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Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Titel: Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Josuttis
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Haelmith gegen einen Riesen, der im Wald sein Unwesen getrieben hatte. Ketill erinnerte sich daran, wie er eingerahmt von seinem Vater und seiner Mutter am Dorfplatz stand und zusah, wie sein Freund Lodar mit einem Holzschwert auf den Riesen einprügelte. Dieser wurde wiederum von einem anderen Jungen gespielt und seine Größe erlangte er durch das Weidegeflecht, das Jahr für Jahr von den Frauen des Dorfes gemacht wurde, um am Ende im Feuer zu landen, in das der Riese von Haelmith gestoßen wurde. Er hatte noch in anderen Dörfern Julspiele gesehen, keine jedoch so imposant wie in Throndje, wo ein ganzer Drache symbolisch verbrannt wurde. Dieses Jahr würde das Julfest in Throndje wohl anders ausfallen, dachte Ketill verbittert.
    Ein Wolf, dargestellt von zwei Kindern, die in ihrem Kostüm etwas ungestüm über den Platz liefen, kam, um den Jungen in der Mitte aufzusuchen. Der Wolf beschnüffelte den leblosen Körper des Jungen. Ketill lächelte. Dem Jungen, der Thundsten spielte, den ersten Mann im Skjelltal, der Wölfe abrichtete, musste kalt sein, da er so lange auf dem Schnee und Eis lag. Aber Ketill wusste aus eigener Erfahrung, dass man in einer gespielten Rolle aus irgendeinem Grunde mehr aushielt, als in seinem eigenen Leben. Er erinnerte sich an die Szene, als er erst im letzten Jahr im Julspiel Cathyll geküsst hatte. In keinem Moment hatte er an diesem Abend die Kälte im Dreischafetalgespürt.
    Der am Boden liegende Junge streckte seine Hand nach dem ihn beschnüffelnden Wolf aus und langsam zog er ein Tuch von seinem Hals ab und band es dem Wolf um. Dieser heulte laut auf und lief fort.
    Ketill blickte sich um. Die Wölfe , die zuvor noch ruhig gewesen waren, fingen wieder laut an zu jaulen. Auch für die Wölfe schien heute eine besondere Nacht zu sein.
    Nun sah man, wie die als Wolf verkleideten Kinder zu weiteren Wölfen rannten, die sich unter den anderen Zuschauern versteckt hatten. Ein Wolf rannte zum nächsten und jedes Mal wurde das Halstuch weitergegeben, bis der letzte Wolf schließlich vor ein paar Kriegern stehen blieb und diese dann den am Boden liegenden Thundsten aufhoben.
    Ketill kannte die Legende des Skjelltals. Vor langer Zeit, als eben jener Thundsten Jarl des Skjelltals war, ging dieser eines Sommers mit seinen Männern im Wald jagen. Die Leute waren drei Tage unterwegs und machten reiche Beute. Am dritten Abend, als die Männer am Feuer saßen, beobachtete einer der ihren, wie ein Wolf versuchte ein erlegtes Reh mit sich zu zerren. Er hatte, zunächst unbemerkt, seine riesigen Fänge in den Hals des Tieres versenkt und versuchte es nun fortzuschleifen. Die Männer sprangen auf und holten ihre Speere, um den Wolf zu töten. Nur Thundsten sah dem Wolf in die Augen. Dann holte er sein Schwert und trennte die eine Hälfte des Rehs ab, so dass der Wolf mit seiner Beute fortlaufen konnte. Als seine Männer ihn fragten, warum er das getan hätte, sagte der Jarl, dass der Wolf Hunger gehabt hätte, so wie sie.
    Im darauf folgenden Winter fiel das Vorratshaus des Ortes einem Feuer zum Opfer, so dass die Bewohner des Tals zur Julzeit nichts mehr zu essen hatten. Thundsten, der sich für sein Dorf verantwortlich fühlte, versprach im Wald zu jagen, bis er etwas Essbares erlegen und zurückbringen würde. Es war allerdings ein solch kalter Winter, dass das Wild in den Süden gegangen war und alle anderen Tiere ihren Winterschlaf hielten. Thundsten fand nichts zu essen und fiel irgendwann entkräftet zu Boden. Es waren genau drei Tage vergangen, nachdem er das Dorf verlassen hatte. Er hatte selbst seit Tagen nichts gegessen und er wusste, dass er nun sterben würde und damit auch die Menschen des Ortes verhungern würden. Wie er am Boden lag und mit erschöpfter Stimme Aedin anredete, dass er ihm einen gnädigen Zugang zu Kell verschaffen solle, spürte er auf einmal, wie jemand neben ihm stand. Er blickte sich um und sah den Wolf, dem er im Sommer etwas zu essen gegeben hatte. Er hatte einen Knochen im Mund, den er neben Thundsten fallen ließ, der den Knochen gierig abnagte. Thundsten wusste nicht, wie er sich bedanken sollte, so zog er sich sein Halstuch aus und legte es dem Wolf um. Was ein Glück für Thundsten war, denn der Wolf lief mit dem Tuch in das Skjelltal, wo er sich in die Mitte des Ortes setzte und wartete, bis jemand kam und ihm das Halstuch abnahm. Die Menschen des Ortes hatten sich in der Dorfmitte versammelt, denn noch niemals hatten sie gesehen, wie ein Wolf, an sich ein

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