbstmitleid war der erste Schritt in die Hoffnungslosigkeit. Und sie hatte noch viel zu tun.
27. Freunde
s ist wie früher“, dachte An’luin. Zusammen mit Balain zu sein, wie sehr hatte er das vermisst. Zwar war er auch neugierig, warum sie Nod an diesem tristen Ort zurück gelassen hatten, aber er wusste, dass Balain, wenn er etwas beschloss, schon Gründe dafür hatte. Wobei, genau gesagt, so dachte An’luin, hatte Balain gar nichts beschlossen. Der Pater hatte nur genickt, als Nod ihm von seinem Entschluss berichtet hatte im Dorf zu bleiben. Richtig glücklich hatte der junge Ca’el dabei nicht ausgesehen. An’luin wusste, dass es etwas mit diesem seltsamen Druiden zu tun haben musste, aber er wollte Balain nicht danach fragen. Er wusste, dass der Priester reden würde, wenn ihm danach war. Und so genoss er die Herbstsonne, die hier im Norden so tief stand und dadurch ein zauberhaftes goldenes Licht produzierte. Sie waren gut vorangekommen die letzten zwei Tage und An’luin hoffte, bald wieder in Mal Kallin zu sein, bei Nieda und auch bei Cathyll. Er vermisste Nieda und ihm war im Laufe seiner Reise mit Nod klar geworden, dass er sich wünschte, dass sie die Frau sein sollte, die auf ihn wartete, wenn er fort war - so wie jetzt. Und er würde auch wieder Zeit haben für Gespräche mit dem Pater. Darauf freute er sich besonders.
An’luin wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Balain stehenblieb und in den Himmel schaute. Langsam drehte er sein Pferd und trabte zu seinem Begleiter zurück. „Was ist?“, fragte er. Balain verzog das Gesicht. „Es sieht nach Regen aus. Wir schaffen es nicht bis zum steinernen Wiesel. Lass uns einen Unterschlupf finden.“ An’luin sah sich verwirrt um, da er keine Anzeichen für R egen am Himmel erkennen konnte. Er hatte aber mittlerweile gelernt, sich auf das Urteil des älteren Mannes zu verlassen. Als sie die Pferde angebunden hatten und unter einem tiefen Felsvorsprung saßen, wusste An‘luin, warum sie Schutz gesucht hatten. Auf einmal fing es an zu regnen, zunächst normal, dann immer heftiger, bis Hagelkörner herabprasselten, die vom Boden abprallten und so auch unter den Vorsprung kamen. An’luin stellte sich schützend vors Feuer, damit dieses nicht gelöscht würde. Als nach einiger Zeit der Regen nachließ, setzte er sich wieder neben seinen Weggefährten. Dieser lächelte ihn mit leuchtenden Augen an, als wolle er sich bedanken.
Als sie die Knochen des Kaninchens, das sie über dem Feuer gebraten hatten, abnagten, fing Balain endlich an zu reden:
„Ich werde nicht lange in Mal Kallin bleiben können, mein Junge.“ An’luin blickte auf. Balain hob erklärend den Arm. „Ich habe das ganze letzte Jahr damit verbracht eine Hilfe für meine Freunde zu sein und eine Königin zu beraten. Während meiner Reise nach Athin’stan ist mir klar geworden, dass sich innerhalb des Sonnenkreises Dinge anders bewegt haben, als ich das vorausgesehen habe.“
„Was heißt das, Balain?“
Der Pater rang sich ein gequältes Lächeln ab. „In meiner Position ist es wichtig, dass man nicht nur den Herd putzt, sondern das ganze Haus. Ich habe es vernachlässigt mit den über mir Positionierten zu reden und nun ist es so, dass sie mir Aufgaben gegeben haben, die ich erfüllen muss.“
„Aber Cathyll wird Euch jetzt mehr brauchen, als jemals
Weitere Kostenlose Bücher