Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
Ruatha zu verteidigen?«
»Ruatha gehört mir!«
»Ruatha!«
F'lar lachte verächtlich.
»Sie könnten Weyrherrin sein!«
»Weyrherrin?« flüsterte sie erstaunt und entsetzt zugleich.
»Ja, Sie kleine Närrin! Ich sagte doch, dass ich mich auf der Suche befinde… und Sie sind mein Ziel!«
Sie starrte seinen ausgestreckten Finger an, als sei er eine gefährliche Waffe.
»Beim Ersten Ei, Mädchen, Sie haben die Macht in sich! Sie bringen es fertig, einen Drachenreiter für Ihre Zwecke einzusetzen, ohne dass er es merkt! Ah, aber es soll nie wieder vorkommen. Von jetzt an bin ich auf der Hut.«
Mnementh brummte zustimmend. Er drehte den biegsamen Hals so, dass eines seiner leuchtenden Augen direkt auf das Mädchen gerichtet war.
Mit einem gewissen Stolz bemerkte F'lar, dass sie bei dem Anblick der riesigen Augen weder zusammenzuckte noch erblaßte.
»Er hat es gern, wenn man ihn über den Augen krault«, meinte F'lar freundlich. Er musste seine Taktik ändern.
»Ich weiß«, erwiderte sie leise und streckte die Hand nach dem Kopf des Drachen aus.
»Nemorth hat ein goldenes Ei gelegt«, fuhr F'lar eindringlich fort. »Und sie ist dem Tode nahe. Diesmal brauchen wir eine starke Weyrherrin.«
»Der Rote Stern?« flüsterte das Mädchen und sah F'lar erschreckt an. Ihre Haltung überraschte ihn, denn bis jetzt hatte sie nicht einmal eine Spur von Angst gezeigt.
»Sie haben ihn gesehen? Sie kennen seine Bedeutung?«
Er sah, dass sie nervös schluckte.
»Er bringt Gefahr …«
Sie warf einen besorgten Blick nach Osten.
F'lar fragte nicht, auf welche Weise sie die drohende Gefahr spürte. Er hatte die Absicht, sie notfalls mit Gewalt in den Weyr zu bringen. Aber natürlich war es besser, wenn sie ihn freiwillig begleitete. Eine aufsässige Weyrherrin war noch gefährlicher als eine dumme. Dieses Mädchen besaß zuviel Macht. Und sie war seit ihrer Jugend an Ränkespiele gewöhnt. Er durfte sie sich nicht zur Feindin machen.
»Er bringt Gefahr für ganz Pern, nicht nur für Ruatha.«
Seine Stimme wurde bittend.
»Und Sie werden gebraucht. Nicht von Ruatha.«
Er machte eine Handbewegung, als sei Ruatha ein Nichts, verglichen mit dem Gesamtbild.
»Ohne eine starke Weyrherrin… ohne Sie… sind wir zum Untergang verurteilt.«
»Gemma sagte, dass alle Bronzereiter gebraucht werden«, flüsterte sie.
Was meinte sie mit dieser Feststellung?
F'lar zog die Stirn kraus.
Hatte sie eine seiner Bemerkungen aufgefangen? Er spürte nur, dass ihre abwehrende Haltung nachließ, und drang weiter in sie.
»Sie haben hier gesiegt. Lassen Sie das Kind…«
Er sah ihr Zusammenzucken und fuhr unerbittlich fort »Gemmas Kind… in Ruatha aufwachsen. Als Weyrherrin haben Sie Befehlsgewalt über ganz Pern, nicht nur über diese Ruine. Führen Sie die Rache nicht zu weit. Sie haben erreicht, was Sie wollten. Fax ist tot.«
Sie sah F'lar nachdenklich an, während sie seine Worte verarbeitete.
»Ich habe nie überlegt, was nach dem Tod des Barons sein würde«, gab sie langsam zu.
Ihre Verwirrung war beinahe kindlich. F'lar hatte bisher noch keine Zeit gefunden, über ihr Handeln nachzudenken. Nun kam ihm allmählich zum Bewusstsein, was für einen unbezähmbaren Charakter sie besaß.
Als Fax ihre Familie ermordete, war sie selbst kaum zehn Planetendrehungen alt gewesen. Aber bereits zu dieser Zeit hatte sie sich ein Ziel gesetzt und es fertig gebracht, der Entdeckung so lange zu entgehen, bis der verhasste Feind besiegt war.
Was für eine Weyrherrin!
Von Ruatha hatte der Weyr schon immer die stärkste Unterstützung erhalten. Im Mondlicht hingegen wirkte Lessa jung und verwundbar.
»Sie können Weyrherrin werden?« wiederholte er mit sanfter Beharrlichkeit.
»Weyrherrin?« flüsterte sie ungläubig und warf einen Blick auf den inneren Hof, den die Mondstrahlen umspielten. F'lar sah, dass sie zitterte.
»Oder tragen Sie lieber Lumpen?« fragte er spöttisch.
»Gefallen Ihnen das verfilzte Haar und die rauhe Haut Ihrer Hände? Schlafen Sie gern im Stroh? Sie sind jung… zumindest nehme ich das an.«
Er gab seiner Stimme einen skeptischen Klang. Lessa betrachtete ihn kühl. Ihre Lippen waren zusammengepresst.
»Haben Sie überhaupt keinen Ehrgeiz?
Der ganze Planet kann Ihnen gehören, und Sie begnügen sich mit diesem kleinen Fleck?«
Er machte eine Pause und fügte mit seiner ganzen Verachtung hinzu: »Das Blut der Ruatha scheint dünner geworden zu sein. Sie haben Angst!«
»Eine Ruatha fürchtet nichts und
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