Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
und lässt deinen Vater im Stich und erlebst Abenteuer. Nun kommst du zurückgekr ochen und willst ein Königreich, dabei hast du noch nicht einmal ein Zuhause.“ Der Mann spuckte erneut aus.
Haug trat einen Schritt vor und sagte: „Sei still, Stikle. Sei einfach still und geh zurück in deine B aracke, in die du dich in den letzten zehn Jahren zurückgezogen hast.“
Doch Ketill wusste, dass er eingreifen musste. Er rief:
„Du scheinst dich nicht wirklich zu freuen mich zu sehen, Vater.“
Erneut spuckte Stikle aus. „Auf wen soll ich mich freuen? Freut sich ein Hirsch auf einen Wolf? Freut sich eine Ziege auf den Ofen? Oder freut sich ein Haushüter auf ein Stück Hundekot?“
Die Menge raunte. Zwei der Männer aus Karlshavn gingen auf Stikle zu. „Halt“, rief Ketill. „Lasst ihn. Er scheint … aufgebracht zu sein. Vater,… ja, ich bin gegangen, als Inga gestorben ist. Und offensichtlich, aus welchen Gründen auch immer, kannst du mir das nicht verzeihen. Du warst ein guter Vater, das mag ich wohl behaupten. Ich bin nicht gegangen, weil mir es nicht gefallen hätte, sondern weil ein ferner Ruf mich lockte. Und weil die Nornen es so wollten. Ich bin gegangen, weil ich dazu bestimmt war, den Thron für unser Land wiederzugewinnen.“
Stikle schüttelte mit dem Kopf und grummelte etwas vor sich hin, was wie „…so starrköpfig wie deine Mutter…“ klang. Dann öffnete er die Tür und ging hinaus in die Kälte.
Erst nach einigen Momenten schien sich die Spannung aufzulösen. Die Leute im Saal fingen an miteinander zu reden und Ketill stieg seinen Hochsitz hinunter. „Bring mir einen einfachen Stuhl, Haug. Für heute Abend möchte ich einfach einer unter vielen sein.“ Haug schaute Ketill an und es schien, als wolle er widersprechen, doch dann zog er schließlich los.
Eyvind nahm seine Harfe und stimmte ein Heldenlied an, damit die Stimmung sich weiter löste. Als Haug den Holzstuhl gebracht hatte, setzte Ketill sich seufzend und starrte auf sein Methorn.
„Deine Mutter ist tot?“ Es war Linja, die Ketill ansprach, sie saß direkt am Ende der Bank.
„Ja, meine Mutter ist gestorben als ich acht Jahre alt war. Sie ist unter eine Lawine geraten. Mein Vater war am Boden zerstört . Er hatte immer gesagt, dass Inga das Glück seines Lebens sei. Er hatte sie auf einer Handelsfahrt in Sjöne kennengelernt und dann mit hierher gebracht. Sie war eine Schwester von Olaf. Nach dem Tode Ingas saß mein Vater tagein tagaus im Haus und starrte vor sich hin. Als dann ein Schiff bei uns hielt, das nach Throndje fuhr, beschloss ich mitzufahren. Ich wurde von Olaf freundlich aufgenommen, aber er schickte mich bald ins Dreischafetal, damit ich seinen Thron nicht gefährden würde.“ Linja nickte. Offensichtlich kannte sie die nordischen Gepflogenheiten nahe Verwandte an andere Orte zu senden, damit diese auf der einen Seite Erfahrungen sammeln konnten, auf der anderen Seite aber auch keine Gefahr für den aktuellen Herrscher darstellten. Ketill schaute sie an. „Woher kommst du eigentlich? Du bist keine Tochter der alten Fnögg, oder?“
Linja lachte. „Nein, bei mir ist es ähnlich wie bei dir. Ich wurde von Zuhause fortgeschickt – damit ich bei Fnögg lernen sollte.“
„Nun, dann kannst du ja bald wieder zurückgehen.“
Erneut lachte das Mädchen. „Ich glaube, du wirst mich noch gut gebrauchen können, mein König.“ Damit machte sie wieder eine ihrer übertriebenen Verbeugungen, stand auf und ging nach draußen.
41. Rache
ie flüsterte zarte Worte in sein Ohr. Er kicherte auf eine unangenehme Art und Weise und sie strich ihm über die Glatze. Dann setzte sie sich aufrecht hin und zog ihren Umhang an.
„Ich wünschte ich könnte öfter in Eurer Nähe sein und müsste nicht immer Eure werte Gattin fürchten.“
„Oh, das wünschte ich auch, Cyril. Ich glaube, Zazou ahnt schon etwas.“
Cathyll lachte dabei und versuchte möglichst gelassen zu wirken. „Ich bin nicht das erste Mädchen, das Ihr in Eure Bettstatt nehmt. Sie wird es verkraften.“
D er Herzog, der auf der anderen Seite des Bettes saß, drehte sich um und blickte sie an. „Aber du bist das erste Mädchen, von dem ich mehr will.“
Sie drehte sich ab, seufzte und ging zur Tür hinaus. Die Wachen vor der Tür starrten weiter gerad eaus, als sie an ihnen vorbeiging, den Gang hinunter. Sie würde wieder in das Nebenhaus gehen müssen, aber sie hatte ihn am Wickel. Sie wollte nicht nur verschont werden von der schrecklichen
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