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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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so als wolle er sich selber Halt geben.
    „Vor ein paar Wochen, als Darihd und Mirkat mich in die Hütte trugen und dann Malis und deiner Pflege überließen, da habe ich seltsame Bilder gesehen, innerlich, weißt du?“
    Nona schüttelte den Kopf, machte aber eine Geste, dass er weiterreden möge.
    „Seit dieser Zeit träume ich viel. Ich friere im Traum und liege dann unter einem riesigen Baum im Schnee. Manchmal erinnere ich mich auch an ein flirrendes Licht, und da war auch ein See. Und irgendwas Weißes, Rundes darauf. Und dann immer dieser Duft, den ich höre… Ich höre ihn, Nona! Wie kann das sein? Und ich habe immer so ein Gefühl, als sei das alles wichtig. Es hat eine Bedeutung, weißt du? Aber ich komme nicht dahinter. Und seit ich den Traum von diesem Buch hatte, weiß ich, ohne dass ich es je gelernt hätte, welche Wildkräuter essbar sind, und welche von ihnen auch Heilkräuter sind. Ich kenne sogar ihre Namen, weiß , wann sie geerntet werden können und wie man sie am besten verwendet! Nona, das ist eine tolle Sache, aber es macht mir auch Angst. Was passiert nur mit mir? Wo kommt dieses Wissen her?“
    Seine Freundin zuckte hilflos mit den zarten Schultern. Sie fasste sich pantomimisch an die Stirn und runzelte sie als hätte sie Schmerzen, und schaute Taiki dann abwartend an.
    „Ob mir der Kopf noch weh tut? Nein, eigentlich nicht. Nur wenn ich sehr müde und überarbeitet bin. Nona, ich muss dir jetzt etwas sagen, aber du musst es für dich behalten. Versprich es mir, sonst sage ich dir nichts.“
    Nona wurde ärgerlich. Sie machte die „ Sprich “- und die „ Ich höre dir zu “-Geste, bedeutete Taiki aber auch, dass sie sich das Recht vorbehalten wolle, selber zu entscheiden, ob sie es für sich behalten könne. Zuletzt zeigte sie das Handwort für „Sorge“.
    Taiki platzte heraus: „Ich werde fliehen!“
    Nona sprang auf ihre Füße und gestikulierte wild, dass er wohl den Verstand verloren hätte! Ob er nicht mehr wüsste, was mit Maira und Gabin passiert war, als die Roten sie auf der Flucht ertappten?
    „Doch, doch. Natürlich weiß ich noch, wie sie bestraft wurden und starben. Aber Nona, ich weiß es ganz genau. Ich muss hier weg. Ich muss! Auf mich wartet etwas da draußen, es ruft mich . Wenn ich hier bleibe, dann wird Martok mich eines Tages umbringen. Aber so will ich nicht sterben. Ich will ein alter, nein, ein uralter freier Mann sein, wenn ich einst sterben muss.“
    Nona hatte Tränen in ihren Augen, sie spürte große Angst um Taiki und fiel ihm leise schluchzend um den Hals.
    „Da ist noch etwas, was ich dir zeigen will.“ Taiki schob das Mädchen sanft zurück und griff unter sein Hemd und zog eine kleine, verwitterte Holztafel hervor.
    „Schau, was ich zwischen Wand und Truhe gefunden habe. Das habe ich gemacht, als ich noch ein kleiner Junge war. Sieh!“
    Nona nahm sie ihm aus der Hand und hielt die Tafel mehr ins Mondlicht. Auf dem Holz war ein Tier eingeritzt. Eines, das es nicht gab. Es sah aus wie ein Esel mit dickem Bauch, der fast auf der Erde schleifte, es hatte Füße wie eine Ente und, tatsächlich, kleine Flügel! Sie verstand nicht, was Taiki ihr damit sagen wollte und gab es ihm zurück.
    „Nona, dieses Wesen, das habe ich wirklich gesehen! Ich habe mit ihm gesprochen und bin durch einen Wald mit ihm gewandert.“
    Amüsiert machte sie die „ Du bist ja nicht ganz bei Trost “-Geste.
    „Das war nicht hier, es war in der anderen Welt ! Ich war dort, das musst du mir glauben!“
    Das wurde Nona jetzt zu dumm. Andere Welten mit Eselenten, Unsinn! Sie ging erbost zurück in die Scheune, nicht ohne vorher Taiki mit energischer Geste ins Bett zu schicken, der enttäuscht und beleidigt unter dem alten Walnussbaum zurückblieb.
     
    Heute war der Kampfunterricht besonders anstrengend gewesen. Den jungen Männern floss der Schweiß in Strömen über ihre muskulösen, sonnenverbrannten Leiber. Sie hatten großen Durst, denn es war ein heißer Tag, der erste Tag des abnehmenden Mondes im blauen Monat. Das Reitervolk hatte die merkwürdige Tradition der Farbnamen für die Monate des Jahres.
    „Ihr habt hart trainiert, Männer. Ich bin mit euch zufrieden. Ihr könnt euch jetzt ausruhen gehen.“ Meister Tock, dessen roter Bart schon viele graue Haare hatte, schwitzte weitaus weniger als die jungen Krieger, obwohl er die ganze Zeit mitgemacht hatte.
    „Martok, Tuska und Radonn – ihr macht weiter. Ihr lauft zwanzig Runden um die Koppel.“
    Verstohlene

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