Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Pater Balain gedrückt hatte, wollte sie ihre Gefühle, die sie, seit sie im Amt war, nur noch äußerst selten zeigen durfte, nicht gleich wieder unterdrücken müssen.
Nun nahm sie den Pater am Arm und drückte und schob ihn die Treppe hoch und vergoss dabei ein paar Tränen, von denen sie selbst nicht sagen konnte, ob sie der Wiedersehensfreude oder ihrer Erleichterung entsprangen. Erst als An’luin hüstelte, drehte sie sich kurz um und entließ ihn zu seiner Familie. Auf dem Weg zur Bibliothek, in der sie sich am besten mit Balain unterhalten konnte, da für sie von den Büchern eine gewisse Ruhe ausging, erteilte sie vorbeikommenden Dienern Befehle. Sie sollten Wein und leichte Kost für den Rückkehrer und ein Fußbad bereitstellen, was diesen zu einem Lachen animierte. „Ihr sorgt Euch um mich, Königin.“ Sie schaute ihn erschrocken an. „Wollt Ihr erst ruhen? Es tut mir leid, ich bin so…“
„…aufgeregt wie ich sehe. Nein, es ist schon in Ordnung, dass wir gleich sprechen. Irgendetwas muss vorgefallen sein, sonst wäret Ihr nicht so aufgelöst.“
Cathyll war kurz davor erneut in Tränen auszubrechen, doch sie hielt sich zurück. Stattdessen nutzte sie die Enge des Ganges aus, um voran zu gehen, damit der Priester ihre zu überschwemmen drohenden Augen nicht würde sehen können. Erst als die beiden in der Bibliothek angelangt waren und sich am Tisch gegenüber saßen, traute sie sich wieder den Blick auf ihr Gegenüber zu richten, der sie verständnisvoll anschaute, was sie, wie sie sich eingestehen musste, mehr vermisst hatte, als ihr lieb war.
„Was ist passiert, Cathyll?“
Und so erzählte sie ihm von Sybils Tod und dem Brief und der Phiole, die sie gefunden hatte. Und wo sie dabei war, fuhr sie gleich mit der Geschichte von Rabecs Stimme fort, halb erwartend, dass er sie in seiner typischen Art für ihre Feigheit hänseln würde.
„Nein, Cathyll, ich glaube nicht, dass Ihr verrückt seid. Ganz im Gegenteil. Was Ihr erzählt ist beu nruhigend.“ Und damit überlegte Balain erst einmal.
„Ich weiß nicht, was ich tun soll, Balain. Ich habe manchmal die verrückte Idee, dass ich wieder einfach zum Hafen laufen und ein Schiff nehmen möchte, das mich i rgendwohin führt, wo man nicht weiß, dass ich eine Königin bin.“
Balain lächelte. „Und dann würde ich wieder in eine alte Kaschemme kommen und Euch aufsa mmeln und Ihr müsstet doch Königin sein.“
Cathyll konnte nicht anders als zu lachen. Sie erinnerte sich an den Tag, als Balain sie vor einem aufdringlichen Hafenarbeiter namens Svein gerettet hatte. Damals wollte sie, wie heute, ihrem Berater Rabec entkommen. So viel hatte sich gar nicht verändert.
„Cathyll, ich überlege, ob es nicht für Euch das Beste wäre, eine Weile zu Eurem Gatten nach Mal Tael zu gehen. Vielleicht könntet Ihr Euch dort etwas mehr entspannen und Ihr hättet die Möglic hkeit die Aufregung der vergangenen Tage zu verarbeiten. Es gäbe allerdings ein paar Schwierigkeiten.“
Cathyll hatte in den vergangenen Tagen auch mit dem Gedanken gespielt, allerdings hatte sie es nie gewagt diesen G edanken zu Ende zu führen. Wer sollte ihr Reich führen? Dies schien auch Balain zu beschäftigen, der sagte: „Es dürfte nicht für allzu lange Zeit sein, da Euer Volk Euch sehen will. Das Problem ist, dass man einen Stadthalter einsetzen müsste und ich habe keine Idee, wer das ausfüllen könnte.“
Cathyll, deren Miene deutlich aufgehellt war, redete schnell und aufgeregt: „Ihr könntet das tun, Balain. Die Menschen hier am Ort respektieren Euch. Ihr habt Ahnung von Dingen, von denen ich überhaupt keine Ahnung hab e und Ihr wisst, was man beim Regieren beachten muss.“
Balain schüttelte den Kopf. „Nein, mein Kind. Es tut mir leid. Das kann ich nicht tun. Zum einen verbietet es mir mein Orden eine offizielle Position einzunehmen. Zum anderen…“, Balain stockte, „…habe ich andere Pflichten zu erfüllen, die meine baldige Abreise erfordern.“
„Was? Aber ich habe geglaubt… Ihr bleibt hier und erlöst mich von diesem elenden Pater Bogal.“ Sie hatte ein Lachen von Balain erwartet, doch dieser blickte sie nur ernst an und fragte: „Hat Pater Bogal Euch in irgendeiner Art… belästigt?“
Cathyll schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht. Er bedrängt mich immer nur in die Messe zu kommen und er meint ich müsste meine Sünden bekennen.“
„Das ist genau der Grund weshalb ich weg muss, Cathyll. Es gibt eine neue Gruppierung in der
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