Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
dieser Jahreszeit überhaupt schien, immer sehr tief stand. Immerhin – das gute Wetter sorgte dafür, dass die teilweise recht kleinen Pfade nicht zu sehr verschlammten und ein Vorwärtskommen weiter erschwerten.
„In zwei Meilen kommt ein Gasthaus. Wollt Ihr, dass ich vorausreite?“
Cathyll verdrehte die Augen. Alle schienen sie wie eine Schwerkranke zu behandeln. „Nein, ich möchte heute noch ein paar Meilen hinter mir lassen. Es geht langsam genug voran.“ Bran nickte nur.
Sie hatte Gareth einen Brief geschrieben, in dem sie ihr Kommen angekündigt hatte. Sie war im Tonfall etwas zurückhaltend gewesen, da sie lange nichts von ihm gehört hatte. Sie hoffte, dass er sie nicht gänzlich vergessen hatte, nachdem er ihr doch so eindringlich seine Treue geschworen hatte.
In der Zwischenzeit waren ihr einige Zweifel an ihrer jungen Ehe gekommen. Man erzählte sich, dass die Sath es mit der Treue nicht so genau nahmen und auch wenn Gareth ihr das Gegenteil ve rsichert hatte, so meinte er vielleicht etwas völlig anderes mit seinen Worten. Dies war nur ein Grund mehr ihn zu besuchen, denn sie wollte wissen, wie es um sie stand. Auch in dieser Frage hatte Balain, der ihre Sorgen, ohne dass sie etwas sagen musste, erkannt hatte, beruhigend auf sie eingewirkt. Alles würde sich zum Besten wenden, hatte er ihr versichert. Sie hoffte es. Allerdings musste dazu die Kutsche am Ziel ankommen. Sie war orientierungslos in dieser Kutsche, die zwar mit Samt bezogene Sitze hatte, allerdings keinen Blick nach draußen gewährte. „Wo sind wir, Ma’an? Sind wir schon hinter Sa’llheir?“ Von dort waren es noch fünf weitere Meilen bis zum Humb. „Nein, mein Kind. Das wird noch eine Weile dauern. Wir sind erst kurz hinter Poiss’rh.“ Cathyll stieß einen kleinen Schrei aus. „Wir werden ewig brauchen bis wir am Ziel sind. Diese Reise ist der reinste Horror.“
„Mylady.“
Es tat ihr leid, dass Ma’an sich nun schuldig fühlte, obwohl sie weder etwas dafür konnte, dass es so langsam voran ging, noch etwas daran ändern konnte. Aber in dieser Geschwindigkeit würden sie über zwei Wochen brauchen und wenn es irgendwelche wichtigen Nachrichten geben würde, dann würden sie ganze zwei Wochen in Mal Tael auf sie warten. Kurz bevor Cathyll anfangen wollte zu schreien, formte sich in ihr ein Plan.
Der Mond schien durch das kleine Fenster und weckte Cathyll auf. Es musste noch früh am Morgen sein. Cathyll ignorierte ihre Müdigkeit und schwang sich aus dem Bett. Sie zog das für sie bereitgelegte Hemd an und wühlte dann in der Truhe, die von Bran ins Zimmer getragen worden war. Zufrieden zog sie ihre Reithose heraus und noch weitere Kleider zum Wechseln. Sie schlich sich zur Tür, die nur leise knarzte, als sie sie öffnete und ging leisen Fußes die Treppe hinab.
Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sowohl Bran als auch Ma’an eigentlich ihre Freunde waren und sie die beiden eigentlich nicht hintergehen wollte. Aber sie wusste genau, dass weder ihr Thard, noch ihre Zofe ihren Plan mit dem Pferd nach Mal Tael zu reiten gutheißen würden. Sie war natü rlich die Königin und konnte bestimmen was sie tat, aber sie hatte keine Lust auf die endlosen Diskussionen, die Tränen von Ma’an und das Kopfschütteln von Bran.
Die kalte Luft draußen trug den Geruch von Freiheit und Abenteuer. Als sie im Stall ankam, hörte sie das vereinzelte Grunzen und Scharren von Schweinen und Kühen, die ihre Gegenwart wah rnahmen. Sie tastete sich an den einzelnen Boxen entlang, bis ein Schnaufen darauf deutete, dass sie bei El’hain, der Stute von Bran angekommen war. Sie sprach einige beruhigende Worte, öffnete die Pforte und tätschelte das Pferd. El’hain kannte Cathyll von früheren gemeinsamen Ausritten und obwohl die Stute manchmal einen eigenen Willen hatte, waren sie immer sehr gut miteinander ausgekommen. „Schhh, meine Kleine, wir machen einen Ausflug.“
Cathyll führte die Stute nach draußen auf den Hof, wo ein silberner Mond ihr den Weg in den Süden leuchtete. Drei Tage, dachte die Königin, dann bin ich bei meinem Mann.
40. Daheim
ass man sich in seinem alten Heimatdorf traf, machte die Sache nicht gerade einf acher für Ketill. Er hätte gerne darauf verzichtet seinen Vater wiederzusehen, auch wenn ein Teil von ihm sich wirklich freute. Aber das letzte Mal, dass er ihm von einem Pferdeschlitten, der sich in Richtung Throndje bewegt hatte, zugewunken hatte, war er acht Jahre alt gewesen – und so viel
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