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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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Blicke wechselten hin und her zwischen denen, die den Übungsplatz verlassen durften. Sie ahnten, was kommen würde, denn Radonn war nicht nur dumm, sondern auch geschwätzig und hatte damit geprahlt, es der „Kräuterhalbfrau“ wieder mal gezeigt zu haben, zusammen mit Tuska und Martok. Die Kameraden verstanden nicht, was ihren Anführer und seine engsten Freunde immer wieder dazu trieb, ihr Mütchen an wertlosen Sklaven zu kühlen. Und letztes Mal sogar gegen das ausdrückliche Verbot des Waffenmeisters!
    Als endlich die letzte Runde gelaufen war, standen Radonn und Tuska keuchend vor ihrem Meister und stützten sich gegenseitig. Martok war in den letzten Runden weit zurückgeblieben. Er, der sonst alle überflügelte.
    Meister Tock wartete geduldig, bis der Sohn des Clanführers vor ihm stand. Er sah alles andere als gesund aus, aber Strafe musste nun mal sein.
    „Wie ich hörte, habt ihr meinen Befehlen nicht gehorcht.“
    Er sah den jungen Männern fest in die Augen und wartete, wie sie auf diese Feststellung reagieren würden. Erwartungsgemäß versuchten Radonn und Tuska sich herauszureden mit dem Argument, sie hätten doch nur ihren Spaß haben wollen und nur ein wenig Gemüse zertrampelt und nicht den Sklaven.
    „Ihr meint also, ihr hättet das Recht auf freie Auslegung meiner Befehle?“
    „Ähm, das nun nicht gerade“ , stammelte Radonn.
    „Wir haben das wohl falsch verstanden“ , ergänzte Tuska unsicher.
    „Und du, Martok?“
    Mit versteinertem Gesicht trat er bedrohlich nahe an den Anführer der jungen Elite heran. Der war nicht gewillt, seinem Meister in die Augen zu schauen. Wieso beschützte er neuerdings den Sklaven Taiki? Das war so ungerecht und eines Waffenmeisters nicht würdig.
    „Ich warte.“
    Martok hatte heute einfach nicht die Kraft für eine Auseinandersetzung.

„Kommt nicht wieder vor“ , sagte er leise.
    „Natürlich nicht. Von nun an wirst du jedem meiner Befehle bedingungslos gehorchen, wenn dir an deinem privilegierten Leben als Clanführersohn und Anführer der Jungkrieger etwas liegt. Zur Strafe für deinen Ungehorsam wirst du jetzt die Jauchegrube leeren und eine neue ausheben.“
    Fassungslos starrte Martok dem Meister nun d och in die Augen. Er konnte nich t glauben, was er hörte. Welche Beleidigung! Welche Anmaßung!
    „Ich bin der Sohn und Erbe des Clanführers! Ich werde nicht die Jauchegrube leeren.“
    „Eben. Du bist der Erste unter den Jungkriegern und der Sohn unseres Anführers. Gerade du hast ein Vorbild zu sein. Da du es immer wieder vorgezogen hast, deine Charakterschwächen zu zeigen, wird dir nun eine Lehre erteilt, die du dein Leben lang nicht vergessen wirst. Oder willst du dich etwa bei deinem Vater beschweren? Soll er erfahren, was du getan hast?“
    Meister Tock nahm Martoks Mitläufer ins Visier.
    „Und ihr, Tuska und Radonn, mit euch befasse ich mich später. Haut ab und geht mir aus den Augen, alle drei. Sofort!“
    Martok ergab sich schließlich seinem unrühmlichen Schicksal. Es war Ansichtssache, ob er Glück im Unglück hatte oder nicht. Auf jeden Fall entkam er der Jauchegrube. Wie das Schicksal es wollte, stolperte er auf dem Weg dorthin und fiel auf eine extrem giftige Schlange, die ihn in seinen nackten Bauch biss. Minuten später war Martok, Elitekrieger und Erbe des Clanführers, tot.
    Das Schicksal? Ein dummer Zufall? Oder doch der Fluch?
     
    „Knie nieder vor deinem Herrn!“
    Taiki wurde grob zu Boden gestoßen. Seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt, daher konnte er sich nicht abfangen und fiel aufs Gesicht. Mühsam richtete er sich wieder auf und kniete gehorsam und furchtbar verängstigt vor Hantok und seiner Gemahlin Ladici. In der Halle des Herrschers waren außerdem an die zwanzig Krieger versammelt, auch Arik war hier, einige der Feldfrauen und seine Freunde Darihd und Mirkat. Taiki meinte, er hätte beim Eintritt in die Halle auch Vilunyr und Notath gesehen und noch andere Sklaven mehr.
    Der Waffenmeister Tock stand sehr nah neben seinem Clanführer, als würde seine Anwesenheit ihn stärken müssen. Hantok war sichtlich erschüttert und schwieg. Sein Weib Ladici hingegen sprühte nur so vor Hass.
    „Du elender Sklave, du Zauberer! Sterben sollst du, ich will meine Rache! Du hast meinen einzigen Sohn ermordet!!!“
    Taiki wusste nicht , was er sagen sollte, oder ob er überhaupt etwas sagen sollte. Er versuchte seinen Atem zu beruhigen und konzentrierte seinen Blick auf das Muster des dicken Teppichs, der

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