Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
tun.
„Herzog de Balard.“
Er hielt inne.
„Herzog, bitte hört mich an.“
Er drehte sich um und bedeutete mit einer Handbewegung seine Wachen zu ihren Posten zurückzukehren. Sie drehte sich zu ihm und befand es für besser am Boden zu bleiben, um einen erbarmungswürdigeren Eindruck zu machen.
„Der Tod meiner Schwester trifft mich sehr hart, Ihr entschuldigt meine mangelnde Contenance. Und dieser Brief – ich habe ihn nie geschrieben. Und diese Flasche – ich habe sie nie gesehen.“ Sie wusste, dass sie sich irgendwie aus dieser Geschichte herauswinden musste. Im Erzählen versuchte sie die Stücke ihrer Geschichte zusammenzufügen.
„Cathyll de Marc ist krankhaft eifersüchtig auf mich, müsst Ihr wissen, Herzog. Daher hat sie Sybil auch bei sich behalten, obwohl diese lieber mit mir gegangen wäre. Sie hat mich gehasst, immer schon. Nun hat sie wohl versucht, mein Herz zu brechen, indem sie…“, damit schluchzte Cyril laut auf, „meine Schwester töten ließ und mir die Schuld geben will.“ Aus den Augenwinkeln beobachtete Cyril, wie der Herzog einen mitfühlenden Ausdruck im Gesicht bekam.
„Sie will mir alles wegnehmen. Besonders schlimm ist es, seitdem sie die Hexereien der Scicth mi tgemacht hat.“
„Hexereien?“
„Ja, dieses Volk im Norden Ankilans führt wilde menschenverachtende Rituale aus und Cathyll hat sich der Hexereien dieser Wilden bedient, um sich ihr Königreich zu erschleichen.“
Der Herzog beugte sich zu ihr herab.
„Und ihr Ehemann, dieser Gareth aus Sath ist Anhänger der Kirche des Mondes. Auch das hat sie wohl noch härter werden lassen. Herzog de Balard, ich hätte Euch das alles viel früher erzählen sollen, doch ich wollte mich Euch nicht aufdrängen.“ Sie drehte sich zu ihm und er nahm ihre Hand. In seinen Augen stand sichtbare Verwirrung. Cyril wusste, dass sie nun alles auf eine Karte setzten musste, denn ihre Lügengeschichten waren aus zu dünnem Garn gestrickt.
„Ich habe Euch nicht belästigen wollen mit den Träumen einer jungen Frau, die sich nach Sicherheit sehnt und den ga nzen Tag an nichts anderes denken konnte als Euch.“
„Mich?“
„Ja. Seid Ihr so blind gewesen? Ich begehre Euch, Herzog, doch ich weiß, dass ich nur ein kleines, dummes Mädchen bin und ich wollte Eure heilige Ehe nicht zerstören.“
Einen Moment lang lag sie vor ihm da mit ihrem geröteten, von Tränen aufgelösten Gesicht, dann nahm der Herzog sie in seine Arme und überdeckte sie mit wilden Küssen, die von ihr gierig erw idert wurden, bis zuerst die Perücke vom Haupt des Herrschers rutschte, gefolgt von weiteren Bedeckungen.
Die Berater des Königs, die vor der Tür ungeduldig warteten, wurden nach zwei Stunden in das Audienzzimmer gerufen und vom Herzog selbst aufgefordert der bösartigen Usupatorin Cathyll de Marc einen drohenden Brief zu schreiben.
38. Ein uneigener Gedanke
r hatte sich an die Halluzinationen gewöhnt, dennoch scheute er sic h davor, den Holzlöffel mit der breiigen schwarzen Masse zu seinem Mund zu führen. Am nächsten Tag würde er wahrscheinlich wieder Blei in den Gliedern haben und fürchterliche Kopfschmerzen. Vielleicht hätte er das alles verhindern können, wenn er Archa’itur einfach gesagt hätte, dass er nichts Besonderes gesehen hatte, aber vermutlich hätte der alte Druide ihn durchschaut.
Als Nod ihm von seinen Erlebnissen nach dem ersten Ritual erzählt hatten, begannen die Augen des alten Mannes zu leuchten und so etwas wie Hoffnung glimmerte in ihnen.
„Du hast den Speer gesehen, N’tor sei Dank“, hatte er gekrächzt und dann hatte Nod alles erzählen müssen - von dem Verschwinden des Druiden am Feuer bis hin zu dem Gefühl, dass er unter Wasser gehalten wurde.
„Ich bin nicht fortgegangen vom Lagerfeuer, Staer’cui, ich war die ganze Zeit bei dir und bin dir gefolgt. Das war höchst interessant.“ Dann hatte Archa’itur gekichert. Er hatte ihm erklärt, dass der Pilzbrei, den er seinem Schüler geg eben hatte, offene Menschen zu Visionen führen konnte und dass er gehofft habe, Hinweise darauf zu erhalten, wie weiter zu verfahren sei. Ob das Dorf dem Untergang geweiht sei oder ob es noch Hoffnung gäbe. Dass der Junge sogar die Drachenlanze sehen würde, habe er nicht zu hoffen gewagt.
Archa’itur hatte Nod dann erklärt, dass sie in weiteren „Träumen“, wie er sie nannte, herausfinden müss ten, wo die Lanze sei.
Seitdem hatte Nod schon viermal den Pilzbrei essen müssen, jedoch war ihm die
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