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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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bevorzugtes Opfer. Martok saß hämisch grinsend mit etwas Abstand im Sattel, betrachtete die Szene zufrieden und feuerte seine Kumpane an. Alle waren betrunken.
    „Was ist denn, hat das Taikilein etwa Angst? Sing doch ein Liedchen, vielleicht geht es dir dann besser, du kräuterfressende Halbfrau.“
    „Lasst mich in Ruhe, ich warne euch!“
    „Oho, wovor denn? Willst du mich mit Gemüse totwerfen?“ Martok lenkte sein Pferd Richtung Feld und johlte vor Vorfreude.
    „Wir dürfen dir nichts tun, sagt Meister Tock. Aber er hat nichts von deinem Grünzeug gesagt“ , kiekste Radonn, der mitten im Stimmbruch war.
    Sie folgten ihrem Anführer und ließen die Pferde auf dem gut gepflegten Gemüseacker kreuz und quer galoppieren.
    „NEIN, hört sofort auf, bei den Göttern, lasst das sein!“
    Taiki rannte entsetzt zum Acker und rief laut um Hilfe, aber Darihd, Arik und Mirkat waren längst unterwegs. Doch sie konnten den Schaden auch nicht abwenden, denn die Krieger auf ihren Pferden waren einfach zu gefährlich und völlig enthemmt. Die Frauen, die am anderen Ende des Ackers Wildkraut gejätet hatten, liefen mit erhobenen Hacken auf die Barbaren zu.
    „Nein“ rief Arik laut, „geht weg, haltet euch zurück, ihr Frauen. Die sind wahnsinnig geworden.“
    Taiki sprang nun wutentbrannt an Martoks Pferd hoch und klammerte sich an sein Bein.
    „Ich verfluche dich, hörst du? Verflucht seist du, auf immer und ewig, du wertloses Stück Barbarendreck, ich hasse dich! Schlangen und Würmer sollen dein Gedärm fr essen, elend sollst du zugrunde gehen!“
    Taiki geriet völlig außer sich. Eine starke Welle der Energie schoss unsichtbar aus ihm heraus. Arik befahl Darihd und Mirkat, ihn vor sich selber zu schützen und unverzüglich in die Schlafhütte zu bringen, und sei es mit Gewalt. Taiki wehrte sich gegen seine Freunde, denn eine eiskalte Wut hatte sich seiner bemächtigt und verlieh ihm nie gekannte Kraft. Mit vereinten Bemühungen schafften sie es gerade eben, ihn vom Sohn des Clanführers loszureißen und wegzubringen .
    Tuska und Radonn warfen sich einen verunsicherten Blick zu. Konnte er Martok wirklich verfluchen? Hatte er die Macht dazu? Es gab Gerüchte. Sie hatten es munkeln hören, dass er nicht wie alle anderen sei, sondern seltsame Fähigkeiten besitzen solle, die an Zauberei grenzten. Martok, der unter all der zur Schau gestellten Großartigkeit extrem abergläubisch war, erblasste und war unschlüssig, was er nun als nächstes tun solle. Um nicht ganz das Gesicht zu verlieren, stieß er ein paar wüste Drohungen aus und drückte dann seinem Pferd die Hacken in die Flanken und ritt davon, gefolgt von seinen Kumpanen.
    Darihd und Mirkat warfen Taiki auf seine Strohmatte. „Bei den Göttern, was hast du nur getan?“
    Taiki, der vor Aufregung zitterte, drehte sich auf die Seite und starrte die Wand an.
    „Geht, lasst mich allein.“
     
    Es war nach Mitternacht, als jemand die kleine Nebentür zur Kochscheune öffnete. Leise, aber nicht leise genug, wurde sie wieder geschlossen. Nona rührte sich nicht auf ihrem Strohsack. Sie blinzelte vorsichtig durch die Augenlider und sah eine Gestalt umherschleichen, nicht viel größer als sie selbst. Es war eine Vollmondnacht und durch die Ritzen der Holzwände sickerte genug Licht, dass sie nach kurzer Zeit Taiki erkannte. Er schlich auf ihre Schlafstatt zu, sichtlich in der Hoffnung, von Mali unbemerkt zu bleiben. Nona entspannte sich und wartete ab. Auf dem Weg zur Schlafecke stibitzte Taiki eine Teigtasche vom Tisch, die mit Schafskäse und Kräutern gefüllt war. Er schlang sie hungrig herunter und ging dann fingerableckend zu Nona und setzte sich zu ihr.
    „Nona, wach auf.“ Er rüttelte sanft ihre Schulter. Das Mädchen blickte ihn fragend mit ihren großen, graublauen Augen an. „Ich muss dir was erzählen, komm bitte mit nach draußen.“
    Sie schlichen gemeinsam aus der Scheune raus, während die alte Frau leise schnarchte. Die Nacht war einigermaßen warm und angenehm. Taiki führte Nona zum nächstbesten Walnussbaum und setzte sich.
    „Ich muss dir etwas sagen. Wenn ich es nicht bald jemandem anvertraue, werde ich noch verrückt.“
    Nona nahm neben ihm Platz, hielt ihren Kopf leicht schief und legte mitfühlend ihre kleine Hand auf seinen Arm. Sie drückte ihn ganz leicht, nickte dann auffordernd mit dem Kopf, dass er fortfahren solle.
    Taiki strich sich die langen seidigen Haare aus dem Gesicht, zog die Beine an und schlang seine Arme um die Knie,

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